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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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verziert und weiß, so wie man sie sonst nur in Hala'nar fand.
    Der Tempel war den Vergangenen gewidmet. In dem Brunnen neben seinem Eingang trieb eine Frauenleiche mit dem Gesicht nach unten, eine zweite Leiche lag vor dem Altar; Craymorus sah nur ihre nackten Beine hinter der halb geöffneten Tür.
    Sie durchsuchten das Dorf. Die Menschen, die es verlassen hatten, schienen rechtzeitig gewarnt worden zu sein, denn die meisten Hütten waren leer bis auf ein paar Möbelstücke und Hausrat. Sie nahmen eine Pfanne und einige Näpfe und Löffel mit.
    Craymorus fragte sich, woher die beiden Leichen kamen. Hatten sie nicht auf die Warnungen gehört? Hatten sie zu weit draußen in den Feldern gearbeitet und waren nicht gewarnt worden? Hatte man sie einfach vergessen? Er würde es nie erfahren. Der Gedanke bedrückte ihn.
    In der Mühle wurden sie fündig. Korvellan entdeckte einen halben Sack Mehl, Craymorus einige Decken und Stricke. Sie banden die Decken und den Sack zusammen, hingen sie wie Satteltaschen über Korvellans Pferd.
    »Keine Waffen?«, fragte der Nachtschatten. Es war das Erste, was er seit der Rast am Fluss sagte.
    Craymorus schüttelte den Kopf. Das Jagdmesser, das er in einer Hütte gefunden hatte, drückte gegen sein Rückgrat.
    Sie stiegen wieder auf ihre Pferde. Craymorus war erleichtert, dass Korvellan anscheinend ebenso wenig in dem Dorf übernachten wollte wie er.
    Die Sonne verschwand hinter den Bäumen, die einsetzende Nacht färbte die Landschaft grau. Der Weg folgte dem Fluss noch eine Weile, dann knickte er nach Norden ab.
    Korvellan verließ den Weg und ritt am Fluss entlang weiter nach Westen. In einer kleinen Talsenke zügelte er schließlich sein Pferd.
    »Hier werden wir übernachten.« Er stieg ab. »Könnt Ihr kochen, Fürst?«
    Craymorus wünschte, er würde aufhören, ihn so zu nennen. »Ja.«
    »Dann sammelt Feuerholz, während ich weg bin.«
    »Wo gehst du hin?«
    Korvellan verließ wortlos die Senke und verschwand in der Dämmerung.
    Nur wenig später, als Craymorus gerade Holz zwischen den Steinen, die er zusammengetragen hatte, aufschichtete, stieg ein Schwarm Krähen mit lautem, wütendem Krächzen über dem Feld auf und flog davon. Die schwarzen Vögel hoben sich kaum vom Nachthimmel ab.
    Es knackte. Craymorus sah auf. Korvellan stand keine drei Speerlängen von ihm entfernt in der Senke. In jeder Hand hielt er zwei tote Krähen. Craymorus hörte, wie ihr Blut ins Gras tropfte.
    »Hier«, sagte Korvellan und warf die Krähen neben das Holz.
    »Hast du ein Messer?«
    »Ich dachte, Ihr hättet eins.« Korvellan breitete eine der Decken aus.
    Craymorus biss sich auf die Lippe. Hatte Korvellan etwa gesehen, was er genommen hatte? »Nein«, sagte er. »Du irrst dich.«
    Der Nachtschatten griff in seinen Stiefelschaft, zog ein kleines Messer hervor und reichte es ihm. Die Spitze war abgebrochen.
    Craymorus nahm an, dass er es in einer der Hütten gefunden hatte.
    Sorgfältig schnitt er die Brust der Krähe auf und trennte das dunkle Fleisch von den Knochen, während Korvellan das Feuer entzündete. Die kleinen Flammen sprangen von Blättern auf Zweige, dann auf größere Äste über. Es wurde warm.
    Auf den Steinen im Feuer briet Craymorus das Krähenfleisch, in der Pfanne rührte er Mehl, Wasser und Krähenblut an.
    Schweigend aßen sie. Das Krähenfleisch schmeckte nach Wild und war zäh, die Pfannkuchen waren salzig, aber Korvellan beschwerte sich nicht.
    »Dieser Zauber«, sagte er zwischen zwei Bissen. »Wie genau funktioniert er?«
    Craymorus schluckte ein Stück Fleisch herunter. »Er stärkt meine Beine, macht sie …« Er suchte einen Moment nach dem richtigen Wort.
    »Normal?«, fragte Korvellan.
    »Vollständig«, sagte Craymorus.
    »Wie?«
    »Das ist schwer zu erklären. Um einen neuen Zauber zu erschaffen, muss man zuerst wissen, was man will.« Craymorus hob einen Ast auf, als ihm ein Beispiel einfiel. »Wie jemand, der ein Stück Holz bearbeitet, wissen muss, ob er eine Puppe oder einen Löffel daraus schnitzen will.« Er legte den Ast ins Feuer. »Die Magie, die man beim Tanz auf sich selbst überträgt, wird durch die Bewegungen und geistige Disziplin in die richtigen Bahnen gelenkt.«
    »Ich verstehe.« Korvellan stellte den Napf, aus dem er gegessen hatte, beiseite. »Also könntet Ihr die Magie auch für einen anderen Zauber verwenden. Ihr müsst ihr nur die richtigen Befehle erteilen.«
    Craymorus erkannte, worauf er hinaus wollte. »Ich kann dir nicht beim Kampf

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