Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
aufgerissen worden. Waren – Stoffe, Kisten voller Schmuck, Fässer mit Gewürzen und eingelegtem Gemüse – lagen verstreut auf den Straßen. Hunde wühlten darin herum. Es stank nach verrottender Nahrung und nach Mensch. Trotz des Regens lag ihr süßlich schwerer Geruch wie eine dünne Schicht über der Stadt, so wie Ruß in einer Räucherstube.
    »Wieso riechst du nicht wie ein Mensch?«, fragte Schwarzklaue plötzlich. Es überraschte ihn, dass er Daneel noch nie danach gefragt hatte. »Du bist ein Mensch, aber du riechst wie …« Er zögerte, suchte nach dem richtigen Wort.
    »Wasser«, sagte er dann.
    Daneel verzog das Gesicht. Staub rieselte aus seinen tiefen Falten. »Denk nicht daran.«
    Sie ließen das Hafenviertel hinter sich. Die Nachtschatten hatten ihr Lager auf dem ehemaligen Festplatz aufgeschlagen. Ein paar schliefen in den Häusern, die rund um den Platz standen, doch die meisten bevorzugten Zelte oder lebten im Freien.
    Schwarzklaue erschrak, als er die wenigen Krieger sah. Tausende waren mit ihm nach Westfall gezogen, ein paar Hundert waren ihm geblieben. Und viele von denen bauten gerade ihre Zelte ab.
    »Sprich mit ihnen«, sagte Daneel.
    »Wozu?«, fragte Schwarzklaue. »Sie haben ihre Entscheidung getroffen.«
    »Sprich mit ihnen.«
    Ein Krieger namens Graunacken sah als Erster auf, als sie näher kamen. Er stieß Redalyo an.
    »Ich schulde euch keine Rechtfertigung«, sagte Daneel.
    »Ich schulde euch keine Rechtfertigung«, wiederholte Schwarzklaue. Er hatte sich längst daran gewöhnt, dass niemand außer ihm den Menschen in seiner Nähe sehen konnte. Hin und wieder versuchte er, darüber nachzudenken, aber der Gedanke entglitt ihm jedes Mal, so wie sich ein Fisch aus den Klauen eines Bären wand.
    »Die verlangen wir auch nicht.« Redalyo trat vor. Die anderen Krieger standen auf, blieben aber hinter ihm. Er war ihr Sprecher. Sic überließen ihm das Wort.
    »Trotzdem werde ich euch erklären, weshalb das, was wir tun, uns den Sieg bringen wird«, sprach Schwarzklaue Daneels geflüsterte Worte nach. Er blieb vor den Kriegern stehen. »Es gibt Magier in der Festung.«
    »Das wissen wir«, sagte Redalyo. Er verschränkte die Arme vor der Brust. Mit der Menge im Rücken fühlte er sich stark. »Sie haben ja genug von uns umgebracht.«
    Schwarzklaue hätte ihm am liebsten den Kopf abgeschlagen. »Und sie hätten uns schon längst alle umgebracht, würden wir sie nicht immer wieder stören.«
    Er machte eine Pause, so wie Daneel befahl. Die Krieger schwiegen, aber ihre Blicke waren auf ihn gerichtet.
    »Je mehr Zeit wir ihnen geben«, fuhr er dann fort, »desto stärker werden sie. Mit unseren Angriffen zwingen wir sie, die Magie, die sie aus der Erde holen, an Regenzauber oder Erdbeben zu verschwenden. Aber wenn wir ihnen Zeit lassen und wie bequeme alte Männer am Feuer sitzen und auf sie warten, dann wird es hier bald kein Wasser mehr regnen, sondern Feuer.«
    Ein paar Krieger sahen mit plötzlichem Misstrauen in den grauen Himmel.
    »Die Zeit hilft ihnen, nicht uns.«
    »Woher willst du das alles wissen?«, fragte Redalyo. »Du bist aus dem Norden. Du hast doch noch nie einen Magier gesehen.«
    »Korvellan«, flüsterte Daneel. Er ging zwischen den Kriegern umher, berührte sie, strich über ihre Gesichter und Hände. Trotzdem verstand Schwarzklaue sein Flüstern so gut, als stünde er direkt neben ihm.
    »Aber Korvellan hat sie gesehen«, sagte er. »Er hat sogar Seite an Seite mit ihnen gekämpft. Von ihm habe ich alles über die Magier erfahren.«
    Die Falten in Daneels Gesicht glätteten sich. Ein Krieger taumelte und stützte sich mit überraschtem Gesichtsausdruck an einer Zeltstange ab. Die anderen achteten nicht auf ihn. Sie sahen sich an und begannen leise miteinander zu reden. Einige hoben die Schultern, aber niemand baute weiter sein Zelt ab.
    »Wieso hast du uns nichts davon gesagt?«, fragte Graunacken.
    Daneel begann zu flüstern, aber Schwarzklaue ließ ihn nicht ausreden. »Weil ich dachte, ihr seid Krieger.« Er knurrte. »Ich habe mich wohl geirrt.«
    Graunacken senkte den Blick.
    Redalyo schien etwas darauf antworten zu wollen, aber ein anderer Krieger berührte seinen Arm und schüttelte den Kopf. Redalyo schwieg.
    Schwarzklaue wandte sich ab. »Wir greifen die Festung heute Nacht an«, sagte er. »Und bis dahin brennen wir diese verdammte Stadt nieder. Geben wir den Magiern was zu tun.«
    Er wartete nicht ab, ob jemand zu ihm aufschloss oder ihm folgte, aber nach

Weitere Kostenlose Bücher