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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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bei ihnen. Wir und noch ein paar andere konnten fliehen, aber wir verloren uns im Wald aus den Augen. Vielleicht haben die Nachtschatten sie erwischt.«
    Jonan ließ das Schwert sinken. Diese Männer hielten ihn nicht für ihren Feind. Er hatte keinen Grund mehr, sie zu bedrohen. »Die Armee der Nachtschatten ist hier?«, fragte er.
    Tohm machte einen raschen Schritt nach vorn, um aus seiner Reichweite zu gelangen, und setzte sich auf eine Bank. »Ja. Sie marschiert nach Süden. Wir haben ihre Vorhut auf der Handelsstraße gesehen. Deshalb sind wir auf diesen Weg ausgewichen.«
    Pardus schob ihm einen Weinkrug zu. Tohm trank und verzog das Gesicht. »Schmeckt wie Pferdepisse.«
    »Dann trink es nicht.« Pardus hob die Schultern. »Mir ist es egal.«
    Die Männer, die sich im Raum verteilt hatten, kamen näher. Josyff musterte Jonan. »Also, woher hast du es gewusst?«
    »Ich kenne den Priester. Ich weiß, was er mit denen zu tun vermag, die ihm zuhören.« Er antwortete halbherzig. Seine Gedanken beschäftigten sich mit der Nachtschattenarmee und ihrem Marsch nach Süden.
    »Das ist wahr«, sagte Olaff. »Mein Kopf fühlte sich immer ganz komisch an, wenn er mit mir sprach.«
    Jonan beachtete ihn nicht. Er wandte sich an Pardus. »Was für eine Stadt liegt im Süden?«
    »Srzanizar, keine zwei Tagesritte von hier entfernt. Da leben aber nur Halsabschneider und Betrüger. Ihr solltet besser nach Osten gehen. Im …«
    Jonan unterbrach ihn. »Legt dort eine Fähre an?«
    »Sogar mehrere, die auf verschiedenen Routen des Flusses verkehren. Das sind große Flussschiffe, die Waren und Personen befördern. Srzanizar ist die größte Stadt in der Gegend. Der Rote König sammelte dort während des Kriegs seine Truppen.«
    »Heißt das, die Nachtschatten wollen nach Westfall?« Olaff sah sich nervös um, so als rechne er jeden Moment mit einem Angriff.
    »Wer weiß«, sagte Josyff. Er drehte den Weinkrug zwischen den Händen. Jonan steckte das Schwert zurück in seinen Gürtel, setzte sich an den Kamin und zog seine Stiefel an. Sie waren warm und trocken.
    »Was machst du da?«, fragte Tohm.
    »Aufbrechen. Jemand muss Srzanizar warnen.« Und Ana finden , fügte er in Gedanken hinzu.
    »Warum reiten wir nicht zusammen?« Tohms Frage klang beiläufig, aber Jonan sah die Sorge in seinem Blick. Sie waren keine Kämpfer. Allein würden sie dem ersten Nachtschattenspäher zum Opfer fallen.
    Jonan nickte. »Gut, aber wir müssen uns beeilen.«
    Tohms Angst wich Erleichterung. »Unsere Pferde sind frisch. Wir können sofort aufbrechen.« Josyff schien widersprechen zu wollen, aber Tohm brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. »Sofort, sage ich.«
    Josyff ging zur Tür.
    Jonan sah Pardus an. »Willst du mitkommen?«
    Der alte Mann winkte mit verkrümmten Fingern ab. »Ich würde euch nur aufhalten. Reitet los, lasst mich zurück. Die Nachtschatten werden mir schon nichts tun.«
    »Wirklich?« Olaff hakte die Daumen in seinen Gürtel und ging übertrieben breitbeinig auf Pardus zu. Etwas Gemeines grub sich wie eine Falte in sein Gesicht. »Warum denn nicht? Vielleicht weil du einer von ihnen bist?«
    »Olaff!« Tohm klatschte in die Hände. »Lass den Alten in Ruhe und komm! Srzanizar soll eine reiche Stadt sein. Man wird uns bestimmt für die Warnung belohnen, aber nur, wenn wir die Ersten sind, verstanden?«
    »Verstanden.« Olaff sprang über eine Bank und lief zur Tür. Die anderen folgten ihm, Jonan zuletzt.
    Er nickte Pardus zu. Der alte Mann erwiderte die Geste, dann keuchte er wie jemand, der fast zu lange die Luft angehalten hatte. Seine Augen färbten sich gelb, so wie Jonan erwartet hatte.
    Er wandte sich ab und verließ das Gasthaus. Der beißende Essiggeruch verwehte im Wind.

 
Kapitel 14
     
    Srzanizar, Königssitz und größte Stadt von Frakknor, liegt an der Südspitze der Provinz. Es regnet dort weit seltener als im Norden, und dem Reisenden wird auffallen, dass es kaum Brunnen gibt. Das liegt nicht etwa an einer angeborenen Faulheit der Bewohner dieses Landstrichs, wie oft fälschlicherweise angenommen wird, sondern an dem festen Glauben, das Wasser, das man der Erde entnimmt, würde den Toten in ihrer Unterwelt fehlen. Die gleiche Höflichkeit zeichnet das Volk auch in anderen Bereichen aus.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    Ana wartete.
    Sie hatte geglaubt, nachdem die Frauen ihren Vorschlag angenommen hatten, würden sie sofort aufbrechen, aber das Fährschiff

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