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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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begann, kleine Steine in den Fluss zu werfen. »So fing das alles an. Ich hatte sehr viel Zeit, als ich verletzt in der Festung lag.« Er lächelte knapp. »Ich verbrachte sie nicht nur mit Syrah, sondern auch mit Schriften über die Vergangenen. Schon auf der Insel der Meister faszinierten sie mich und …«
    »Die Meister ließen dich die Vergangenen studieren?«, unterbrach ihn Craymorus. Die Sonne schien warm in seinen Nacken.
    »Ja. Ich wollte etwas über mein Volk lernen, aber die Meister weigerten sich, mich etwas darüber zu lehren.«
    »Ich wollte ebenfalls die Nachtschatten studieren, doch stattdessen musste ich mich mit den Vergangenen beschäftigen.« Er sah Korvellan an. »Und als Somerstorm fiel, schickten sie Rickard und mich nach Westfall.«
    »Wo ich Jahre zuvor Notizen auf die Schriften geschrieben hatte, weil ich dachte, Balderick sei zu dumm, um lange zu überleben. Ich sah Rickard bereits auf dem Fürstenthron.« Korvellan stand in einer geschmeidigen, nicht menschlich wirkenden Bewegung auf. »Die Meister wussten, was geschehen würde.«
    Craymorus nickte. Seine Knie knackten, als er sich umdrehte und nach den Zügeln seines Pferdes griff. Heißer Schmerz zuckte von seinen Knöcheln bis zu den Hüften. Er stöhnte.
    »Was ist los?«, fragte Korvellan.
    »Der Zauber, der mich gehen lässt, schwindet. Ich muss ihn wieder herbeitanzen.« Craymorus ließ die Zügel los. »Du willst zur Insel der Meister.« Es war eine Feststellung, keine Frage. »Dazu brauchst du mich nicht. Ich werde hierbleiben.«
    »Nein, Ihr werdet mitkommen. Die Meister haben uns beide die Vergangenen studieren lassen. Dafür muss es einen Grund geben.« Er setzte sich wieder in den Sand. »Ich werde warten, bis Ihr fertig seid.«
    »Und wann wirst du mich töten?« Es überraschte Craymorus, wie leicht ihm die Frage fiel.
    Korvellan sah ihn an. Der Schatten, der über sein Gesicht fiel, ließ seine Augen schwarz wirken. »Sollte ich herausfinden, dass meine Tochter tot ist, werdet Ihr sterben.«
    »Dann liegt mein Leben also in der Hand eines Mädchens, das ich noch nie gesehen habe.« Die Vorstellung war beinahe komisch, aber Craymorus wagte es nicht zu lächeln.
    »Ja«, sagte Korvellan. »Euer Leben liegt in Meries Hand.«
     
     
    Er stampfte die Magie aus dem Boden. Der Zauber gab ihm den Rhythmus vor, bestimmte über seine Schritte. Er spürte, wie die Magie seine knorrigen, nutzlosen Beine hinaufkroch. Sie war kalt und trocken, wie eine Schlange unter seiner Haut.
    Korvellan saß im Sand und sah ihm zu. Craymorus fühlte sich unwohl dabei. Obwohl er nicht hätte sagen können, wieso das so war, empfand er den Zauber als etwas Beschämendes, das er mit niemandem teilen wollte.
    Der Tanz dauerte lange, viel länger als in der Festung. Craymorus war außer Atem und verschwitzt, als er schließlich stehen blieb.
    »Ich bin fertig«, sagte er.
    Korvellan stand auf. »Gut.«
    Er wartete, bis Craymorus auf sein Pferd gestiegen war, dann saß er ebenfalls auf. »Wir reiten durch Busharan nach Bochat. Dort nehmen wir die Fähre zu den Inseln.« Korvellan sprach mit dem Tonfall eines Mannes, der es gewohnt war, Befehle zu erteilen. »Wollt Ihr die Zügel selbst in die Hand nehmen?«
    Im ersten Moment glaubte Craymorus, er würde auf etwas anspielen, das er nicht verstand, dann fiel ihm auf, dass der Nachtschatten von seinem Pferd sprach.
    »Ich werde es selbst versuchen«, sagte er steif.
    »Wie Ihr meint.« Korvellan trieb sein Pferd an. Zu Craymorus' Erleichterung folgte das, auf dem er saß, ohne dass er etwas tun musste.
    Schweigend ritten sie am Fluss entlang, vorbei an den Feldern voller Krähen. Craymorus blinzelte immer wieder Tränen aus seinen Augen. Die Sonne hing über dem Horizont und blendete ihn. Korvellans Rücken war ein schwarzer, verwaschener Fleck.
    Sie hätten nebeneinander reiten können, der Weg war breit genug, aber Craymorus kam es nicht in den Sinn, zu dem Nachtschatten aufzuschließen. Freunde ritten nebeneinander oder Kameraden, aber sie waren weder das eine noch das andere, nur ein Feigling und ein Ungeheuer, die dasselbe Ziel hatten.
    Kurz vor Sonnenuntergang erreichten sie die Mühle, die Craymorus aus der Ferne gesehen hatte. Einige Hütten gehörten dazu. Sie drängten sich um einen kleinen, mit Winterblumen geschmückten Tempel wie Gläubige um einen Priester. Die Mühle schien dem Dorf zu bescheidenem Wohlstand verholfen zu haben, denn die Säulen, aus denen der Tempel bestand, waren kunstfertig

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