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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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dafür sterben.«
    »Du hast unrecht.« Gerit sah sie an. »Es ist unser Somerstorm. Es ist unsere Heimat. Und ich werde dafür kämpfen.«
    Im ersten Moment verstand Ana nicht, was er damit sagen wollte, doch dann schluckte sie plötzlich. Gerit sprach nicht von sich und ihr, sondern von sich und den Nachtschatten. Sie fühlte sich, als habe er eine Tür zugeschlagen.
    Er wandte sich ab. Sie griff nach seiner Schulter. »Tue das nicht«, sagte sie, aber er schüttelte ihre Hand ab.
    »Du tust das. Es ist deine Entscheidung.«
    Er ließ Ana stehen. Korvellan winkte ihn zu sich. Sein Blick streifte sie. Er hatte einen Sieg errungen und wusste es.
    Sie ging durch den Hof der fremden Festung. Nachtschatten liefen an ihr vorbei, trugen Kohle, Holz, Fackeln und Waffen. Ihr Essiggeruch hüllte sie ein, ließ sie würgen.
    Sie fand Jonan an einer Mauer. Er trug einen Köcher auf dem Rücken und hielt einen Bogen in der Hand. Mamee hockte neben ihm und tauchte Pfeilspitzen in einen Kessel voller Pech. Sie sah Jonans Blick und die Frage, die darin lag.
    »Ich will weg von hier«, sagte Ana.
    Mamee hob den Kopf, senkte ihn aber sofort wieder und tat so, als würde sie nicht zuhören.
    Jonan führte Ana weg von ihr. »Was ist passiert?«
    »Gerit …« Sie machte eine hilflose Geste. »Ich weiß nicht, was sie mit ihm gemacht haben, aber er ist nun einer von ihnen. Ich erkenne ihn nicht mehr wieder.«
    »Vielleicht erkennt er Euch auch nicht mehr.«
    Sie ging nicht darauf ein. »Bitte bring mich weg von hier.«
    »Wohin?«
    Es war eine einfache Frage, aber Ana hatte keine Antwort darauf. Sie hob die Schultern. »Pujambur, Asharan … Irgendwohin.«
    »Es wird kein Irgendwo geben, wenn Cascyr Somerstorm erobert.« Jonan legte sich den Bogen über die Schulter. »Ich verstehe nicht, was Korvellan und der Fürst über die Vergangenen sagen, aber ich weiß, dass Cascyr mit seiner Armee die Provinzen beherrschen wird, wenn wir scheitern.«
    »Dann lass ihn«, sagte Ana müde. »Es ist mir egal. Ich will nur weg.«
    »Hört auf wegzulaufen«, sagte Jonan so laut, dass sich einige Nachtschatten zu ihm umdrehten. »Ich bin es satt, Euch dabei zuzusehen, wie Ihr von einem Blödsinn in den nächsten rennt, nur weil Ihr Euch selbst nicht ins Auge blicken könnt.«
    »Jonan …!«
    Er ließ sie nicht ausreden. »Ihr habt mich von meinem Schwur entbunden, wisst Ihr das noch? Ich bin nicht mehr Euer Leibwächter. Also geht, wenn Ihr wollt. Ich bleibe.«
    Ana wollte ihn festhalten, aber er war zu schnell, ihre Finger glitten nur über das Leder seiner Jacke, ihre Worte hingen unausgesprochen in ihrer Kehle.
    Die Nachtschatten starrten sie an. Ana kämpfte gegen ihre Tränen und gewann. Sie zwang sich zur Ruhe, trotzdem zuckte sie zusammen, als sie sich umdrehte und Korvellan vor ihr stand.
    »Ihr lenkt alle hier ab«, sagte er. Es klang nicht unfreundlich. »Wenn Ihr fliehen wollt, gebe ich Euch gern ein Pferd. Wenn Ihr bleiben wollt, geht bitte auf Euer Zimmer.«
    Ana nickte. Sie hatte nichts mehr zu sagen. Langsam ging sie über den Hof, vorbei an der offen stehenden Küchentür. Craymorus saß allein an dem großen Tisch. Seine Krücken brannten im Feuer.
    »Helft mir«, sagte er mit rauer Stimme. »Bitte.«
    Sie schüttelte den Kopf, schlug die Tür zu und ging die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer.

 
Kapitel 37
     
    Welche Grausamkeit hat die Götter dazu veranlasst, die Maka-Wurzel nach Somerstorm zu bringen? Ohne sie wäre die Provinz den Wölfen und Bären vorbehalten, und kein Mensch würde sein Leben dort fristen müssen oder können.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 1
     
    Es war ruhig in der Küche. Das Feuer prasselte, die Brühe im Kessel darüber warf Blasen. Draußen vor der geschlossenen Tür hörte Craymorus laute Rufe, Flüche und Befehle. Einige Male rief er nach Korvellan, bezweifelte jedoch, dass man ihn durch das Holz hören konnte. Er war allein.
    Auch das haben die Meister nicht vorhergesehen , dachte er. Vielleicht haben sie sich in allem geirrt, in mir, Korvellan, den Vergangenen, diesem ganzen gefährlichen Plan.
    Er schüttelte sich innerlich, wehrte sich gegen die Entscheidung, die er längst getroffen hatte. Doch er konnte nicht mehr warten. Wenn die Ewige Garde Somerstorm erst einmal belagerte, war es zu spät.
    Vorsichtig ließ er sich von seinem Stuhl gleiten und drehte sich auf den Bauch. Er hatte es von Anfang an gehasst zu kriechen, sogar noch mehr als getragen zu

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