Der verschwundene Weihnachtsengel: Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln
Weihnachtsengel, kurz nachdem er aufgestellt wurde, aber noch vor der offiziellen Eröffnung, verschwunden ist. Der Reporter Uli Unkenthal erhebt schwere Vorwürfe gegen den Bürgermeister, weil dieser dem Engel keinen Wachschutz zur Seite gestellt habe. »Wachschutz. Schwachschutz!«, wird der Bürgermeister zitiert. »Das haben wir ja noch nie gemacht, und wer konnte denn ahnen, dass jemand ausgerechnet den Weihnachtsengel entführt!«
Und tatsächlich wurden zahlreiche, weitaus wertvollere Gegenstände im Umfeld des Weihnachtsengels zur allgemeinen Verwunderung nicht entwendet. Unter der Überschrift »Wir wollen unseren Weihnachtsengel zurück« ist auch ein Interview mit Jakobs und Lauras Rektorin Frau Rettich abgedruckt.
Darin heißt es, dass der Rhodenberger Traditionsadvent endgültig und für alle Zeiten ruiniert ist, wenn der Engel nicht mehr auftauchen sollte. Das Interview schließt mit den Worten: »Wer auch immer für das Verschwinden des Rhodenberger Weihnachtsengels verantwortlich ist, hat sein Ansehen als ehrenvoller Bürger in unserer schönen Stadt für alle Zeiten verwirkt. Der Dieb hat keine Nachsicht zu erwarten.«
»Puh, ich glaube kaum, dass irgendjemand den Engel nach diesen Worten freiwillig zurückgeben würde«, sagt Papa, nachdem er den Bericht Jakob, Laura und Mama beim Frühstück vorgelesen hat.
Laura ist den Tränen nahe: »Wie kann man mir das nur antun?«, jammert sie. »Mein Auftritt ist völlig verdorben. Ich weiß gar nicht, ob er überhaupt stattfinden wird!«
»Mach dir mal keine Sorgen«, sagt Mama. »Bis zum vierten Advent ist noch viel Zeit.« Aber ihre Stimme klingt, als sei sie von ihren eigenen Worten nicht überzeugt.
Für Jakob ist hingegen alles klar: Ronnie hat den Weihnachtsengel gestohlen, um Laura einen Streich zu spielen. Jakob denkt nach, was er nun tun soll. Am liebsten würde er sofort allen erzählen, dass es nur ein dummer Scherz von Betriebsscherzkeksnudel Ronnie ist. Aber obwohl Jakob wütend ist, muss er auch an die Worte der Rektorin denken: »Der Dieb hat keine Nachsicht zu erwarten.« Was für eine fürchterliche Situation! Denn wenn Ronnie als Dieb überführt wird, wird er mit Sicherheit von der Schule geworfen. Vermutlich muss er sogar in eine andere Stadt ziehen! Weil niemand ihn mehr leiden kann! Und das nur, weil Ronnie wieder einmal den Kasper spielen wollte! So eine schlimme Strafe hat auch Ronnie nicht verdient, findet Jakob.
Mit all diesen Gedanken im Kopf und einem unguten Gefühl in der Magengrube macht sich Jakob mit Laura auf den Schulweg. Im Bus reden alle Kinder nur über den Diebstahl des Engels. Es wird eifrig gerätselt, wer wohl der Dieb ist und warum der Engel gestohlen wurde. Manche behaupten, im Engel seien Diamanten versteckt, andere vermuten, er habe vielleicht magische Kräfte. Als Jakob das Schulgebäude betritt, fühlt er sich wie gelähmt. Aber nach und nach reift in ihm ein Entschluss: Ronnie soll noch eine Chance bekommen. Gleich in der ersten Pause will er ihm ins Gewissen reden, damit er den Weihnachtsengel freiwillig zurückgibt. Doch als Jakob das Klassenzimmer betritt, sitzt Ronnie nicht auf seinem Platz. Er erscheint auch den Rest des Tages nicht zum Unterricht.
Wieder daheim herrscht trübsinnige Stimmung. Laura stochert lustlos in ihrem Mittagessen. »Soll ich dir vielleicht nachher beim Basteln helfen?«, fragt Jakob, um sie aufzumuntern. Aber Laura zuckt nur missmutig die Schultern. »Hat doch eh keinen Sinn«, sagt sie. »Mein Auftritt ist ja wohl abgesagt.«
Jakob ärgert sich. Mit einem Wort könnte er Lauras Laune verbessern! Aber es geht nicht. Er will erst mit Ronnie sprechen.
»Und wenn ich dir verspreche, dass alles, aber auch wirklich alles, wieder gut wird?«, fragt Jakob deshalb nur.
»Hm, das wäre ja das allertollste Versprechen, was ich je bekommen habe«, sagt Laura misstrauisch.
»Dafür musst du aber auch mit dem Basteln anfangen«, fordert Jakob. »Denn wenn du es nicht machst, würde das bedeuten, dass du nicht an mein Versprechen glaubst.«
»Das ist ja Erpressung«, empört sich Laura. Dann muss sie aber doch schmunzeln.
Laura holt das Goldpapier herbei und erklärt Jakob, was sie vorhat. »Eigentlich waren ja Weihnachtssterne geplant. Aber ich habe eine total schöne Anleitung für Weihnachtsengel gefunden, das passt doch auch viel besser«, sagt sie und zeigt Jakob, wie das Papier gefaltet werden muss, damit der Engel ein dreieckiges Kleid mit Flügeln bekommt. »Auf die
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