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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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sie Luft holen wollte. Der Soldat stöhnte. Sie hörte Kleidung rascheln, dann kratzte Metall über Stein. Trotz des Sturzes hatte er das Schwert mit der abgebrochenen Klinge nicht verloren.
    Aus den Augenwinkeln sah Ana seinen Schatten an einer Hüttenwand. Langsam und schwankend richtete er sich auf und blieb gekrümmt stehen. Der Schatten sah aus, als habe er einen Buckel. Bei jeder Bewegung verschwammen seine Konturen.
    Ana stützte sich mit den Händen an einer Wand ab und kam hoch. Dumpfer Schmerz hallte durch ihren Körper, ein Echo des Sturzes. Der Hühnerverschlag vor ihr und die Hüttenwände, die seitlich von ihr zwei, drei Stockwerke in den Himmel ragten, rahmten sie ein.
    In der Enge der Sackgasse wirkte der Soldat riesenhaft. Er schwankte immer noch. Blut lief über sein Gesicht und tropfte vom Kinn. Das Schwert mit der abgebrochenen Klinge hielt er in beiden Händen und hob es über den Kopf.
    Ana wich zurück, bis sie Holz im Rücken spürte. Der Soldat machte einen schwerfälligen Schritt auf sie zu. Er stand zwischen ihr und der Treppe, versperrte den Weg nach oben.
    Mit ihrer schmerzenden Schulter warf sie sich gegen die Wand. Das Holz knirschte, gab aber nicht nach. Der Soldat grinste. Seine Zähne waren blutverschmiert.
    »Du kleine Schlampe.«
    Seine Worte waren so schwerfällig wie seine Schritte. Er machte noch einen auf sie zu. Sie hätte ihn berühren können, wenn sie den Arm ausgestreckt hätte.
    »Ich habe Gold.« Ana wusste nicht, weshalb sie das sagte. »Du kannst es haben.«
    »Scheiß drauf.«
    Das Schwert lag ruhig in seinen Händen. Er holte so weit damit aus, dass Ana glaubte, er würde das Gleichgewicht verlieren und nach hinten kippen.
    Sie sah die Treppe hinter ihm und presste die Lippen zusammen. In Gedanken war sie bereits an ihm vorbei, als sie sich abstieß, aber er drehte sich mit ihr und schlug zu. Der Knauf des Schwertes streifte Anas Rücken. Es tat kaum weh, nur der Schreck ließ sie aufschreien.
    Der Soldat holte ein zweites Mal aus. Ana sprang über die ersten drei Treppenstufen hinweg. Sie sah das Ende der Gasse vor sich. Ein Karren, der mannshoch mit Fellen beladen war, zog langsam daran vorbei. Hinter ihr keuchte der Soldat. Seine Klinge schlug gegen die Steine der Treppe und das Holz der Wände. Funken sprühten. Er schien wie ein Wahnsinniger um sich zu schlagen.
    Wenn ich stolpere, bin ich tot , dachte Ana. Es war ihr erster klarer Gedanke seit dem Sturz. Sie hastete die Treppe nach oben, die Augen auf die Stufen gerichtet, vorgebeugt und sich mit den Händen abstützend. Die Stufen waren unregelmäßig und verdreckt, es stank nach Fäkalien, und immer wieder berührten ihre Hände etwas Glitschiges.
    Sie überwand die letzten beiden Stufen. Ihre Muskeln schienen zu Steinen geworden zu sein, und aus ihrem Lauf wurde ein Stolpern. Sie fing sich und lief weiter.
    Der Karren verschwand. Nur noch wenige Schritte trennten Ana von dem Ende der Gasse. Anas Schultern kratzten über das Holz. Die Sohlen des Soldaten knallten auf den Stufen, wurden dann jedoch leiser. Auch er hatte die Treppe hinter sich gebracht.
    Die Gestalt tauchte so plötzlich vor Ana auf, dass sie nicht mehr ausweichen konnte. Sie prallte mit ihr zusammen, roch Leder und spürte eine Hand, die sie aufrecht hielt. Eine zweite Hand hielt eine Armbrust und richtete sie auf einen Punkt hinter Ana.
    »Jonan …«
    Ihr Blick glitt nach oben zu dunklen Augen, die über einem Stofftuch funkelten, das die untere Gesichtshälfte verdeckte. Langsam ließ die Hand sie zu Boden gleiten. Ana sah zurück. Der Soldat war stehen geblieben. Die abgebrochene Schwertklinge zeigte zu Boden. Seine Schultern zuckten, seine Mundwinkel zitterten. Er weinte.
    Es knackte neben Ana. Sie spürte den Rückschlag der Armbrust in den Beinen der Frau und den Luftzug des Bolzens auf ihrer Wange. Der Soldat wurde zurückgeworfen, stolperte rückwärts die ersten Stufen nach unten und verschwand.
    Die Frau befestigte die Armbrust mit einer Schlinge an ihrem Gürtel. Ana ließ sich von ihr auf die Füße ziehen. Ihre Beine zitterten so sehr, dass sie kaum stehen konnte.
    »Das …«, begann sie.
    Eine Ohrfeige unterbrach sie.
    Erys' Stimme war ein zorniges Flüstern. »Einfach wegzulaufen! Was hast du dir dabei gedacht? Du benimmst dich wie ein Kind!«
    Anas Wange brannte. Erleichterung wurde zu Scham, wurde zu Wut. Sie stieß Erys mit beiden Händen von sich. Woher sie die Kraft nahm, sich abzuwenden und durch die schmale Nebengasse

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