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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Kanten spitz wie Speere auf den Rumpf gerichtet. Craymorus hörte sie knacken und knirschen. Eine brach vor seinen Augen auseinander. Eine Hälfte trieb von dannen, die andere schlug gegen das Schiff.
    Es sah so langsam aus, trotzdem riss der Aufprall Craymorus fast von den Beinen. Er hörte einen Schrei und drehte sich um.
    Im selben Moment knallte vor ihm ein Matrose auf das Deck. Es klang, als werfe man einen nassen Sack auf einen Stein. Der Kopf des Matrosen zuckte, dann lag er still. Ein anderer kletterte an seiner Stelle am Mast empor.
    Der Steuermann ließ einen Teil der Segel raffen, um die Geschwindigkeit zu verringern. Er schrie etwas zum Ausguck empor, doch der Matrose, der dort stand, hob nur hilflos die Arme.
    Korvellan zog Craymorus von der Reling weg und zum Bug. »Haltet mich fest«, sagte er, als er auf die Reling kletterte. »Ich sehe besser als jeder andere hier.«
    Craymorus packte seine Beine und drückte sie an sich.
    »Stark backbord!«, rief Korvellan.
    Ein Soldat, der anscheinend begriff, was geschah, brüllte den Befehl über das Deck, dann schrie der Ausguck: »Er hat recht! Backbord.«
    Der Steuermann stemmte sich gegen das Ruder. Der Kapitän kam hinzu und half ihm.
    »Leicht steuerbord!«
    Es knirschte, als eine Eisscholle das Schiff streifte. Passagiere und Matrosen liefen zum Bug.
    »Kurs halten!«, rief Korvellan. »Nicht abweichen!«
    Ein Soldat schüttelte den Kopf. »Wie macht er das? Ich sehe nichts.«
    »Er hat gute Augen«, sagte Craymorus. Und wenn sie nicht gut genug sind? , dachte er. Was, wenn uns eine Scholle trifft? Er begann darüber nachzudenken, während er Korvellan festhielt.
    »Scharf backbord!«
    Der Steuermann und der Kapitän zogen mit aller Kraft am Ruder, aber das Schiff reagierte schwerfällig. »Der Kahn ist doch völlig überladen«, hörte Craymorus jemanden sagen. Er wusste nicht, ob es ein Passagier oder ein Matrose war.
    »Zurück!«, schrie Korvellan. »Steuerbord!«
    Einige Lidschläge später sah auch Craymorus die riesige Eisscholle. Ein ganzer Hof hätte darauf gepasst. Still glitt sie an dem Schiff vorbei, kam ihm so nahe, dass Eiskristalle im Licht der Kapitänskajüte glitzerten.
    »Steuermann.« Korvellans Stimme klang ruhig. Craymorus hatte gelernt, das als schlechtes Zeichen zu werten. »An der nächsten Scholle kommen wir nicht vorbei. Bleib auf Kurs, damit sie uns nicht die Seite aufreißt. Danach ist das Schlimmste vorbei.«
    Es waren mehrere Schollen, die dem Schiff entgegentrieben. Der Bug war auf die mittlere und kleinste gerichtet. Zwischen ihr und den anderen gab es Lücken, die Craymorus etwas breiter als das Schiff erschienen.
    Er drehte den Kopf und sah den Steuermann und den Kapitän miteinander streiten. Der Steuermann hielt das Ruder fest und schüttelte den Kopf, doch dann schlug der Kapitän ihm ins Gesicht, und er ließ los.
    Der Bug richtete sich langsam auf die Lücke zwischen den Schollen.
    »Was soll das?«, rief Korvellan. »Bleib auf Kurs.«
    Einen Moment lang sah es so aus, als würden sie es schaffen. Der Bug stieß in die Lücke und trieb die Schollen auseinander. Craymorus hörte, wie sie gegen andere gedrückt wurden, wie Eis knirschte und arbeitete.
    Dann schlugen die Wellen zurück. Der Knall, mit dem die Scholle gegen das Schiff geworfen wurde, verwandelte sich in ein Bersten und Krachen. Das Schiff schien zu taumeln.
    Craymorus sah Matrosen die Treppen hinunterlaufen. Er nickte den Soldaten zu, die neben ihm standen. Einen Augenblick dachte er daran, dass er sein Gesicht nicht verstecken konnte, doch dann schüttelte er den Gedanken ab. »Haltet ihn fest«, sagte er.
    »Ja«, sagte der eine.
    Der andere starrte ihn an. »Ja, mein Fürst«, sagte er dann. Craymorus verzog das Gesicht.
    Sie traten an seine Stelle. Korvellan drehte sich kurz zu ihm um, sah dann aber wieder auf das Meer hinaus.
    Craymorus lief zur Treppe. Der Steuermann stand wieder am Ruder, der Kapitän half ihm mit gesenktem Kopf.
    Es herrschte völlige Dunkelheit in den Mannschaftsquartieren. Sie lagen unter der Wasserlinie. Es gab keine Bullaugen und keine Kerzen.
    »Alle mal warten!«, rief eine Stimme, als Craymorus sich mit ausgestreckten Armen vortastete. »Der Koch ist unterwegs!«
    »Er soll sich verdammt noch mal beeilen!«, antwortete eine andere Stimme. »Hört ihr das nicht? Wir haben ein Leck!«
    Er hatte recht. Irgendwo plätscherte Wasser. Es klang wie ein Bach, der über Felsen floss. Ein Lichtkegel tauchte am Ende der Treppe auf,

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