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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Tasche. »Bist du Gerit?«
    »Du kennst meinen Namen.« Aus den Augenwinkeln sah Gerit, wie die Nachtschatten den Steg betraten und langsam auf ihn zugingen.
    »Du hast Baldericks Armee in die Falle gelockt?«
    »Das habe ich.« Keine Entschuldigungen, keine Ausflüchte.
    Ullos Stimme zitterte. »Mein Bruder war in dieser Armee. Er ist nicht zurückgekommen.« Seine Hand glitt aus der Hosentasche wie eine Schlange. Gerit sah, wie sie auf den Dolch zukroch und sich ihre Finger langsam um den Griff schlossen.
    Er hatte keine Angst. Er wusste, dass er stärker als Ullo war. Wenn es zum Kampf kam, würde er ihn besiegen.
    Der Händler sah über Gerits Schulter zu den Nachtschatten. Seine Hand glitt zurück in die Tasche. Er räusperte sich. Gerit glaubte, er wolle etwas sagen, doch dann legte er den Kopf in den Nacken und zog die Lippen zusammen.
    Sein Speichel traf Gerit im Gesicht. Warm floss er über die Narben in seiner Wange und tropfte vom Kinn auf den Steg.
    Ullo wischte sich den Mund ab. »Ein anderer wird meinen Bruder rächen und all die anderen Brüder, Väter und Söhne, deren Leben du genommen hast, verdammter Verräter.«
    Er hatte Tränen in den Augen. Eine Ader an seiner Schläfe pochte.
    »Was ist hier los?«, fragte einer der beiden Nachtschatten.
    Gerit drehte sich zu ihm um. Das Gefühl der Stärke fiel von ihm ab. Er spürte den Speichel in seinem Mundwinkel und hätte beinahe gewürgt.
    »Bringt mich zu eurem Kommandanten«, sagte er.

 
Kapitel 10
     
    Es gibt keine Rivalität zwischen dem Ostufer und dem Westufer des Großen Flusses. In den Westprovinzen erblühen Philosophie, Schmiedekunst, Architektur und Dichtung, während die Ostprovinzen die besten Schweinehirten hervorbringen. So ergänzen sich beide Seiten zu einem Ganzen.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    Es war nebelig am Ufer das Großen Flusses. Auf dem Wasser hatte es angefangen zu regnen, und es sah nicht so aus, als würde es bald aufhören. Die Luft roch schwer und süß. Schwarzklaue streckte sich. Wasser tropfte aus dem Farn, unter dem er und Sommerwind lagen. Die Geräusche des Lagers drangen zu ihm herüber. Zelte wurden aufgebaut, Holz geschlagen. Irgendwo im Wald starb ein Reh. Er hörte es schreien, roch sein Blut.
    »Wozu brauchen wir Städte?«, sagte er. »Wir sollten sie niederbrennen und in die Asche pissen, damit das Gras schneller wächst.«
    Sommerwind hob den Kopf. Ihre braunen, allzu menschlichen Augen schienen zu lachen. Sie war nicht sehr attraktiv, aber Schwarzklaue hatte sie trotzdem erwählt.
    »Und wo würden wir dann leben?«, fragte sie.
    Schwarzklaue knurrte. »Wo auch immer wir wollen. Bist du so schwach, dass du dich nach Mauern sehnst?«
    Das Lachen verschwand aus ihren Augen. »Wenn du mich für schwach hältst, was machst du dann noch hier?«
    Sie griff nach dem Hemd, das sie in die Zweige gehängt hatte, aber Schwarzklaue hielt ihre Hand fest. Sie wehrte sich nur einen Moment dagegen.
    »Ich bin hier, weil es mir gefällt.« Er strich über ihre Brüste und leckte das Wasser aus ihrem Fell. »Und ich werde bleiben, bis …«
    Er ließ den Satz unvollendet. Ein vertrauter Geruch mischte sich in die Süße, das Blut und die Erregung. Er ließ Sommerwind los und richtete sich auf.
    »Du lässt mich nicht kämpfen, und du lässt mich nicht ficken!«, brüllte er. »Was soll das?«
    Vor ihm bog Korvellan die Farne zur Seite. Kurz sah er Sommerwind an, dann Schwarzklaue. »Ich muss mit dir reden«, sagte er.
    »Dann rede.«
    »Allein.«
    Schwarzklaue stand auf, während Sommerwind ihr Hemd überzog. Er bat sie nicht zu warten und befahl es ihr auch nicht. Sie konnte tun, was sie wollte. Manchmal glaubte er, dass jeder Nachtschatten freier war als er selbst.
    »Was willst du?«, fragte er, als sie eine kleine Lichtung erreichten. Der Regen hatte nachgelassen, aber der Boden war aufgeweicht.
    »Der Junge ist weg«, sagte Korvellan. »Ich habe das Lager absuchen lassen.«
    »Vielleicht ist er auf der Jagd.« Schwarzklaue verlor das Interesse an der Unterhaltung. Der Junge hatte keine Bedeutung für ihn, und er hätte auch keine für Korvellan haben sollen.
    »Niemand hat ihn seit der Abfahrt gesehen. Ich glaube, dass er auf der Insel zurückgeblieben ist.« Korvellan ging auf und ab. Wie so oft hatte er menschliche Gestalt angenommen und trug seine dunkle Kleidung wie eine Uniform. Schwarzklaue roch seine Verärgerung.
    »Er hat unseren Streit am Strand

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