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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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wandte sich Hetie zu. »Was weißt du?«
    Ihr Blick zuckte zu Purro, zum Hauseingang und wieder zurück. Trotz des Rauchs roch er ihre Angst.
    »Was weißt du?« Seine Stimme war ein tiefes Knurren.
    »Im Keller!«, stieß sie hervor. Sie blinzelte, so als überrasche die Antwort sie selbst. »Es liegt ein toter Nachtschatten im Keller.«
    »Zeigt ihn mir.« Er trieb Purro und Hetie mit dem Schwert vor sich her. Durch eine Falltür kletterten sie nach unten. Die Luft war kühler und besser in dem Kellergang. Schwarzklaue sah mehrere Türen, die mit schweren Eisenriegeln verschlossen waren.
    »Wir wurden hier unten gefangen gehalten«, sagte Hetie. »Wir wollten dem Nachtschatten helfen, aber sie haben ihn umgebracht.«
    Vor einer Zelle am Ende des Gangs blieb sie stehen. »Dahinter ist er. Sie wollten ihn verscharren, sind aber nicht dazu gekommen.«
    »Aufmachen!«
    Der Riegel war so schwer, dass sie und Purro ihn gemeinsam zurückziehen mussten. Die Tür schwang auf.
    Der Gestank nach Verwesung und Blut schlug Schwarzklaue entgegen. Er trat in die Zelle, sah die tote Frau am Boden, ihre hochgezogenen Lefzen, an denen kein Blut klebte, und das Tuch um ihre Kehle. Sie war erwürgt worden, ein ehrloser, menschlicher Tod. Wut schob sich wie ein heißes Eisen in Schwarzklaues Magen. Mühsam zwang er sich zur Ruhe.
    »Purro, du trägst die Frau«, befahl er und wies auf den toten Nachtschatten. »Hetie, du folgst uns.«
    »Du nimmst mich mit?«, fragte sie.
    Er wollte ihr den Kopf abschlagen, stattdessen nickte er. In seiner Wut konnte er nicht mehr sprechen.
    Sie verließen das Quartier der Todesmasken durch das Tor. Purro hatte sich die tote Frau über die Schulter geworfen. Er drehte sich um, wollte das Tor hinter sich zuziehen, ließ es dann jedoch offen stehen. Vielleicht, dachte Schwarzklaue, ahnte er, dass er nie mehr zurückkehren würde.
    Purro führte sie über Wege schmal wie Trampelpfade durch Gärten und Weinstöcke den Hügel hinunter. Sie schlugen einen Bogen um die Feuer, kamen ihnen dennoch manchmal so nahe, dass die Luft in der Kehle brannte. Hetie redete die ganze Zeit über. Sie wirkte erleichtert, so als habe man sie aus einer langen Gefangenschaft befreit. Purro schwieg.
    »Bist du Soldat?«, fragte ihn Schwarzklaue nach einer Weile und schnitt Heties Redefluss damit so plötzlich ab, als habe er eine Tür zugeschlagen.
    »Nicht mehr.«
    »Aber du warst es.«
    »Ja.« Purro verzog das Gesicht unter seiner Last.
    »Dir hat jemand den Bauch aufgeschlitzt.«
    »Ich hatte es verdient.«
    »Hast du vielen Feinden den Tod gebracht?«
    Purro zeigte auf einen schmalen Weg, der zwischen Sträuchern und Beeten hindurchführte. »Wir sind gleich da«, sagte er. »Die Stadtmauer liegt hinter den Nussbäumen.«
    »Gut.« Schwarzklaue wiederholte seine Frage nicht. Er glaubte auch so zu wissen, wie die Antwort lautete.
    Die Stadtmauer, von der Purro gesprochen hatte, bestand aus Geröll und einigen Mauerresten, in denen Vögel nisteten. Die Steine waren geschwärzt. Ein Krieg, über den Schwarzklaue nichts wusste, musste die Mauer zerstört haben. Niemand hatte sie je wieder aufgebaut. Beinahe hätte er Purro danach gefragt, als sie über das Geröll stiegen, doch dann sah er die Lichtung, die dahinter lag, und wusste, dass sie das Ende der Flucht erreicht hatten.
    »Leg sie ins Gras«, befahl er.
    Purro ließ den toten Nachtschatten von seinen Schultern gleiten und sah sich um.
    »Was jetzt?«
    Schwarzklaue warf ihm sein Schwert zu. »Nimm es.«
    »Nein.«
    »Dann wirst du ohne Ehre sterben.«
    Purro hob die Schultern. »Ich habe ohne Ehre gelebt und ohne Ehre getötet. Was macht es da schon, wenn ich ohne Ehre sterbe?«
    »Was ist los?«, fragte Hetie. Sie wich langsam zurück.
    »Er wird uns töten wegen dem, was dem Nachtschatten widerfahren ist.«
    »Ana war das. Ich habe doch nichts gemacht!«
    Schwarzklaue sah sie an. Ana , dachte er. Laut sagte er: »Und für dieses Nichts wirst du bezahlen.«
    Er ließ das Schwert liegen und ging langsam auf Purro zu. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Hetie herumwirbelte und davonlief. Er ließ sie gewähren. Sie lief in den Wald, war nicht klug genug, um in die Stadt zu laufen, wo sie sich im Rauch hätte verbergen können. Er würde sie bald einholen.
    »Kämpfe«, sagte er.
    »Nein.« Purro breitete die Arme aus. »Ich habe genug gekämpft.«
    »Ich nicht.« Schwarzklaue warf sich auf ihn. Mit dem ersten Schlag brach er Purro das Genick, aber er hörte nicht auf,

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