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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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wieder Krieg.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte nach Osten gehen sollen. Mach nicht den gleichen Fehler.«
    Seine langen Fingernägel kratzten über die Tischplatte. »Tut mir leid. Ich rede zu viel. Du siehst müde aus. Nimm dir eine Hängematte, wenn du willst.«
    »Das werde ich, danke.« Jonan stand auf. Er war so müde, dass er auf dem Stuhl hätte einschlafen können, aber unter dem Dach würde er sicherer sein.
    Die Sprossen der Strickleiter waren verstaubt, ebenso wie die Decken, die in den Hängematten lagen. Jonan achtete kaum darauf. Er streckte sich in einer der Matten aus, passte sich ihrem Schaukeln an und schloss die Augen. Es war warm so dicht unter den Balken. Der Geruch von altem Holz mischte sich in den Rauch des Feuers. Er brachte Erinnerungen mit an den Süden, an Zeltstangen, von denen Felle hingen, und an dunklen, süßen Tee. Seit Jahren hatte Jonan nicht mehr an den Süden gedacht. Er fragte sich, warum er es nun tat.
    Ein plötzlicher Knall ließ ihn hochschrecken.
    »Wo ist er?«, brüllte eine dunkle Männerstimme unter ihm. »Wo ist der Mann, dessen Pferd draußen steht?«
    Vorsichtig schob Jonan die Decke beiseite und sah durch das Netz der Hängematte nach unten. Es war dunkel geworden. Nur das Licht des Kaminfeuers erhellte den Raum.
    »Hier ist niemand außer mir«, behauptete Pardus. Er saß am Kamin, ein Messer in der Hand. Ein Korb voller Zwiebeln stand neben ihm.
    »Du lügst.«
    Stiefelsohlen scharrten über das Holz, dann traten vier Männer in den Schein des Feuers.
    Tohm , dachte Jonan. Also hatte die Miliz die Suche nach ihm doch nicht aufgegeben. Er tastete nach seinen Schwertern und zog eines lautlos aus dem Gürtel. Tohm stand neben einem der Tische, und Wasser tropfte aus seiner Kleidung auf den Boden. Die anderen verteilten sich im Raum, blickten unter Tische und hinter Vorhänge. Einer öffnete sogar ein Fass.
    Jonan sah seine Stiefel vor dem Kamin, wo er sie ausgezogen und zum Trocknen hingestellt hatte. Noch hatte keiner der Milizionäre sie entdeckt, aber das konnte – musste – jeden Augenblick passieren, und dann …
    Pardus griff nach einer Zwiebel. »Ich habe seit vier Blindnächten niemanden mehr gesehen. Was führt euch hierher?«
    »Warum lügst du?« Tohm machte zwei, dann drei Schritte auf ihn zu.
    Jonan wischte die Klinge an seiner Hose ab und schloss die Finger einer Hand um den Rand der Hängematte. Seine nackten Füße fanden Halt zwischen den Maschen.
    Ein weiterer Schritt. »Weißt du überhaupt …«
    Jonan sprang.
    Er landete so, wie er es erwartet hatte, mit beiden Füßen auf dem Boden, einen Arm um Tohms Hals gelegt, den anderen, in dessen Hand er das Schwert hielt, in seinem Rücken. Tohm schrie auf und stolperte. Aus den Augenwinkeln sah Jonan, wie sich die anderen Männer umdrehten. Der erste hob sein Schwert.
    »Lass das!«, schrie Tohm. Er streckte die Hand aus und ließ sein eigenes Schwert fallen. Jonan spürte, wie er versuchte, den Kopf zu drehen, und verstärkte den Druck seines Arms. Tohm begann zu husten.
    Der Anführer sollte immer dein erstes Ziel sein , hatte sein Lehrer gesagt. Die anderen sind nicht daran gewöhnt zu denken.
    »Seid ihr allein?«, fragte Jonan. Er brachte sein Schwert nach vorn, richtete es auf Tohms Kehle.
    Tohm keuchte. Sein Blick heftete sich auf die Schwertspitze. »Ja. Wir sind allein, und wir …« Er unterbrach sich, um tief Luft zu holen. Schweiß rann an seiner Schläfe entlang zum Kinn. Er schluckte.
    Josyff trat vor. Jonan drehte Tohm, brachte ihn als Schild zwischen sich und den älteren Mann.
    »Was Tohm versucht zu erklären«, sagte Josyff »ist, dass wir nicht auf der Jagd nach dir sind. Wir glauben nicht, dass du ein Nachtschatten bist.«
    Tohm nickte. Der Schweißtropfen fiel von seinem Kinn auf Jonans Schwert. »Wir wissen, dass du kein Nachtschatten bist«, sagte er mit zitternder Stimme. »Wir haben das Pferd gesehen, dass du gestoh… dass du dir genommen hattest, und wir fragen uns nur …«
    Er schluckte erneut und hustete.
    »… wieso«, fuhr Josyff fort, »du wusstest, dass der Priester uns verraten würde. Du bist seinetwegen geflohen, nicht wahr, und das nur einen Tag, bevor es passierte.«
    Daneel , dachte Jonan, und laut fragte er:
    »Bevor was passierte?«
    »Du weißt es nicht?« Tohm drehte den Kopf und sah ihn an. »Das Lager wurde von Nachtschatten überfallen. Es waren Dutzende.«
    »Hunderte«, sagte Olaff.
    »Oder Hunderte. Sie brachten alle um, und der Priester war

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