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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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sagte Korvellan. Sein Blick war nicht zu deuten.
    Ich bin tot , dachte Gerit.
     
     
    Er war nicht tot. Korvellan beachtete ihn den Rest des Tages kaum, kümmerte sich hauptsächlich um Merie, die, wie Gerit von Ana erfuhr, seine Tochter war. Mamee hatte den Platz neben ihm für Ana geräumt und saß mit Jonan auf der Ladefläche des Karrens, zwischen einigen Waren, die sie hastig und ohne große Freude gekauft hatten. Auf dem zweiten Karren saßen Korvellan, Merie und Craymorus.
    »Ist er wirklich der Fürst von Westfall?«, fragte Gerit gegen Abend. Ana hatte ihm von ihren Reisen erzählt, von Daneel und Cascyr und der Ewigen Garde, hatte jedoch selbst nur wenige Fragen gestellt, sodass das Gespräch irgendwann eingeschlafen war.
    Gerit war froh darüber. Ab und zu spürte er aus den Augenwinkeln, dass Ana ihn musterte, als wäre sie sich nicht ganz sicher, wer er war. Er nahm ihr das nicht übel. Er wusste es selbst nicht.
    »Ja«, sagte Ana. »Wieso fragst du?«
    »Er sieht nicht aus wie ein Fürst.«
    »Sehe ich aus wie eine Fürstin?«
    »Nein.« Gerit lächelte, doch sein Lächeln erstarb, als er an Korvellan dachte. Er lenkte den Karren hinter ihm, und jedes Mal, wenn Gerit sich umdrehte, traf ihn der Blick des Generals.
    Als sie am Abend das Lager aufschlugen, hielt er es nicht mehr aus. Er wartete, bis sich Korvellan von den anderen trennte, um Feuerholz zu holen, und folgte ihm.
    »Was werdet Ihr mit mir machen?«, fragte er.
    Korvellan hob ein paar Zweige auf. »Das hängt davon ab. Hast du meine Festung so gut geführt, wie Mamee behauptet?«
    »Ja.« Es gab keinen Grund zur Bescheidenheit. Gerit wusste, dass er gute Arbeit geleistet hatte.
    »Dann werde ich nichts mit dir machen.« Korvellan blieb stehen und sah ihn an. Der Wind blähte seinen Umhang auf. »Du hast mich überlistet. Sei stolz darauf, aber versuche es nicht noch einmal.«
    Gerit hörte die Drohung, die in den Worten lag, ebenso wie das Kompliment. Er war erleichtert. »Darf ich also weiter Euer Verwalter sein?«
    »Wenn es die Festung dann noch gibt, werde ich darüber nachdenken.« Korvellan klang ernst. »Vergiss nicht, was vor uns liegt.«
    »Es ist der schwarze Sand«, sagte Ana gerade, als Gerit zum Lagerfeuer zurückkehrte. »Cascyr hat mir die Männer gezeigt, die ihn aßen. Der Große Fluss spült ihn an.«
    »Und die Magier tanzen ihn aus dem Boden.« Craymorus drehte eine Krücke zwischen seinen Händen. »Die Magie war immer am stärksten nahe des Großen Flusses. Viele Gelehrte vermuteten, der Fluss selbst wäre die Ursache, doch das stimmt nicht. Das haben mir die Meister gesagt.«
    »Und was haben die Meister Euch sonst noch gesagt?«, fragte Korvellan. Er warf das frische Feuerholz auf die Erde.
    Craymorus schüttelte den Kopf, ohne ihn anzusehen. Gerit hatte den Eindruck, dass dieser Streit schon lange zwischen den beiden schwelte.
    »Woher kommt der Sand?« Jonan legte Holz auf das Feuer. Die Flammen leckten danach und wurden größer.
    »Das ist die Frage«, sagte Craymorus.
    Gerit setzte sich auf eine Decke ans Feuer. Er streckte die Hände aus. Die Hitze vertrieb die Steifheit seiner Finger. »Ich weiß, wo der Sand herkommt.«
    Alle Köpfe drehten sich in seine Richtung. Die Aufmerksamkeit war ihm unangenehm.
    »Woher?«, fragte Ana.
    »Ich kann das nicht erklären.« Gerit sah sie an. »Du musst ihn selbst sehen.«

 
Kapitel 36
     
    Nur selten begegnet man Somern, den Einwohnern Somerstorms, außerhalb ihrer Provinz. Die meisten, so scheint es, ahnen nicht einmal, dass jenseits von Eis, Schnee und Ödnis eine Welt liegt, in der nicht jeder Tag mit dem Versprechen beginnt, noch schlechter als der vorangegangene zu werden.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    Sie stand da und weinte.
    Es war stickig in dem kleinen Raum innerhalb der Festung. Rickard saß auf dem Stuhl, zu dem Gerit ihn geführt hatte. Jonan hatte ihm die Hände auf die Schultern gelegt, um ihn daran zu hindern, aufzustehen und damit fortzufahren, wobei sie ihn überrascht hatten.
    »Warum läuft er gegen die Wand?«, fragte Craymorus. Jonan hatte ihn die steilen Treppen hinuntergetragen.
    »Er will …«
    »Nicht hier«, unterbrach ihn Korvellan. »Nicht solange dieses …« Er schien nicht zu wissen, wie er Rickard nennen sollte.
    »Rickard«, sagte Ana. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Sein Name war Rickard.«
    War , dachte sie. Der zerstörte Körper, der vor ihr saß,

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