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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Rücken, als sie an den Frauen vorbei zu Erys ging, die etwas abseits auf einer Matte saß. Seit sie Purro und die anderen zurückgelassen hatte, war sie oft allein.
    »Ich muss mit dir sprechen«, sagte Ana und setzte sich neben sie.
    »Worüber?« Die Frage klang weder neugierig noch unfreundlich.
    »Die Sklaven. Ogivers wird nichts mit ihnen anfangen können. Ich möchte, dass sie freigelassen werden.«
    »Aha.« Erys drehte ein Stück frittierte Algen zwischen ihren Fingern. »Und dann?«
    Ana wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie hob die Schultern. »Sie kehren nach Hause zurück und leben ihr Leben?«
    Auf dem Oberdeck begann jemand, auf einer Flöte zu spielen. Erys legte die Algen zurück und leckte sich die Finger sauber. »Sie wissen, wer du bist. Wenn sie nach Hause zurückkehren, kommen sie vielleicht auf die Idee, ihr Wissen zu verkaufen. Du bist mehr wert, als sie in einem Leben verdienen könnten. Ogivers wird sie in den Süden verkaufen, und kein Sklave kehrt aus dem Süden zurück, das weißt du so gut wie ich.«
    Ana presste die Lippen zusammen und schwieg. Es machte sie wütend, dass Erys recht hatte.
    »Weißt du noch«, fuhr Erys fort, »als ich sagte, es müssten viele sterben, bevor du und ich bekommen, was wir wollen?« Ihre Stimme wurde sanft. »Jetzt kennst du ihre Gesichter.«
    Ana zog die Knie an und legte das Kinn darauf. »Sie haben mir nichts getan.«
    »Aber das werden sie, wenn du sie gehen lässt. Willst du sterben, damit sie leben können?« Es gab nur eine Antwort darauf, aber Erys zwang sie nicht, sie auszusprechen. »Es gibt ein Sprichwort: Ein hoher Baum wirft einen großen Schatten.«
    »Ich kenne es«, sagte Ana. Sie sah Erys nicht an.
    »Dann weißt du auch, dass in seinem Schatten viele kleine Pflanzen eingehen. Das ist ihr Schicksal.« Erys stand auf. »Ein großer Mann hat das mal zu mir gesagt.« Sie nahm den halb vollen Napf und kippte ihn über der Reling aus.
    Ana hob den Kopf. »Ich will eine Dienerin«, sagte sie. Trotz sprach aus ihren Worten. »Eine Fürstin braucht eine Dienerin.«
    Erys drehte sich um. Der Themawechsel schien sie zu irritieren. »Natürlich. Du wirst eine bekommen.«
    »Ich will Merie. Sie wird die ganze Zeit bei mir sein und niemandem etwas verraten können. Sie muss nicht in den Süden.«
    Trotz der Dunkelheit glaubte sie Erys' Ärger zu sehen. Er tat ihr gut.
    »Bist du bereit, dein und mein Leben darauf zu verwetten?«
    »Ja«, sagte Ana, bevor sie darüber nachdenken konnte. Auf dem Oberdeck beendete der Flötenspieler seine Melodie. Es wurde ruhig auf dem Schiff.
    Erys wandte sich ab. »Dann wirst du sie bekommen, Fürstin.«
    »Gut.« Ana stand auf. »Veranlasse, dass man sie aus dem Käfig holt.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ sie das Lager. Erst als sie Nungo'was' fragenden Blick sah, verging ihre Freude über den Sieg. Langsam schüttelte sie den Kopf, Nungo'was neigte seinen und schwieg.

 
Kapitel 23
     
    Warum, so fragen oft die, denen der Weg vom heimischen Hof ins nächste Dorf weit erscheint, soll man die Gefahren und Beschwerden einer Reise auf sich nehmen? Am besten antwortet man darauf mit den Worten des großen Philosophen Mordanus: Um vom Vertrauten zum Fremden zu kommen, vom anderen zu sich.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 1
     
    Es war, als würde er rückwärtsgehen. Jeder Ort, an dem er rastete, jedes Dorf, an dem er vorbeikam, brachte Erinnerungen, die bis in seine Träume nachwehten. Gerit entsann sich Kleinigkeiten, einzelner Momente, eines Rehs, das er mit Korvellan eines Morgens geschossen hatte, der Abende am Lagerfeuer, der Karten, auf denen Korvellan mit dem Finger ihren Weg vorgezeichnet hatte. Manche Erinnerungen erschienen ihm wie die eines Fremden.
    Ich war glücklich , dachte er eines Abends, kurz vor dem Pass, der ihn von Braekor nach Somerstorm bringen würde. Ich bin mit dem Feind durch das Land gezogen, aber ich war glücklich.
    Er zog die Decke über sein Kinn und schmiegte sich in die kleine Senke zwischen zwei Felsen, die er sich für die Nacht ausgesucht hatte. Der Wind, der von den Bergen herabwehte, war kalt. Es war der Wind, der im Herbst den Schnee und im Frühjahr den Regen brachte. In Somerstorm hatte er ihn gehasst, doch nun genoss er seine Vertrautheit, den Geruch nach Schnee und die Kälte.
    Er dachte an Zrenje, die Zofe. Sie hatte ihn ein Kind des Nordens genannt und seine Schwester eins des Südens. Vielleicht hatte er sich deshalb

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