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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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gerichtet. Jonan bemerkte Tropfen auf seinen Wangen, aber ob es Tränen oder Wasser war, das aus seinen Haaren rann, wusste er nicht.
    »Wir brechen auf, sobald ihr fertig seid«, sagte Craymorus.
    Milus nickte. »Einverstanden.«
     
     
    Die Magier nahmen nicht viel mit, nur ein wenig Kleidung und Vorräte für den Weg. Trotzdem dauerte es Stunden, bis ihr Gepäck auf die Pferde und die Kutsche verladen worden war. Die meisten würden zu Fuß gehen müssen. Wegen des Gepäcks war in der Kutsche nur noch Platz für Craymorus und Milus.
    Die Sonne hing bereits tief über dem Horizont, als Garrsy vor der geöffneten Kutschentür stehen blieb und sagte: »Wir sind bereit, mein Fürst.«
    Tohm streckte sich. Er hatte im Schatten eines Felsens geschlafen. »Dann ist für uns wohl nichts mehr zu tun, Herr. Es war uns eine Ehre, Euch behilflich zu sein.«
    »Ich danke Euch.« Craymorus lehnte sich aus der Kutsche und reichte ihm die Hand.
    Tohm ergriff sie, hielt sie länger als nötig. Es war ihm anzusehen, dass er auf etwas wartete.
    »Oh«, sagte der Fürst nach einem Moment. »Natürlich.«
    Er nickte Garrsy zu. »Gebt diesen Männern eine Belohnung für ihre Hilfe.«
    Der Leutnant griff in seinen Umhang und zog einen Beutel hervor. Jonan hörte die Münzen darin klimpern. Garrsy zählte sie sorgfältig ab.
    »Seid nicht geizig, Leutnant. Sie haben unser Leben gerettet.« Craymorus klang ungeduldig. Jonan sah ihn an, aber der Fürst erwiderte seinen Blick nicht.
    Komm schon , dachte er. Vergiss mich nicht.
    Garrsy warf Tohm den Beutel zu. »Teil es auf!«
    Tohm fing ihn auf und grinste, als er das Gewicht spürte.
    »Ja, Herr. Wir werden euch alle in unsere Gebete einschließen.«
    Er verneigte sich tief vor Craymorus und steckte den Beutel ein.
    »Wie viel ist es denn?«, hörte Jonan Olaff fragen, aber Tohm winkte ab. »Später.«
    Garrsy schloss die Kutschentür und stieg auf den Kutschbock. Ein zweiter Soldat saß neben ihm. Die Magier erhoben sich von den Decken, auf denen sie gesessen hatten, und rollten sie zusammen. Es waren fast fünfzig Männer und Frauen, aber nur wenige Kinder.
    Tohm schwang sich auf sein Pferd. »Kommt. Wir haben einen langen Weg vor uns.«
    »Gebt mir meinen Anteil«, sagte Jonan so laut, dass man ihn auch im Inneren der Kutsche hören konnte. »Ich werde euch nicht begleiten. Eure Heimat ist nicht meine Heimat.«
    »Wie du willst«, sagte Tohm mit milder Enttäuschung. Er griff in den Goldbeutel, zählte einige Münzen ab und drückte sie Jonan in die Hand. Es waren zu wenige, aber Jonan beschwerte sich nicht. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Craymorus das Gesicht in seine Richtung wandte.
    »Wohin wirst du gehen, Jonan?«, fragte er.
    »Dorthin, wo man meine Dienste benötigt.«
    Craymorus stützte die Arme auf den Holzrahmen des Kutschenfensters. »Du kennst die Gefahr, in der Westfall schwebt?«
    »Ja, Herr.«
    »Denkst du denn nicht, dass deine Dienste dort benötigt werden?«
    Es war der Satz, auf den Jonan gehofft hatte, aber er ließ sich nichts anmerken. Der Fürst sollte denken, er habe ihn überredet. Also hob er die Schultern und antwortete: »Vielleicht.«
    »Und wenn ich dir sage, dass es so ist, wirst du dann mit uns kommen?«
    »Wenn es Euer Wunsch ist, Herr, werde ich mich fügen.«
    Craymorus lächelte. »Dann füge dich.«
    Jonan neigte den Kopf.
    Er blieb neben der Kutsche, als sie sich in Bewegung setzte. Sein Pferd hatte er einer älteren Frau überlassen. Tohm und die anderen ritten davon. Er sah ihnen nicht nach. Seine Gedanken kreisten um das Schiff, auf dem er Ana gesehen hatte. Die Farben Westfalls hatten von den Masten geweht. Das war das Ziel des Flussschiffes, und dorthin führte ihn auch sein Weg. Hinein in die Stadt, hinein in die Festung. Als Soldat des Fürsten würde er sich frei bewegen können, ohne dass jemand Fragen stellte.
    Ein guter Plan , dachte er nicht ohne Stolz.
    Hinter ihm unterhielten sich die Magier. Sie klangen aufgeregt und fröhlich. In der Kutsche herrschte Stille. Jonan sah die Silhouetten von Vater und Sohn durch die zugezogenen Vorhänge. Ab und zu räusperte sich Craymorus.
    »Ich habe dir nie für meinen Aufenthalt auf der Insel der Meister gedankt«, sagte er schließlich. »Es war eine sehr lehrreiche Zeit.«
    Milus schwieg. Jonan glaubte bereits, er würde nicht antworten, dann tat er es doch. »Was haben sie dich gelehrt?«
    »Ich habe die Schriften der Vergangenen studiert.«
    »Tatsächlich?« Milus klang plötzlich

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