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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Bewohner der Insel, und doch scheint schon ihr Morgengruß große Weisheit zu bergen. Nicht umsonst nannte der große Dichter Cero sie die »Gaukler des Wissens«.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    »Sie fahren zurück«, sagte Schwarzklaue. Er bahnte sich einen Weg durch die Büsche, hinter denen sie das Fischerboot versteckt hatten.
    Korvellan und Craymorus warteten am Hafen auf die Fähre. Er hatte sie vom Wasser aus beobachtet. So nahe war er ihnen gewesen, dass er Korvellan gerochen hatte.
    Halbmond saß mit angezogenen Beinen am Strand, den Kopf auf die Knie gestützt. Ein abgenagter Fisch lag neben ihm im Sand.
    »Hast du mir auch einen gefangen?«, fragte Schwarzklaue.
    Der Junge nickte und zog ein Blatt aus dem Schatten des Boots. Einige Fische lagen darauf.
    »Gut gemacht.« Schwarzklaue setzte sich neben ihn, nahm einen Fisch und schlitzte ihn mit den Klauen auf. »Ich bin Korvellan die ganze Nacht gefolgt«, sagte er, während er die Eingeweide herausholte und ins Meer warf. Sie trieben auf den Wellen davon. »Er hat ein paar Menschen umgebracht. Ich weiß nicht, wieso.«
    Halbmond hob die Schultern. Schwarzklaue biss in den rohen Fisch.
    »Nein«, sagte er kauend. »Er macht so etwas nicht, weil es ihm Spaß macht. Alles, was er tut, hat einen Grund.« Er spuckte Gräten in den Sand. Der Fisch schmeckte nach Salz und Wasser. »Es gab einen Grund für seinen Verrat an mir, an uns. Ich muss ihn wissen, damit er weiß, dass ich ihn verstehe, bevor ich ihn töte. Du würdest doch auch wissen wollen, weshalb dich jemand verraten hat.«
    Halbmond nickte. Meerwasser umspülte seine Füße.
    »Na also.« Schwarzklaue ließ den abgenagten Fisch fallen. »Wir warten hier, bis die Fähre ablegt, dann folgen wir ihr mit dem Boot zurück nach Bochat.«
    Er wollte aufstehen, aber Halbmond ergriff seinen Arm und schüttelte den Kopf. Schwarzklaue knurrte, aber der Griff lockerte sich nicht.
    »Was ist? Willst du nicht warten?«
    Halbmond schüttelte erneut den Kopf und stand auf. »Komm«, krächzte er. »Bitte.«
    »Wohin?«
    Der Junge antwortete nicht, sondern zog ihn am Arm zur anderen Seite des Strands. Schwarzklaue hätte ihm mit einem Schlag die Hand abtrennen können, ließ ihn jedoch gewähren. Halbmond war ihm bedingungslos von Westfall bis auf die Inseln gefolgt. Er hatte es verdient, angehört zu werden.
    Schwarzklaue warf einen Blick über die Bäume. Es war Nachmittag. Die Fähre würde erst am Abend auslaufen, das hatte er den Gesprächsfetzen der Männer an Bord entnommen. Sie hatten Zeit.
    Halbmond führte ihn am Strand entlang und dann hinein in die mannshohen Büsche. Schwarzklaue sah den Trampelpfad erst, als sie ihn betraten.
    »Du warst hier schon mal«, stellte er fest.
    Halbmond nickte.
    »Hast du hier gelebt?«
    Wieder ein Nicken.
    Der Pfad war so schmal, dass sie hintereinander gehen mussten. Nach einer Weile wurden aus Büschen Bäume. Der Boden war mit ihren Nadeln bedeckt und so weich, dass er unter Schwarzklaues Füßen zu federn schien. Er sah einige Baumstümpfe und abgeschlagene Äste. Es roch nach Harz. Jemand hatte vor kurzem Bäume gefällt.
    »Wohin gehen wir?«, fragte er.
    Halbmond zog ihn wortlos weiter. Schwarzklaue wollte stehen bleiben und ihn zu einer Antwort zwingen, doch da wurde der Wald lichter. Er sah eine Hütte und ein kleines Feld, auf dem Pflanzen standen, die rote Früchte trugen.
    Der Junge zeigte auf die Hütte. Die Tür stand offen.
    »Willst du dorthin?«
    Ein Nicken.
    Schwarzklaue hörte Stimmen im Inneren, dann verließen zwei Frauen die Hütte. Eine war grauhaarig und gekrümmt, die andere blond und deutlich jünger. Sie sahen sich ähnlich wie Mutter und Tochter. Schwarzklaue sah ihnen nach, als sie das Feld betraten, um die roten Früchte in einem Korb zu sammeln. Der Wind trug den Geruch der Menschen zu ihm.
    Er sah Halbmond überrascht an. »Du bist mit ihnen verwandt.«
    Der Junge zeigte auf die blonde Frau. »Mutter«, krächzte er. Dann wandte er das Gesicht zum Meer.
    Ein Boot mit einem hohen Mast dümpelte auf den Wellen. Auf dem Ausleger stand ein Mann, der ein Netz aus dem Wasser zog.
    »Vater«, krächzte Halbmond.
    Ein zweiter Mann half ihm, es einzuholen.
    »Onkel.«
    »Du willst, dass ich dich zu deiner Familie bringe?« Schwarzklaue versuchte seine Enttäuschung zu verbergen.
    Halbmond schüttelte den Kopf. Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder, so als wären ihm die Worte entfallen, die

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