Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
natürlich.« Der Mann wirkte verwirrt, drehte sich jedoch um und ging.
    Korvellan streckte die Hand aus. »Anscheinend habt Ihr gerade das Schiff gerettet, Fürst. Meinen Glückwunsch.«
    Craymorus ergriff die Hand nicht. Er war gefangen in einer Welt aus brennendem rotem Schmerz. War es immer so schlimm? Wie habe ich das nur ausgehalten?
    Er sah Korvellan an. Schmerz trieb Tränen in seine Augen. »Du wirst mich tragen müssen. Ich kann nicht gehen.«
     
     
    Irgendwann auf dem Weg nach oben hatte er das Bewusstsein verloren. Als Craymorus erwachte, lag er in seiner Koje. Er biss sich auf die Lippen, als ein Krampf sein linkes Bein zusammenkrümmte. Noch bevor er die Augen öffnete, war der Schmerz da. So war es jeden Morgen gewesen. Der Schmerz war das Erste, was er am Morgen fühlte, und das Letzte in der Nacht.
    Wie schnell man vergisst , dachte er.
    Die Tür öffnete sich. Korvellan trat ein. Er hielt zwei Krücken aus hellem Holz in den Händen.
    »Der Schreiner hat sie für Euch angefertigt«, sagte er. Etwas hilflos blieb er im Türrahmen stehen.
    »Sag ihm meinen Dank.« Craymorus zeigte auf einen der großen Rucksäcke, die an der Truhe lehnten. »Würdest du den bitte öffnen?«
    Korvellan lehnte die Krücken an die Wand, nahm den Rucksack und zog die Schlaufen auf. Craymorus sah ihn überrascht blinzeln, dann nahm er eine der beiden Metallschienen, die darin lagen, heraus. Sie bestanden aus Stangen, Gelenken und breiten Lederriemen. Der Schmied auf der Insel hatte sich genau an Craymorus' Anweisungen gehalten.
    »Ihr wusstet, was passieren würde?«, fragte Korvellan, als er ihm die Schienen reichte.
    »Ich wusste, dass der Zauber mich irgendwann verlassen würde. Das haben die Meister mir gesagt.« Er schlug die Bettdecke zurück und zwängte seine Beine in die Schienen. Knochen knirschten, als er die Lederriemen festzog. Er schloss die Augen und kämpfte den Schmerz nieder.
    Als er sie wieder öffnete, war Korvellan ans Bullauge getreten und sah hinaus. »Deshalb wollten die Meister also mit Euch sprechen.«
    »Ja.«
    »Nur deshalb?«
    »Ja.« Das war eine Lüge. Craymorus sah, wie sich Korvellans Schultern strafften. Er wusste, dass es eine Lüge war.
    »Was ist mit dem Leck?«, fragte Craymorus, während er die nächste Schiene anlegte.
    »Die Matrosen nutzen die Zeit, die ihnen Euer Zauber verschafft hat, um es auszubessern. Sie haben alles unter Kontrolle.« Korvellan drehte sich wieder zu ihm um. »Wir werden Zvaran dank des günstigen Windes heute Abend erreichen. Die Eisschollen weisen darauf hin, dass der Hafen vom Somerstorm eisfrei ist, das glaubt zumindest der Steuermann. Ich werde also weiter nach Somerstorm fahren.«
    Craymorus sah auf. Sein Mund wurde trocken. »Du?«
    Korvellan nickte. »Ich gehe allein weiter.«

 
Kapitel 32
     
    Vieles kann der Reisende von den Seefahrern des Nordens lernen. Sie wissen, dass Eis mächtiger ist als Holz und die Wellen stärker als die Arme eines Schwimmers. Doch weshalb sie Tag für Tag hinausfahren und sich ihrem unbesiegbaren Gegner stellen, vermögen auch sie nicht zu sagen.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    Als die Eisschollen vor dem Bug des kleinen Fischerboots auftauchten, wusste Schwarzklaue, dass die Fahrt zu Ende war.
    »Wir müssen an Land«, sagte er, während er das Ruder zur Seite drückte.
    Halbmond hob den Kopf und blickte über die Reling auf die felsige Küste. Er hatte unter einer Decke geschlafen.
    Er schläft viel , dachte Schwarzklaue, fast so viel wie ein Mensch.
    Das Schiff, auf dem sich Korvellan und Craymorus befanden, war längst verschwunden. Schwarzklaue hatte es nicht gewagt, ihm auf das offene Meer zu folgen, war stattdessen in Sichtweite der Küste geblieben. Seit zwei Tagen waren sie bereits unterwegs, aber er wusste nicht, wie weit sie gekommen waren.
    Er wich einer Eisscholle aus, die höher als ein Baum und breiter als ein Haus war. Das Boot war wendig und schnell. An Felsen, Eisschollen und Klippen vorbei lenkte er es zur Küste. Wellen trugen es bis auf den Strand.
    Schwarzklaue sprang ins Wasser und watete an Land. Vor ihm türmten sich dunkle Klippen auf. Seevögel kreisten hoch über seinem Kopf. Es war ein grauer Tag. Die tief hängenden Wolken schienen mit dem Meer zu verschmelzen. Schwarzklaue roch den Schnee, der in der Luft lag. Es war kalt geworden.
    Halbmond schloss zu ihm auf. Er hatte sich die Decke um die Schultern gelegt, als wäre er eine alte

Weitere Kostenlose Bücher