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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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gebracht!«
    »Es gab andere Möglichkeiten.« Er stieß sie erneut zurück. Sie musste sich an einem Ast festhalten, sonst wäre sie gestürzt. Das Grinsen war aus ihrem Gesicht verschwunden.
    »Du hättest jemanden töten können.« Er drängte sie weiter nach hinten, einem Baum entgegen.
    »Nein, ich weiß, was ich tue. Ich habe geübt, während du geschlafen hast.« Sie streckte abwehrend die Hände aus.
    Er schlug sie beiseite. »Du weißt nichts!«
    Merie zuckte zusammen. Mit dem Rücken prallte sie gegen den breiten Baum, auf den Jonan sie zugetrieben hatte.
    Er ging näher heran, so nahe, dass er ihren Atem auf seinem Hals spürte. »Ich habe meine Mutter getötet, als die Bestie zum ersten Mal in mir brüllte. Hatten deine Eltern Angst vor dir? Meine Mutter hatte keine, aber ich glaube, deine Eltern waren klüger. Haben sie gewusst, was du bist? Haben sie dich weggeschickt, weil sie wussten, dass sie dir nicht trauen können? Dass du schwach bist?« Jedes Wort traf sie wie ein Schlag. Er fühlte sich schmutzig, aber er durfte nicht aufhören, noch nicht. »Waren sie erleichtert, als sie dich endlich los waren?«
    Essiggestank stach ihm in die Nase. Ein Lidschlag, dann war aus dem Mädchen vor ihm ein Nachtschatten geworden, der mit seiner Klaue ausholte.
    Merie war schnell, aber er war schneller. Seine Hand schloss sich um ihr Handgelenk. Seine Muskeln spannten sich, drückten gegen ihren Arm.
    »Willst du das sein?«, fragte er. »Ein Schwächling, ein Feigling? Willst du dich den Rest deines Lebens hinter einer Bestie verstecken, wenn du vor etwas Angst bekommst?«
    Ihre Klaue war keine Handbreit von seinem Gesicht entfernt. Jonan zeigte seine Erleichterung nicht, als sie zur Hand wurde. Er hätte sie nicht viel länger festhalten können.
    Merie liefen Tränen über die Wangen. Er ließ nicht zu, dass ihn das berührte. Stattdessen drehte er sich um und ging zu den Pferden. »Zieh dich an«, sagte er. »Wir reiten in die Stadt.«
    Sie nahmen einen Umweg durch den Wald, der sie zur Straße zurückbrachte. Jonan wollte nicht, dass die Soldaten ihn noch einmal auf der Weide sahen, denn dann hätten sie vielleicht doch Verdacht geschöpft.
    Die Panik hatte sich gelegt, und dank des Sturms auf das Tor war die Reihe der Wartenden deutlich kürzer geworden. Noch immer waren die Pfeile der Bogenschützen auf die Weide gerichtet, aber die anderen Soldaten waren auf ihre Posten zurückgekehrt. Nur die aufgeregt miteinander redenden Bauern verrieten, dass etwas geschehen war.
    Merie schloss zu Jonan auf. Ihre Tränen waren getrocknet. Sie hatte sich einen Umhang um die Schultern gelegt und führte ihr Pferd an den Zügeln, so wie er.
    »Der Test mit der Goldmünze«, sagte sie leise, während sie sich Schritt für Schritt dem Stadttor näherten. »Wird er uns wirklich nicht verraten?«
    »Nein.« Jonan hatte erwartet, sie würde mit ihm über das sprechen wollen, was im Wald geschehen war, aber vielleicht war es dazu noch zu früh.
    »Bist du sicher?« Merie sah nervös zu den Wachen.
    »Ich habe jemandem gedient, der sie alle ausprobiert hat, diese Tests. Glaub mir, ich bin mir sicher.«
    Trotzdem fühlte er sich ein wenig erleichtert, als der Soldat am Tor die Münze auf seine Stirn legte und »Weiter« sagte.
    Merie folgte ihm nur einen Moment später. Jonan sah, dass ihre Hände zitterten.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte er. »Dir wird nichts geschehen.«
    Sie kam näher an ihn heran, flüsterte ihm fast ins Ohr: »Und wenn ich mich aus Angst verwandele, so wie eben?«
    »Das wirst du nicht. Ich achte auf dich.« Jonan wechselte das Thema, versuchte nicht daran zu denken, dass er für diese Angst verantwortlich war. Sie hatte die Worte hören müssen, und außer ihm hatte sie niemand sagen können. »Wir müssen Ana finden. Sie ist bestimmt nicht am Tor geblieben.«
    Merie stellte sich auf die Zehenspitzen, versuchte über die Bauern, Händler und Bettler in den Gassen hinwegzublicken. »Wo ist denn der Hafen?«
    Jonan sah einen zerlumpten einarmigen Bettler an, der auf einer Kiste saß. »Zum Hafen?«
    Der Mann streckte seine verbliebene Hand aus. »Du hilfst mir, ich helf dir.«
    Jonan zog eine Kupfermünze aus der Tasche und reichte sie ihm.
    »Danke.« Der Mann zeigte in die Gasse, die neben ihm abzweigte. »Hier entlang und dann rechts. Ist 'ne Abkürzung.«
    Die Gasse war schmal und stank nach Urin. Es gab nur wenige Türen in den Holzhäusern, die sie säumten, und keine Fenster. Jonan ging tiefer in

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