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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Frau. Schwarzklaue hätte ihn beinahe zurechtgewiesen, doch er schluckte die Worte hinunter.
    »Komm«, sagte er.
    Halbmond nickte.
    Sie blieben am Ufer. Es schien keinen Weg über die Klippen zu geben, aber nach einer Weile wurden sie niedriger, und schließlich fand Schwarzklaue eine Lücke zwischen ihnen. Der Weg war offensichtlich von Menschen in den Fels geschlagen worden. Stufen führten nach oben, die Seitenwände waren mit Schriftzeichen bedeckt. Er verstand nicht, warum Menschen Steine und Bäume – alles, was älter war als sie selbst – mit ihren Spuren versahen.
    Für wen tun sie das? , fragte er sich, als er das Ende des Weges erreichte und die Ebene an der Spitze der Klippen betrat.
    Er sah zurück zum Meer, das tief unter ihm gegen das Ufer anstürmte. Die Wellen waren höher geworden. Weiße Gischt bedeckte sie. Die Wolken hatten sich schwarz gefärbt. Über dem Meer regnete es.
    Schwarzklaue wandte sich nach Nordosten, weg von den Klippen, tiefer in das Land hinein. Halbmond folgte ihm. Seine Lippen zitterten bei jedem Windstoß. Ihm war kalt.
    Die Ebene schien unbewohnt zu sein. Kurzes gelbes Gras bedeckte sie, der Boden war karg und trocken. Schwarzklaue sah Vögel und Mäuse, aber keine größeren Tiere. Aus Langeweile jagte er eine Maus, aber sie verschwand in einem Loch, bevor er sie erwischen konnte. Halbmond lachte darüber. Es war der erste Laut, den er seit dem Tod seiner Eltern von sich gab.
    Es wurde allmählich dunkel, als Schwarzklaue auf einen Weg stieß. Er führte nach Norden. Eine Weile ging es bergab. Das Land wurde hügeliger und grüner, der Wind ließ nach. In einem kleinen Tal entdeckte Halbmond eine Hütte. Schwarzklaue tötete den alten Mann, der darin saß, und gab dem Jungen dessen Kleidung. Sie war zu groß, aber warm.
    Er zog die Leiche aus der Hütte und schlachtete eines der Schafe, die im Tal grasten. Er kochte das Fleisch, dann aßen er und Halbmond es mit etwas Brot vom Tisch des alten Mannes. Sie tranken warmes Bier. Draußen begann es zu regnen.
    Sie schliefen bis zum Morgen. Schwarzklaue zündete die Hütte an und sah zu, wie der dunkle Rauch in den wolkenverhangenen Himmel stieg. Dann zogen sie weiter.
    Gegen Mittag stießen sie auf einen Hof. Schwarzklaue tötete die Männer auf den Feldern und die Frauen im Haus. Er zündete auch den Hof an.
    »Korvellan soll wissen, dass ich komme«, sagte er auf Halbmonds fragenden Blick.
    Der Weg führte sie vom Hof zu einer Straße. Sie wandten sich nach Norden und liefen los, nicht verstohlen und im Schutz der Nacht wie Feiglinge, sondern offen im Tageslicht.
    Wie Krieger.

 
Kapitel 33
     
    Braekor ist keine Provinz, die den Reisenden Ehrfurcht lehren kann, doch wenn ihm nach Langeweile und Mittelmäßigkeit der Sinn steht, so ist er am richtigen Ort.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    Zvaran war voller Soldaten. Jonan sah sie auf den Mauern und Wehrgängen, als er, Ana und Merie ihre Pferde auf der Straße zügelten. Eine lange Reihe aus Karren und Menschen wartete vor dem geöffneten Stadttor. Soldaten sprachen mit ihnen, ließen dann Einzelne durch.
    »Was ist hier los?«, fragte Jonan eine Bäuerin, die einen Korb mit Gemüse auf dem Rücken trug.
    Die Frau sah zu ihm auf. Eine Brise wehte ihr eine Haarsträhne ins Gesicht. »Es sind Nachtschatten in der Gegend. Sie haben ein paar Höfe angezündet und eine Patrouille ermordet. Die Soldaten überprüfen jeden, der in die Stadt will.«
    »Wie?«
    Die Frau rückte den Korb auf ihrem Rücken zurecht. »Mit einer Goldmünze auf der Stirn. Wenn die nicht schon wieder jemand geklaut hat. Wäre dann die dritte seit gestern Morgen.«
    »Haben sie Nachtschatten gefunden?«, fragte Ana.
    »Ich glaube schon«, sagte die Bäuerin. Sie lächelte. »Aber ihr werdet das bald selbst feststellen können. Die Soldaten hängen sie immer neben dem Tor auf.«
    Jonan dachte an die Festung und die Scheiterhaufen, auf denen Leichen brannten. Er presste die Lippen aufeinander.
    Ana schien zu bemerken, was er dachte, denn sie dankte der Bäuerin rasch und nickte Jonan unter der Kapuze ihres Umhangs zu, als wolle sie sagen: Komm mit.
    Sie führten ihre Pferde von der Straße auf eine Weide mit hüfthohem Gras. Merie folgte ihnen.
    »Ich weiß nicht, ob wir an den Soldaten vorbeikommen«, sagte Ana, als sie außer Hörweite waren. »Ich war schon einige Male in Braekor und auch in Zvaran. Jemand könnte mich erkennen.«
    »Aber wir müssen in

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