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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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interessiert.
    Warum? , fragte sich Jonan.
    Craymorus fuhr fort: »Die Klarheit ihrer Gedanken ist bemerkenswert. Ich durfte unter Meister Horrus' Anleitung einiges selbst …«
    »Bist du Soldat?« Adelus' Stimme war lauter als die des Fürsten. Jonan drehte den Kopf. Der Junge ging neben ihm her und musterte ihn.
    »Jetzt bin ich es«, sagte Jonan.
    »… haben dich die Vergangenen gelehrt und nach Westfall geschickt«, hörte er Milus in der Kutsche sagen. »Ich …«
    »Du trägst aber keine Uniform. Wieso nicht?«
    »Ich bekomme eine in Westfall.« Jonan antwortete einsilbig. Er hätte den Jungen am liebsten weggeschickt, aber er fürchtete, dass der sich dann bei Craymorus beschwerte, und auf dessen Gunst war er angewiesen.
    »… sehe da keinen Widerspruch«, antwortete Craymorus. »Ein geschärfter Geist ist immer von Nutzen.«
    »Aber sie haben dich geschickt, keinen Schüler, der die Nachtschatten studiert hat.«
    »Ich habe wohl mehr Grund …«
    »Kriegen wir auch Uniformen?«, fragte Adelus mit seiner überkippenden lauten Stimme. »Wir sollten welche bekommen, wenn wir mit euch gegen die Nachtschatten kämpfen. Aber nicht so eine, wie der Leutnant trägt. Ich will eine schwarze mit Stiefeln.«
    Jonan antwortete nicht, hoffte, der Junge würde das Interesse verlieren, wenn er ihn ignorierte. In der Kutsche ging das Gespräch weiter.
    »… dass ich in der Lage dazu bin?«, fragte Craymorus. Er klang auf einmal gereizt.
    »Ich habe eine Frage gestellt, die du nicht beantworten kannst«, sagte Milus ruhig. »Hast du überhaupt …«
    »Ich habe noch nie einen Nachtschatten gesehen«, sagte Adelus. »Du?«
    »Ja.«
    Der Junge hob einen Ast vom Boden auf und ließ ihn durch die Speichen eines Kutschenrads knattern. Auf dem Kutschbock drehte sich Garrsy um. Er schien den Jungen zurechtweisen zu wollen, aber dann sah er, wer es war, und wandte sich wortlos ab.
    »Ich habe gehört, dass sie sich in Menschen verwandeln können.« Adelus warf den Stock weg.
    Jonan lauschte in die Kutsche hinein, aber dort war es still.
    »Das ist wahr«, sagte er.
    »Und dann kann niemand erkennen, dass sie ein Nachtschatten sind?«
    »Nein.« Die Unterhaltung schien verstummt zu sein.
    Adelus trat gegen einen Stein. Er rollte unter die Kutsche. Knirschend fuhr ein Rad darüber. »Ich schon«, sagte er.
    Jonan spürte einen Stich im Magen. Sein Mund wurde trocken. »Wie meinst du das?«
    »Es ist ganz leicht. Man braucht nur den richtigen Zauber, dann kann man jeden Nachtschatten erkennen, egal, wie er aussieht.« Er schnippte mit den Fingern. »Einfach so.«

 
Kapitel 30
     
    Wer den Fluss beherrscht, beherrscht das Land. Dem Krieger, der diese Worte einst aussprach, soll sein Fürst geantwortet haben: Wenn dies wahr wäre, stündest du gerade vor einem Fisch.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    »Schwarzklaue.«
    Er erwachte. Marya beugte sich über ihn. Es war so dunkel, dass er sie kaum erkannte.
    Schwarzklaue setzte sich auf. Es war still. Das unablässige Schlagen der Ruder, das seit drei Tagen die Reise über den Fluss bestimmte und dafür sorgte, dass die Strömung sie nicht zu weit nach Süden trieb, war verstummt.
    »Warum wird …«, begann er, aber Marya legte ihm eine Klaue auf den Mund.
    »Sei still«, flüsterte sie. »Ein Schiff.«
    Sie streckte den Arm aus. Schwarzklaue kniff die Augen zusammen. Die Schwärze des Flusses und die der Nacht gingen ineinander über. Die Sterne spiegelten sich im Wasser, sodass es beinahe aussah, als hingen die Flöße im Himmel.
    Blindnacht, so nannten die Bewohner des Südens die mondlosen Nächte. Im Norden hießen sie Totenmond.
    »Wo?«, fragte er leise. Die anderen Nachtschatten rührten sich nicht. Ihre Ruder lagen neben ihnen auf dem Holz.
    »Dort, unter dem Schneehasen.«
    Schwarzklaue fand das Sternbild tief am südlichen Himmel. Es hatte sie seit ihrem Aufbruch begleitet. Das Schiff, das darunter hing, war ein schwarzer Fleck in der Dunkelheit. Seine Größe ließ sich nicht erahnen, auch nicht, wie weit es entfernt war.
    »Die anderen wissen Bescheid«, flüsterte Marya. »Ich habe ein paar Schwimmer zu den Flößen geschickt. Sie haben sich in der Nacht weit voneinander entfernt. Ich weiß nicht, ob die Boten alle erreichen.«
    Schwarzklaue nickte. »Es scheint näher zu kommen«, sagte er. Die Anstrengung ließ seine Augen tränen, aber er sah nicht weg.
    »Die Strömung treibt uns ihm entgegen.« Snellig hockte am Rand

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