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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Speer und streckte sein vernarbtes Bein aus.
    Gerit zog den Umhang aus Schneebüffelpelz enger um seine Schultern. Der Felsvorsprung schützte vor dem Wind, aber nicht vor der Kälte, die aus dem gefrorenen Boden durch seinen Körper kroch.
    »Gier nach was?«, fragte er.
    »Mehr Magie«, sagte Nebelläufer, »mehr Macht. Außer ihnen gab es nichts auf der Welt, also mussten sie einander bekämpfen. Und das taten sie. Die Sieger nahmen die Magie der Verlierer in sich auf. Sie wurden immer mächtiger, aber sie waren so mit sich selbst beschäftigt, dass sie nicht bemerkten, wie die Welt ihnen entglitt. Leben entstand.«
    Er sah Gerit an. »Warst du je an einem Ort, an dem es kein Leben gab? Nein? Du wirst auch keinen finden. Es gibt Leben im Eis, im Wasser, auf den Bergen und in den Wüsten. Die Welt will leben, so ist das nun mal – und als sich die Gelegenheit bot, erschuf sie uns.« Nebelläufer legte eine Hand auf seine Brust. »Sie erschuf die Krieger, die sie brauchte, um sich von der Magie zu befreien.«
    »Was war mit den Menschen?«, fragte Gerit.
    »Ich weiß nicht. Euch gab es vielleicht auch schon, aber wir beachteten euch nicht. Ihr wart schwach, und wir waren stark, so stark, dass wir es eines Tages wagten, die Vergangenen anzugreifen. Es gibt Dutzende von Liedern über diesen Kampf.«
    Gerit runzelte die Stirn. »Wie konntet ihr gegen sie kämpfen, wenn sie keine Körper hatten?«
    »Wir bekämpften sie mit ihrer eigenen Magie. Sie vergiftete uns. Viele starben. Doch am Ende waren wir siegreich. Das, was von ihnen übrig blieb, den schwarzen Sand, vergruben wir an einem geheimen Ort, tief in der Erde. Es dauerte viele Jahrhunderte, und wir fanden nicht alles, aber genug, um die Welt zu befreien. Frieden kehrte ein. Irgendwann vergaßen wir, dass wir Krieger waren. Wir schufen Städte und Kunstwerke, während unsere Schwerter verrosteten. Wir wurden fett und langsam, und als ihr kamt, hungrig und wild, hatten wir euch nichts entgegenzusetzen. Einige von uns flohen in den Norden, die anderen versteckten sich unter euch. Im Süden geriet vieles in Vergessenheit, nur im Norden war die Erinnerung an das, was wir geschaffen hatten, stark.«
    Nebelläufer hielt die Nase in den Wind. »Er kommt«, flüsterte er.
    Gerit sah, wie er sich den Speer auf die Schulter legte, ihn ausbalancierte und den Kopf nach rechts drehte. Gerit folgte seinem Blick, ohne sich zu bewegen. Grunzschweine hatten gute Ohren.
    Dann tauchte der Keiler zwischen den Felsen auf. Er war groß. Hätte Gerit gestanden, hätte ihm der Kopf bis zur Brust gereicht.
    Nebelläufer zog den Arm zurück. Der Keiler blieb stehen und grunzte. Gerit roch seinen scharfen Gestank.
    Der Speer traf das Tier ins Auge. Es schrie, laut und gellend wie ein Mensch, dann knickten seine Vorderläufe ein.
    Nebelläufer stand auf. »Und so begann die Welt.«

 
Kapitel 29
     
    Niemand weiß, woher die Meister kommen, oder gar, wie man selbst zu einem der ihren wird. Es ist ein Geheimnis, das auch in diesen Schriften nicht gelüftet werden kann, und doch gesteht der Verfasser, dass er als junger Mann glaubte, zum Meister berufen zu sein und dass ihr Lachen selbst heute noch in seinen Ohren widerklingt.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    »Und so begann die Welt«, sagte Horasz.
    Craymorus sah Korvellan an. »Hast du davon gewusst?«
    »Nein.« Seine Stimme war rau. Er fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Ja … Ich meine, ich kannte die Geschichte, die man sich im Norden erzählt, aber ich dachte, sie wäre nur die Legende eines geschlagenen Volks. Ein Traum.«
    »Und die Vergangenen?« Craymorus rieb den Stock zwischen seinen Handflächen. »Ihre Ruinen, ihr Wissen, alles, was sie erschaffen …«
    Es knallte.
    Ein alter Mann mit schütterem weißem Haar und ungewöhnlich breiten Schultern schlug mit der Faust auf den Tisch. »Die Vergangenen haben nichts erschaffen!«, brüllte er. »Nichts! Ihre Welt war Magie. Nichts wurde in ihr erschaffen, nichts geboren. Nichts wuchs, nichts starb, nichts lebte. Die Welt war ein kaltes Ding, nicht tot, nicht lebendig, nur da. Erst als Ihr und ich und jeder verdammte Grashalm sich aus dem Schlamm ans Licht kämpften, wurde sie geboren. Sie begann mit uns – mit uns, verdammt noch mal!« Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Vergebt Vayaru.« Amara warf ihm einen kurzen, nicht unfreundlichen Blick zu. »Er billigt unser Vorgehen

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