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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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nach links und folgte den Soldaten.
    Der Weg führte ihn um den Hafen herum zu einem großen Gebäude aus Holz und Stein. Auf dem Schild über der Eingangstür sah Craymorus einen Kochtopf und einen Hahn, das Zeichen für ein Gasthaus. Menschen standen davor, gestikulierten und redeten. Soldaten trugen Leichen an ihnen vorbei und luden sie auf einen Karren.
    Craymorus ritt näher heran. Ein seltsames Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Korvellan zu ihm aufschloss.
    Die Leichen auf den Karren waren blutüberströmt. Craymorus zügelte sein Pferd vor dem Eingang und sah einen Schaulustigen an. »Was ist hier passiert?«
    Der Mann hob den Kopf. Er brannte sichtlich darauf, die Sensation mit einem anderen zu teilen. »Kennst du Slergg Ogivers, den reichen Sklavenhändler?« Er wartete nicht auf eine Antwort; anscheinend kannte jeder Slergg Ogivers. »Der ist hin. Seine Sklaven haben sich befreit und ihn mitsamt seinen Wachen und Leibwächtern abgeschlachtet. Sie hatten die ganze Taverne gemietet, deshalb ist das erst aufgefallen, als der Koch kam, um das Frühstück vorzubereiten.«
    Craymorus sah Korvellan an. Der schüttelte den Kopf. »In was für einer Welt leben wir nur.«
    Der Mann nickte. »Nur Gewalt und Tod.« Er drehte sich um und eilte den nächsten Neuankömmlingen entgegen, um ihnen zu erzählen, was geschehen war, bevor es ein anderer tat.
    »Du hast sie alle umgebracht«, sagte Craymorus leise, als sie zurück zur Hauptstraße ritten.
    »Nicht die Sklaven.«
    »Aber jeden anderen. War das wirklich nötig?«
    Korvellan hob die Schultern. »Es war richtig.«
    »Bei den Verg…«, begann Craymorus, unterbrach sich aber dann und schwieg. Der Gedanke an die Vergangenen brachte ihn zurück zu dem, was die Meister gesagt hatten, und zu der Schriftrolle, die in seiner Satteltasche steckte.
    Warum ich? , hatte er gefragt.
    Weil Ihr Euch zutiefst misstraut , hatte Amara geantwortet.
    »Es liegt eine gewisse Ironie darin.« Korvellans Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. Er brauchte einen Moment, bis ihm klar wurde, dass sich das auf die Vergangenen bezog.
    »Ja.« Er wollte nicht mehr dazu sagen, wollte den Triumph, den er in Korvellans Stimme hörte, nicht noch steigern. Trotzdem fuhr er fort. Die Erkenntnis hatte ihn so sehr aufgewühlt, dass er mit jemandem darüber reden musste. »Ich weiß wahrscheinlich mehr als du über die Geschichte deiner Vorfahren. Ich habe ihre Schriften studiert und ihre Bauwerke.«
    »Ihr habt zu ihnen gebetet.«
    »Manchmal.«
    Die Häme, die Craymorus erwartet hatte, blieb aus.
    »Wenn jeder die Wahrheit gekannt hätte«, sagte Korvellan nach einem Moment, »wäre die Welt eine andere geworden.«
    Es gab nichts darauf zu sagen, also schwieg Craymorus. Stumm lenkte er sein Pferd an den Marktständen vorbei, die sich so früh am Morgen noch unter Obst, Gemüse und Fisch bogen. Nur wenige Menschen schlenderten an den Ständen vorbei. Die meisten arbeiteten am Hafen oder auf den Feldern.
    »Was machen wir, wenn wir Mellie gefunden haben?«, fragte Korvellan, als er vor dem Stall eines Viehhändlers von seinem Pferd stieg. »Haben die Meister in dieser Hinsicht etwas gesagt?«
    Craymorus schwang sein rechtes Bein über den Sattel und stieg ab, ohne es zu belasten. »Ich mache mich auf die Suche nach einem Heiler.«
    Korvellan hob die Augenbrauen. »Heißt das, sie haben etwas dazu gesagt, oder dass Ihr nichts wisst?«
    »Ihre Worte waren für mich bestimmt, nicht für dich.« Craymorus zog den Stock aus der zusammengerollten Decke hinter dem Sattel hervor, warf sich die Satteltasche über die Schulter und ließ Korvellan stehen.
    Der runde Griff des Stocks lag gut in seiner Hand. Er ging durch die schmalen Gassen, vorbei an den Ständen der Heiler und Kräutersammler, dann bog er nach links ein. Handwerksstände säumten die Straße. Kinder saßen vor den Eingängen, riefen in ewig gleichen, monotonen Rhythmen die Dienste aus, die im Inneren der kleinen Hütten angeboten wurden.
    »Holzwaren aller Art.«
    »Wagenräder, Deichseln, Fässer.«
    »Segeltuch und Netze.«
    Craymorus folgte dem Geräusch lauter Hammerschläge, bis er vor einer Schmiede stand.
    »Ich möchte, dass du etwas für mich machst«, sagte er, als der Schmied seinen Hammer beiseitelegte. »Ich werde es dir erklären.«

 
Kapitel 30
     
    Man sieht die Meister oft mit einer Schriftrolle auf den Knien am Strand der Insel sitzen. Sie grüßen ebenso freundlich wie alle anderen

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