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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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er brauchte. Er legte seine Handgelenke übereinander und hielt sie Schwarzklaue entgegen.
    »Sklave«, krächzte er.
    »Sie haben dich verkauft?«
    »Menschen, nicht wir. Ich allein.«
    Krieger aus dem Süden hatten Schwarzklaue erzählt, dass Menschen und Nachtschatten, die sich vereinten, manchmal nur Menschen als Kinder hatten und dass erst diese wieder Nachtschatten zur Welt brachten, und selbst das nicht immer.
    »Sie haben dich verkauft, weil du einer von uns bist?« Ein Nicken.
    Schwarzklaue knurrte tief und hieß die Wut, die in ihm aufstieg, willkommen. »Was willst du?«, fragte er.
    Halbmond sah ihn aus seinem braunen und seinem blauen Auge an. »Töten.«
    Es war die Antwort, auf die Schwarzklaue gehofft hatte.
    Die Fischer auf dem Wasser holten den Anker ein. Die alte Frau auf dem Feld sah auf und winkte ihnen zu. Sie winkten zurück. Schwarzklaue sah, wie sie das Segel setzten und Kurs auf die Hütte nahmen.
    »Hast du Geschwister?«, fragte er.
    Halbmond nickte.
    »Sollen sie sterben?«
    Ein Kopfschütteln.
    Die Frauen trugen die Körbe in die Hütte. Wenig später stieg Rauch aus einer Dachluke im hinteren Teil der Hütte. Schwarzklaue nahm an, dass die Fische dort geräuchert wurden.
    Er sah sich um. Es gab keine andere Hütte in der kleinen Bucht. Die Familie schien allein dort zu leben. Als er zurück zum Meer blickte, legten die Fischer bereits an. Ihr Boot war schnell.
    Schneller als unseres , dachte er.
    Die beiden Männer trugen ihren Fang in die Hütte und schlossen die Tür hinter sich, und Schwarzklaue grub seine Krallen in den Boden. »Komm.«
    Sie liefen über das Feld, duckten sich unter dem glaslosen Fenster hindurch und blieben vor der Tür stehen. Schwarzklaue hörte Stimmen aus dem Inneren, dann das Lachen einer Frau. Neben ihm zuckte Halbmond zusammen.
    Das war seine Mutter , dachte er.
    Er trat die Tür ein. Holz splitterte, sie fiel ins Innere, knallte auf den Boden. Einer der beiden Männer – Halbmonds Onkel – wurde mit dem Kopf gegen einen Tisch geschleudert. Schwarzklaue hörte sein Genick knacken, dann sackte der Mann zusammen.
    Die beiden Frauen und der Mann wichen zurück. Die jüngere Frau schrie, als sie Schwarzklaue sah, und schlug sich die Hände vor den Mund, als ihr Blick nach unten glitt.
    »Jorky?«, stieß sie hervor.
    Schwarzklaue sah den Jungen an. »Ist das dein Name?«
    Er reckte das Kinn vor. »Nein«, krächzte er. »Halbmond.«
    Eine gute Antwort , dachte Schwarzklaue.
    »Euer Sohn ist zurückgekehrt«, sagte er dann.
    Halbmonds Vater hob abwehrend die Hände. Er schien nicht zu bemerken, dass er Fische in ihnen hielt. Hinter ihm befand sich eine Luke, die in einen kleinen Nebenraum führte. Schwarzklaue sah Eisenstangen und verrußte Wände. Es war eine Räucherkammer.
    Halbmonds Mutter nahm die Hände vom Mund. »Wir wussten nicht, was wir tun sollten.« Sie sah Schwarzklaue an, nicht ihren Sohn. »Als der Fluch ausbrach …«
    »Das ist kein Fluch!«, brüllte er. »Dein Sohn ist ein Krieger.« Er sah den Ekel in ihrem Blick, als sie den Kopf schüttelte.
    Schwarzklaue legte Halbmond eine Hand auf die Schulter. »Töte sie. Ich achte darauf, dass niemand entkommt.«
    Der Vater prallte mit dem Rücken gegen die Wand. Er ließ die Fische fallen. Die alte Frau begann zu beten, die Mutter schüttelte immer weiter den Kopf.
    »Unsere Kinder sind auf dem Markt«, sagte sie. »Wollt ihr wirklich vier Kinder zu Waisen machen?«
    »Fünf«, krächzte Halbmond.
    Schwarzklaue stieß ihn sanft hinein ins Zimmer. »Sie haben entschieden, dich zu verkaufen. Deshalb stehen sie dort und du hier. Jetzt entscheidest du. Tue es.«
    Halbmond stolperte über die Füße seines toten Onkels. Er hielt sich an einem Stuhl fest. Sein menschlicher Arm war kürzer als der andere. Unsicher sah sich der Junge um.
    Er hat es nicht in sich , dachte Schwarzklaue, doch im gleichen Moment ließ der Vater die Fische fallen, griff hinter sich durch die Luke und zog eine Eisenstange hervor. Er schrie, holte aus und schlug nach seinem Sohn.
    Halbmond duckte sich. Die Stange krachte neben seiner Hand auf die Stuhllehne und zertrümmerte sie. Er wich zurück, als sein Vater ein zweites Mal ausholte.
    »Willst du wie ein Feigling sterben?«, brüllte Schwarzklaue. Die Stange streifte Halbmonds Schulter. Er schrie auf, aber es schwang mehr als Schmerz in diesem Schrei mit. Schwarzklaue hörte Wut.
    Und dann warf Halbmond sich seinem Vater entgegen. Seine Arme ruderten durch die Luft, seine

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