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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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glaubte.
    »Es ist Eure Entscheidung«, sagte er und winkte den Wachen zu. »Öffnet das Tor.« Dann wandte er sich wieder Korvellan zu. »Nur eines noch«, wollte er wissen. »Wieso ist er so wichtig?«
    Korvellan drehte sich um. Hinter ihm zogen die Wachen das Tor auf. »Weil er der Einzige ist, der die Vergangene aufhalten kann, und weil ich glaube, dass er scheitern wird.«
    Gerit sah ihm nach, als er die Festung verließ.
    Mamee blieb neben ihm stehen. Sie trug einige leere Köcher über dem Arm. »Wohin geht er?«
    »Mach dir keine Sorgen. Er wird bald zurück sein«, log Gerit.
    Sie nickte, aber er sah, dass sie sich trotzdem Sorgen machte.
    Und sie ist bestimmt nicht die Einzige , dachte er.
     
     
    Die Belagerung würde nicht lange dauern, das erkannte Gerit, als die Sonne hoch am Himmel stand und die Ewige Garde zum unzähligsten Mal gegen die Festung anstürmte. Gruppen von zwanzig, dreißig Gardisten, die Schilde hochhielten, um sich vor den Brandpfeilen zu schützen, und einen Rammbock zwischen sich trugen, griffen das Tor an. Kochendes Wasser ergoss sich aus großen Kesseln über sie und brachte sie zu Fall. Brandpfeile bohrten sich in die Köpfe derer, die nicht liegen blieben, sondern sich nach kurzen Momenten mit rot verbrühten, aufgeplatzten Gesichtern wieder erhoben.
    Blut und Wasser weichten den gefrorenen Boden vor dem Tor auf, knöcheltief standen die Gardisten im Matsch. Sie stolperten über Leichen, taumelten als lebende Fackeln umher, lagen brennend und um sich schlagend am Boden.
    Andere Gardisten bildeten hinter ihnen lange Reihen und schickten der Festung Salven aus Hunderten von Pfeilen entgegen. Es schien sie nicht zu interessieren, dass ihre eigenen Soldaten in den Salven fielen, dass zu kurz geschossene Pfeile sie gleich dutzendweise niederstreckten. Die Schützen auf den Mauern kümmerten sich um die, die wieder aufstanden.
    Gerit schätzte, dass mehr als die Hälfte der Garde bereits gefallen war, während gerade mal zwanzig Nachtschatten tot oder verwundet in den Stallungen lagen, die man für sie geräumt hatte.
    Trotzdem verlieren wir , dachte er. Bis zu diesem Tag war ihm nicht klar gewesen, was der alte General seines Vaters mit »Moral« gemeint hatte, doch als er nun in die harten, erschöpften Gesichter der Nachtschatten blickte und sah, wie sie mechanisch einen Pfeil nach dem anderen abschossen, begriff er es: Moral bedeutete, die Schreie der Gegner zu hören, wenn sie fielen, ihre Angst zu riechen, zu sehen, wie sie ihre Waffen wegwarfen und rannten, wenn ihre Kameraden neben ihnen zusammenbrachen.
    Doch die Ewige Garde schrie nicht, sie zeigte keine Angst und keinen Schmerz. Ihre Soldaten machten einfach weiter, egal, wie viele von ihnen fielen und wie hoch die Leichenberge waren, über die sie klettern mussten. Und sie wurden nicht müde.
    Gegen sie zu kämpfen, erkannte Gerit, war wie Bäume fällen. Ein Krieger in einer Schlacht konnte tagelang kämpfen, wenn er den Sieg vor Augen sah, ein Holzfäller war nach nur wenigen Stunden erschöpft. Die Garde hatte Holzfäller aus seinen Kriegern gemacht. Sie waren müde, erschöpft und frustriert. Sie begannen Fehler zu machen. Von den zwanzig in den Ställen waren zehn seit dem späten Vormittag gefallen.
    Gerit kletterte auf die Westmauer. Die hohen, nach innen gebogenen Zinnen schützten vor den Salven, trotzdem duckte er sich, als er zwischen ihnen hindurch nach draußen sah.
    Eine Gruppe Gardisten machte sich in einiger Entfernung für den nächsten Angriff bereit. Der Rammbock, den sie trugen, hatte ursprünglich auf einem Wagen gelegen, doch der steckte längst im Matsch vor dem Tor fest.
    »Sie kommen!«, rief Langzahn. Von den Nachtschatten auf der Mauer hatte er die besten Augen.
    Brandpfeile wurden an Fackeln entzündet. Die Gardisten nahmen den Rammbock zwischen sich und liefen los. Hinter ihnen richteten sich die Bogen der Fernkämpferreihen in den Himmel.
    »Salve!«, schrie ein anderer Nachtschatten, um die zu warnen, die im Hof arbeiteten.
    Gerit nahm seinen Schild hoch und zog den Kopf ein.
    Nur sechs Gardisten erreichten lebend das Tor. Sie warfen sich mit dem Rammbock nach vorn. Gerit hörte den Knall. Die Mauer erbebte unter seinen Füßen.
    Die Gardisten wurden zurückgeworfen. Ihre Arme knickten ein, als sie versuchten, sich abzustützen. Der Aufprall hatte sie ihnen gebrochen.
    Die Bogenschützen brauchten keine Befehle. Sie zielten mit ihren Brandpfeilen auf die Überlebenden. Keiner entkam. Der

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