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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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vorbei, ohne darauf zu achten, ob er in den Schatten blieb oder nicht. Er presste den Mund zusammen, um seine Tränen zurückzuhalten. Sie beschämten ihn.
    Die singende Frau beachtete ihn nicht, nur der Mann, an den sie sich lehnte und der mit einer Klaue über ihr Haar strich, sah ihn an.
    »Du grinst ja ganz schön, Junge«, sagte er in einem südlichen Dialekt. »Freust dich wohl, dass es morgen weitergeht.«
    Gerit nickte. »Ja. Morgen geht es endlich weiter.«
     
     
    In der Dämmerung wurden die Flöße und Boote beladen. Gerit half beim Abbau der Zelte und brachte Korvellans Gepäck zum Ufer. Anfangs spürte er die Blicke des Generals, doch je mehr Boote beladen und je näher der Aufbruch rückte, desto stärker beanspruchten ihn die Vorbereitungen. Irgendwann zog Gerit sich zurück, verschwand im Schilf windaufwärts der Nachtschatten. Er sah zu, wie die Krieger durch das Wasser an Bord wateten, hörte lautes Rufen, als eines der überladenen Flöße beinahe auseinanderbrach, und genoss das Chaos, das daraus entstand. Niemand suchte nach ihm. Niemand vermisste ihn.
    Und ich vermisse auch niemanden. Wenn Gerit daran dachte, was er in der Nacht gesehen hatte, spürte er Erleichterung. Es war, als habe man seine Stricke durchgeschnitten, so wie die Krieger die Stricke durchschnitten, die ihre Boote und Flöße mit dem Land verbanden. Sie begannen den Fluss hinunterzutreiben, zuerst träge und langsam, dann immer schneller. Der Große Fluss zog sie mit sich, bis sie am Horizont verschwanden.
    Gerit verließ sein Versteck im Schilf, kniete sich ans Ufer und trank das Wasser des Flusses. Dann zog er sich aus, wusch den Geruch nach Essig aus seinen Haaren und von seiner Haut, bis er so süßlich roch wie der Fluss.
    Er zog sich an, schulterte seinen Rucksack und ging nach Süden. ich habe meine Entscheidung getroffen , dachte er. Und ich werde mit den Konsequenzen leben.

 
Kapitel 7
     
    Dem Reisenden, der seinen Verstand zu schätzen weiß, sei davon abgeraten, Srzanizar allein zu durchqueren, denn eher würde er Stunden umherwandern und wieder dort ankommen, wo er aufgebrochen ist, als sein Ziel zu erreichen. Stattdessen sollte er sich der Stadtläufer bedienen, die ihn für ein paar Kupfermünzen zu seinem Bestimmungsort begleiten werden.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    »Was ist los, Penya?« Florenias Stimme riss Ana aus ihrer Erstarrung.
    »Die Frau dort hinten ist nicht krank«, sagte sie. Ihre Stimme klang seltsam fremd, so als stamme sie aus einem Traum. »Sie ist ein Nachtschatten.«
    Das Wort fiel wie ein Stein. Stille folgte ihm, dann Martas lautes, unechtes Lachen. »Hört mal, wie sie sich aufspielt. Zuerst weiß sie, dass es eine Betrunkene ist, aber jetzt ist das nicht mehr spannend genug. Jetzt muss sie ein Nachtschatten sein.«
    »Sie ist ein Nachtschatten.« Ana stützte sich mit den Händen auf dem kühlen Boden ab. Sie fühlte sich schwach und leer. »Ich weiß das, weil mein Name Ana Somerstorm ist und weil Nachtschatten meine Familie getötet haben.«
    »Du bist …«, begann Florenia.
    »Ana Somerstorm«, sagte Marta und kniete nieder. Mit einer Hand zog sie Hetie ebenfalls auf die Knie. »Bitte verzeiht meine Worte, Fürstin.«
    Fürstin , dachte Ana. So hat mich noch niemand genannt.
    Die anderen bewegten sich nicht, aber Ana spürte, wie die Entfernung zu ihnen wuchs. Sie gehörte nicht mehr dazu. Ein Name hatte alles verändert.
    »Es spielt keine Rolle, wer ich bin«, sagte sie, »nur was ich weiß. Dieser Nachtschatten wird seine wahre Gestalt annehmen und uns töten, wenn er erwacht.«
    »Was sollen wir tun?« In Heties beinahe lautlosen Worten schwang Hysterie mit.
    »Ihn töten … es töten.« Ana stand auf. Die Leere in ihr verschwand. Ideen jagten einander in ihrem Kopf, bis nur eine übrig blieb. »Merie, gib mir deinen Schal.«
    Das Mädchen löste den Knoten und zog den Stoff von ihrem Hals. »Hier.«
    »Hier, Fürstin«, korrigierte Marta sie. Sie kniete immer noch am Boden. Hetie hielt den Kopf gesenkt, als habe sie Angst aufzusehen.
    Alles hat sich geändert , dachte Ana. Sie nahm den Schal und zog daran. Der Stoff war fest und weich. Seide.
    Sie hielt Nungo'was den Schal entgegen. Ihr Herz klopfte. »Du bist der Stärkste von uns. Du wirst es tun.«
    »Ich?« Er trat von einem Fuß auf den anderen. »Warum rufen wir nicht die Todesmasken?«
    »Widersprich der Fürstin nicht!«, sagte Marta.
    Ana ignorierte sie. »Weil

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