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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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heran.
    Vorsichtig schob sich Schwarzklaue über die Reling. Die Matrosen und Schützen bemerkten ihn nicht. Eine Salve glühender Kohle flog den Flößen entgegen. Schwarzklaue biss die Zähne zusammen. Am liebsten hätte er sich auf die Schützen gestürzt, aber er riss sich zusammen und schlich zu den anderen. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Marya ihm folgte. Sie hatte ihre Waffe verloren, ebenso wie er selbst.
    Hinter einer Taurolle ging er in Deckung. Bärenkralle nickte ihm zu. Er war ein großer, kräftiger Krieger mit breiten Schultern und Armen, die zu lang für seinen Körper zu sein schienen. Neben ihm schoben sich Klauen über die Reling. Zwei andere Nachtschatten kletterten an Bord, vier weitere folgten. Keiner von ihnen war bewaffnet. Sie sahen Schwarzklaue und gingen ebenfalls in Deckung.
    »Wir greifen die Bogenschützen zuerst an«, flüsterte er, »dann alle anderen, die uns gefährlich werden können. Lasst die Katapulte in Ruhe, wenn es geht. Die werden wir noch gut gebrauchen können.«
    Bärenkralle runzelte die Stirn. »Aber sie beschießen die Flöße.«
    »Wer so dumm ist und sich noch immer in ihrer Reichweite befindet, hat es nicht anders verdient«, sagte Marya, bevor Schwarzklaue etwas darauf erwidern konnte. Es war eine gute Antwort, besser als die, die ihm selbst eingefallen wäre.
    »Passt auf!«, rief ein Matrose. Er beugte sich zwischen zwei Katapulten über die Reling und zeigte nach unten. »Die Ungeheuer klettern am Rumpf hoch!«
    Bogenschützen liefen zu ihm. Die Zweierreihe löste sich auf.
    Schwarzklaue brüllte. Mit einem Satz sprang er über die Taurolle hinweg. Er griff nach einem der faustgroßen Steine, die in einer der Munitionskisten lagen, und warf ihn.
    Der Bogenschütze, der an der Reling bereits den Bogen spannte, ging lautlos zu Boden. Die anderen fuhren herum. Einige schossen in Panik ihre Brandpfeile ab. Sie bohrten sich in den vorderen Mast, in das Deck und die Reling, bevor eine der Stimmen, die Schwarzklaue auf dem Floß gehört hatte, »Nicht die Brandpfeile, ihr Narren!« schrie.
    Er entdeckte den Mann, der den Ruf ausgestoßen hatte, hinter den Bogenschützen. Er stand auf der Treppe, die zum Oberdeck führte. Seine Uniform war hochgeschlossen, sein Kopf kahl geschoren. Er schrie Befehle und fuchtelte mit einem Schwert herum. Die Schützen schienen auf ihn zu hören, wahrscheinlich war er ihr Offizier.
    Schwarzklaue zeigte auf ihn und nickte Marya zu. »Ihn.«
    Die anderen Nachtschatten stürmten den Bogenschützen entgegen. Bärenkralle breitete die Arme aus, warf gleich drei von ihnen zu Boden. Einem zertrat er den Kopf, den anderen beiden hieb er seine Klauen in die Kehle.
    Krummzahn stand über ihm und schwang eine Eisenkette. Sie traf einen Bogenschützen mitten ins Gesicht, riss ihm Wange und Kiefer auf. Er fiel auf die Knie. Blut quoll aus seinem Mund und verwandelte seine Schreie in ein Gurgeln. Seine Hand riss einen Eimer mit Pech um. Zähflüssig ergoss es sich über das Deck.
    Schwarzklaue sprang über ihn hinweg. Die meisten Bogenschützen hatten ihre Brandpfeile bereits über die Reling geschossen und griffen nach frischen Pfeilen. Für einen Moment waren sie hilflos.
    »Aufstellung nehmen!«, schrie der Offizier. »Den Rücken zur Kajüte.«
    Einige Männer drehten sich um, wollten dem Befehl wohl gehorchen, aber die anderen standen ihnen im Weg. Die Nachtschatten sprangen ihnen in den Rücken. Mit Pfeilen und Messern stachen sie auf sie ein.
    Ein Matrose tauchte plötzlich vor Schwarzklaue auf. Er wusste nicht, woher er gekommen war, vielleicht aus einer Lücke zwischen zwei Katapulten. Der Mann hatte das Schwert hoch erhoben, stieß mit beiden Händen zu.
    Schwarzklaue duckte sich. Heiß strich die Klinge über seinen Rücken. Er rammte dem Mann den Kopf in den Bauch, schleuderte ihn gegen die Reling. Er hörte das Rückgrat brechen und wandte sich ab. Wimmernd rutschte der Mann zu Boden.
    Marya hob das Schwert auf und reichte es ihm. »Du hast dafür gekämpft, es gehört dir.«
    Er nahm es ihr aus der Hand. Es war kein gutes Schwert, aber es würde seinen Zweck erfüllen.
    Gemeinsam kämpften sie sich weiter zum Heck vor. Er spürte, wie sie einen gemeinsamen Rhythmus fanden, wie Tänzer, die sich ganz auf das Schlagen der Trommeln einließen.
    Schwarzklaue achtete auf die linke, Marya auf die rechte Seite. Er sah jeden Angriff, bevor dieser ihm gefährlich werden konnte, so als bewegten er und sie sich schneller als alle anderen.

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