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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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dann ein zweiter und dritter. Der Koch und die Matrosen, die ihm folgten, hielten in jeder Hand mehrere Öllampen, verteilten sie an die Männer, die bereits unten waren.
    Craymorus nahm eine der Lampen. Niemand schien etwas dagegen zu haben. Durch eine Tür ging es aus den Mannschaftsquartieren mit ihren dicht gepackten Hängematten in den Frachtraum. Craymorus stieg über einen Balken hinweg und trat in Wasser.
    Vor ihm fluchte ein Matrose. »Hier ist ein Leck, und dahinten ist noch eins.«
    Andere Matrosen liefen heran, betrachteten die geborstenen Planken im Licht der Öllampen.
    »Ist nicht so schlimm«, sagte einer. »Das kriegt der Schreiner wieder hin.«
    »Das hier nicht.« Der Matrose, der die ersten Lecks entdeckt hatte, kroch hinter vertäuten Stoffballen hervor und winkte die anderen zu sich.
    Craymorus folgte ihnen, beugte sich über die Stoffballen, um etwas erkennen zu können.
    »Scheiße«, sagte ein Matrose, während er mit der Hand über gesplittertes Holz strich. Wasser lief in dünnen Bahnen aus einem Riss nach unten.
    Craymorus runzelte die Stirn. Das andere Leck hatte größer ausgesehen. Er war erleichtert, als einer der Matrosen danach fragte.
    Der Mann, der den Riss mit den Händen abgetastet hatte, zeigte auf das gesplitterte Holz. »Siehst du das? Das geht vom Boden bis zur Decke. Hier ist die Scholle aufgeprallt. Sie hat das Holz eingedrückt und geschwächt. Und jetzt drückt auch noch das Wasser dagegen. Das ist wie ein Knochenbruch. Wenn du immer weiter dagegen drückst, hast du irgendwann den ganzen Knochen in der Hand.«
    Offenbar war es so. Craymorus hörte es knirschen.
    Der Matrose stand auf. »Wir müssen das Schiff verlassen, sofort. Sagt dem Kapitän Bescheid.«
    Er drängte sich an Craymorus vorbei, der sich ihm anschloss. Die anderen Matrosen folgten ihm.
    Als sie das Deck erreichten, hatte sich die Nachricht schon herumgesprochen. Es herrschte Panik. Menschen liefen an der Reling entlang, suchten nach Rettungsbooten, die es nicht gab.
    »Werft die Kisten ins Wasser!«, rief Korvellan. »Alles, was schwimmt.« Er sah Craymorus und kämpfte sich zu ihm durch. »Wo wart Ihr?«, fragte er.
    »Unten. Ich habe mir das Leck angesehen.«
    Korvellan runzelte die Stirn. »Warum?«
    Ich weiß es nicht , dachte Craymorus, hob aber nur die Schultern. »Ich kann nicht schwimmen«, sagte er dann.
    »Wir werden das überleben. Macht Euch keine Sorgen. Wir sind zu stark, um hier zu sterben.«
    Craymorus blieb stehen. Die Worte des Matrosen hallten plötzlich in ihm wider. Das ist wie ein Knochenbruch.
    Er zog Korvellan mit sich. »Komm.«
    »Wohin?«
    »Unter Deck.«
    Matrosen warfen Seile und Kisten über Bord, aber noch kletterte niemand über die Reling. Einige beugten sich zwar darüber, doch die Angst vor dem dunklen, kalten Meer war noch größer als die vor dem Schiffsuntergang.
    Das Wasser war gestiegen, als Craymorus mit der Lampe in der Hand durch das Mannschaftsquartier in den Frachtraum lief.
    »Hier ist es«, sagte er. Das Rinnsal hatte sich verbreitert. Wasser sprühte zwischen Holzsplittern hervor. Er stellte die Öllampe auf eine Kiste und hockte sich vor den Riss.
    »Was habt Ihr vor?«
    »Einen Moment.« Craymorus legte seine Hände auf die geborstenen Stellen, drückte sanft dagegen. Sie fühlten sich an wie Knochensplitter. Ich weiß nicht, wie man Knochen heilt , dachte er, aber ich weiß, wie man sie stark macht.
    Ein Licht schien ihm ins Gesicht.
    »Was macht Ihr denn noch hier unten?«, fragte der Kapitän. Seine Stimme war brüchig wie die eines alten Mannes. »Wir müssen das Schiff verlassen.«
    »Wartet nur einen Moment. Bitte.« Craymorus suchte nach der Magie in sich, nach dem Zauber, der ihn gehen ließ. Nur ein wenig musste er davon umlenken, so wie man einen Bach von einem Fluss teilte, um ein Feld zu bewässern.
    Seine Fingerspitzen kribbelten, eine trockene Süße lag in seinem Mund, als er die Worte des einzigen Zaubers, den er je gelernt hatte, zu flüstern begann.
    »Was …«, begann der Kapitän, aber Korvellan schob ihn zur Seite.
    »Lass ihn in Ruhe.«
    Craymorus spürte, wie die Magie aus ihm herausströmte. Im ersten Moment schien nichts zu geschehen, der Riss schloss sich nicht, die geborstenen Stellen fügten sich nicht zusammen. Doch dann versiegte das Rinnsal, das Wasser sprühte nicht mehr. Das Tropfen und Plätschern erstarben.
    Korvellan ließ den Kapitän los. »Geh nach oben. Sag deinen Leuten, sie können an Bord bleiben.«
    »Ja,

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