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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Rickard«, sagte er leise. »Leb wohl.«
    Er streckte die Hand aus. Ein plötzlicher Druck presste ihn gegen den Fels. Rickard öffnete den Mund. Sand floss aus ihm heraus, aus Mund, Nase, Augen, Ohren. Er lief aus seinen Hemdsärmeln, sammelte sich an seinen Füßen und wirbelte davon. Craymorus riss Jacke und Hemd auf. Der Sand schwirrte um ihn, prasselte auf seine Haut, drang in seine Poren, füllte die Leere in ihm. Er war die erste Wärme nach dem Winter, das erste Tageslicht nach einer Nacht voller Alpträume.
    Craymorus riss den Sand aus Rickard heraus, bis der zerstörte Körper in sich zusammensackte und sich die weißen Augen schlossen. Er merkte erst, dass er weinte, als er Tränen auf seinen Lippen schmeckte.
    Es war schnell vorbei.
    Craymorus kroch zu Rickard und schob die Leiche in den Bach. Er sah ihr nach, als sie durch die Höhle trieb, stellte sich vor, wie der Bach sie nach draußen trug, hinaus aus der Dunkelheit, auf den Großen Fluss und bis nach Westfall.
    Dann lehnte er sich wieder an den Felsen und wartete.

 
Kapitel 38
     
    In den ersten Tagen der vier Königreiche schrieb Karaes der Unverzagte, Fürst von Charbont: Wer wären wir, wenn uns die Götter nicht den Verstand und die Hände gegeben hätten, um Waffen zu verwenden? Wären wir wie die Kühe auf der Weide, zufrieden und dumm, und würde der Welt etwas fehlen, wenn dem so wäre?
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    Sie waren vorbereitet.
    Nebelläufer hatte mit seinen Kriegern seit Gerits Ankunft Belagerungen immer wieder durchgespielt. Sie wussten, was sie zu tun hatten. Gerit sah, wie sie auf den Mauern Stellung bezogen, Pfeile und Speere neben sich legten und der Garde entgegenblickten.
    Die Nachtschatten, die zu jung oder alt zum Kämpfen waren, halfen bei der Verteidigung, indem sie Pech erhitzten und Pfeilspitzen hineintauchten. Gerit musste ihnen keine Anweisungen mehr geben. Sie erkannten, wo sie gebraucht wurden.
    Er stieg auf eine der Mauern neben dem Tor. Fackeln erhellten sie, sorgten dafür, dass sich kein Gegner heimlich anschleichen konnte. Somerstorm war nur ein einziges Mal gefallen, und das durch Verrat. Gerit würde alles dafür tun, dass das auch so blieb.
    Er betrachtete die schwarze Wand, die sich ihnen entgegenschob.
    »Dauert nicht mehr lange«, sagte der Nachtschatten neben ihm. Er hieß Langzahn.
    Gerit nickte. Er konnte bereits die Fahnenträger ausmachen, die vor der Hauptstreitmacht marschierten, hörte die Schritte der Soldaten. Sie klangen wie weit entfernter rollender Donner.
    »Gerit!«
    Er drehte sich um. Korvellan stand auf dem Hof und sah zu ihm herauf. »Hast du Craymorus gesehen?«
    »Ist er nicht in der Küche?«
    »Nein.« Korvellan klang besorgt. »Hat irgendjemand Craymorus gesehen?«, rief er. »Den Krüppel«, fügte er hinzu, als einige Nachtschatten ihn verständnislos ansahen.
    Schulterzucken und Kopfschütteln antworteten ihm.
    Gerit stieg von der Mauer und ging auf ihn zu. »Soll ich den Fürsten suchen?«
    »Das habe ich bereits getan, ohne Erfolg. Für einen Mann, der nicht laufen kann, ist er erstaunlich beweglich.«
    »Er muss hier irgendwo sein.« Gerits Gedanken kreisten bereits wieder um die Verteidigung der Festung. »Es wird ihn ja wohl kaum jemand nach draußen getragen haben.«
    »Nein, das ist …« Korvellan unterbrach sich. »Rickard.«
    Mehr musste er nicht sagen. Gerit begriff sofort, was er meinte. »Ich sehe nach.«
    Er ließ sich von einem Nachtschatten eine Fackel geben und lief durch die Küche in die Gänge hinter den Wänden. Als er die Blutflecken auf der Treppe sah, spürte er einen Stich im Magen, trotzdem kehrte er erst um, als er die offene Tür am Ende des Gangs erreichte.
    »Er ist weg«, sagte er atemlos, als er wieder vor Korvellan stand.
    »Verdammt!« Einige Nachtschatten drehten sich zu ihrem General um. Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, schwieg einen Moment und nickte dann, so als habe er eine Entscheidung getroffen. »Lass das Tor öffnen!«
    Gerit sah ihn verständnislos an. »Ihr wollt ihm nach? General, Eure Krieger brauchen Euch hier.«
    »Nein, sie brauchen mich nicht. Sie wissen allein, wie sie zu kämpfen haben.« Korvellan zog den Umhang vor seiner Brust zusammen. »Nebelläufer und du, ihr habt ihnen alles beigebracht, was sie wissen müssen. Meine Anwesenheit ist unerheblich.«
    Gerit wusste, dass das nicht stimmte, und er hatte den Eindruck, dass Korvellan ebenfalls nicht daran

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