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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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dann nach Süden.«
    »Hat Korvellan das gesagt?«, fragte Gerit.
    »Nein, aber alle reden schon darüber. Wird auch Zeit. Ich koche gern, aber ich habe mich Schwarzklaue nicht angeschlossen, um zu kochen, sondern um zu kämpfen. Kochen kann ich zu Hause.«
    Perres stammte aus dem Westen. Er hatte als Knecht bei einem Bauern gearbeitet, der nicht gewusst hatte, dass sein Knecht ein Nachtschatten war, denn er hatte Perres stets nur in dessen menschlicher Gestalt zu Gesicht bekommen. Dann aber war Perres' Herr vor der heranrückenden Armee der Nachtschatten geflohen und hatte Perres und seiner Familie den Hof überlassen. Aus Dankbarkeit war Perres der Armee der Nachtschatten beigetreten. So hatte er es Gerit einmal erzählt.
    Ein anderes Mal hatte er jedoch behauptet, er habe als Köhler allein im Wald gelebt, als die Nachtschatten ihn fanden. Gerit ließ ihn reden. Das Leben eines anderen ging ihn nichts an. So sahen es die Nachtschatten, und er hatte gelernt, es auch so zu sehen.
    »So.« Perres schob zwei Fische mit der Speerspitze an den Rand der Grube und wickelte sie in Blätter ein. »Verbrenn dir nicht die Finger, Junge.«
    »Ich pass schon auf.« Gerit nahm ihm die Fische vorsichtig aus der Hand, stand auf und nickte Perres zu. »Danke.«
    »Hauptsache, sie schmecken dem General.«
    Korvellan war der einzige Nachtschatten, der mit einem Rang angesprochen wurde. Gerit war aufgefallen, dass hauptsächlich Nachtschatten, die lange unter Menschen gelebt hatten, das Wort »General« verwendeten. Nachtschatten aus dem Norden benutzten es fast nie.
    Die sind sowieso komisch , dachte Gerit, als er an einem ihrer Lagerfeuer vorbeiging. Wo sie sich versammelten, war es ruhig. Sie sprachen kaum miteinander, und das einzige Instrument, das sie zu beherrschen schienen, war eine lange Knochenpfeife, deren Laute Gerit einen Schauer über den Rücken jagten. Er warf den Nachtschatten, die am Feuer saßen, einen verstohlenen Blick zu. Ihre Augen leuchteten gelb im Licht der Flammen. Sie neigten den Kopf, so als nickten sie zu dem Rhythmus einer Melodie, die nur sie hören konnten. Man sah sie nie allein, aber auch nie in großen Gruppen. Die anderen Nachtschatten hielten sich fern von ihnen, schienen sie ebenso wenig zu verstehen wie Gerit.
    Vielleicht, hatte Sommerwind einmal gesagt, musste man so sein, um in der Endlosigkeit des Nordens nicht den Verstand zu verlieren.
    Sommerwind. Er schob den Gedanken an sie beiseite.
    Es war beinahe unmöglich, den Weg, der zu Korvellans und Schwarzklaues Zelten führte, nicht zu finden. Die Fahnen und Banner, die sie umgaben, waren bereits von Weitem zu sehen. Windspiele aus Knochen, die abergläubische Krieger an Speeren befestigt aufgehängt hatten, vertrieben mit ihrem Klang Dämonen und hielten die Geister getöteter Feinde fern. Auf einer Zeltstange neben Korvellans Eingang steckte ein ausgekochter Menschenschädel, dem man die Augenhöhlen mit schwarzem Stoff verbunden hatte, damit der Getötete niemanden mit seinem Blick verfluchen konnte. Vor Schwarzauges Zelt steckte ein Speer im Boden, an den man zwei abgeschlagene Menschenhände genagelt hatte. Gerit nahm an, dass es sich um einen Zauber aus dem Norden handelte. Die Hände waren längst grün verwest und stanken so sehr, dass er bei jedem Gang zu Schwarzklaue die Luft anhielt, aber trotzdem wurden sie in jedem Lager erneut aufgestellt.
    Gerit stieg über einige Steinmuster hinweg und schob das Fell, das den Eingang zu Korvellans Zelt bildete, mit der Schulter beiseite. Er pustete auf seine Hände. Die Hitze der Lehmkruste hatte sich längst durch die Blätter ausgebreitet und stach in seine Haut.
    »Ich habe Fisch für das Nachtmahl gebracht«, sagte Gerit, als er das Zelt betrat. Es war so hoch, dass er aufrecht darin stehen konnte. Felle und Teppiche bedeckten den Boden. An den Zeltstangen hingen Öllampen. Eimer mit Sand standen unter ihnen. Es gab keine Möbel außer einem niedrigen Holztisch, den einer der Schreiner gebaut hatte, und einigen Kisten.
    Korvellan saß dahinter und rollte die Papiere zusammen, in denen er gelesen hatte. Seine Jacke war geöffnet, seine Stiefel standen an der Zeltwand. Wie so oft hatte er menschliche Gestalt angenommen. Gerit konnte die Male, an denen er Korvellans Nachtschattengestalt gesehen hatte, an einer Hand abzählen.
    »Hervorragend. Leg sie auf den Tisch, bevor du dich verbrennst.«
    Erleichtert breitete Gerit die Blätter aus, in denen die Fische lagen. Er wischte sich mit den

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