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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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helfen. Die meisten Magier entwickeln nur zwei oder drei eigene Zauber in ihrem ganzen Leben, den Rest lernen sie von anderen Magiern. Adelus …«
    »Euer Bruder?«, fragte Korvellan.
    »Ja. Er hat mir den Zauber beigebracht, der mich laufen lässt. Wahrscheinlich hat er ihn irgendwo aufgeschnappt. Als ich …« Es ärgerte ihn, dass er bei dem Gedanken an den Sturz immer noch ins Stocken geriet. »Als es geschah, hatte mein Vater meine Ausbildung gerade erst angefangen. Ich weiß nur sehr wenig über Magie.«
    »Aber Euer Vater hat doch sicher genug gewusst, um Euch durch einen Zauber wieder laufen zu lassen.« Korvellan streckte sich auf seiner Decke aus.
    »Ich glaube nicht, dass er das konnte.« Craymorus dachte an die dumpfen Stimmen seiner Eltern. Sie hatten immer die Türen geschlossen, wenn sie über ihn sprachen, doch er hatte sie auf seinem Bett liegend, halb benommen von dem Pflanzensud, den er gegen die Schmerzen trinken musste, trotzdem gehört. »Insel der Meister« , hatte sein Vater gesagt, »das ist das Beste für ihn und uns.« Seine Mutter hatte leiser gesprochen. Er wusste nicht, was sie für das Beste gehalten hatte.
    »Eine Blindnacht, nachdem mein Vater mich auf die Insel der Meister geschickt hatte, kam es zum Hügel der Schande.«
    »Oh.« Korvellan legte den Kopf in den Nacken und stieß die Luft aus. »Ich verstehe. Zwölftausend Soldaten fielen an einem Tag, weil hundert Magier auf einem Hügel standen und nichts taten.«
    »Du warst da?«
    Korvellan strich sich mit der Hand über die Brust, eine Geste, die er selbst nicht zu bemerken schien. »Ja. Ich hatte Glück. Ein Pfeil traf meine Brust und sorgte dafür, dass ich bereits auf dem Weg in Baldericks Festung war, als der Rote König seine Schlächter auf das Feld schickte. Kein Magier hat sie aufgehalten.«
    »Weil sie es nicht konnten«, entgegnete Craymorus. »Es gab keine Magie mehr. Deshalb schickte mein Vater mich weg. Er wollte nicht, dass andere sahen, dass er seinem eigenen Sohn nicht helfen konnte. Es ging um seine Schande, nicht um meine.«
    »Er hätte etwas sagen müssen.« Korvellan stützte sich auf die Ellenbogen auf und sah Craymorus an. »Zwölftausend Soldaten.«
    »Ich bin sicher, dass er etwas sagen wollte. Sie alle. Wahrscheinlich glaubten sie noch, als sie auf dem Hügel standen und zu tanzen begannen, dass die Götter sie retten würden.«
    Er stellte sich ihre Angst vor, ihr Entsetzen, als der Staub um ihre Füße aufwallte und nichts geschah, kein Kribbeln, keine Kälte, die durch ihren Körper kroch, nichts.
    »Ja. Wahrscheinlich.« Korvellan klang abwesend, so als hielten seine Erinnerungen ihn fest.
    Craymorus rollte seine Decke aus und legte sich darunter. Die Nacht war sternenklar und kalt. »Sollen wir Wache halten?«, fragte er.
    »Ich wecke Euch morgen früh.« Es raschelte, als Korvellan aufstand.
    Craymorus hob den Kopf. »Du brauchst auch Schlaf.«
    »Ich bin kein Mensch. Ihr wisst nicht, was ich brauche und was ich nicht brauche.« Die Entgegnung klang schneidend.
    Craymorus schob den Ellenbogen unter den Kopf und schwieg.
    Als er am nächsten Morgen erwachte, war er allein.

 
Kapitel 19
     
    Der Name der Provinz Pujambur setzt sich aus den Namen der Stämme zusammen, die sie gemeinsam bewohnen, den Pu, den Jam und den Bur. Lange Kriege wurden um diesen Namen gefochten, da keines der drei Völker als letztes genannt werden wollte. Auch heute noch sollte es der Reisende vermeiden, die Provinz Pujambur zu nennen, wenn er sich in den Zelten der Bur Gastfreundschaft erhofft.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    Alles geschah gleichzeitig.
    Im Inneren der Gaststätte fielen polternd Stühle um, als Männer aufsprangen und zur Tür liefen. Merie schrie. Jonan zog sein Schwert und drückte die Spitze gegen Tohms Hals. Ana griff nach dem Schwert, das in Tohms Gürtel steckte.
    Dem Betrunkenen entglitt der Wasserschlauch. Er klatschte zu Boden. Bier spritzte.
    »Woher weißt du davon?« Jonan sah vom Eingang der Taverne zu Tohm, dann zu der Straße, die hinaus aus dem Dorf führte.
    »Ich weiß nichts«, stieß Tohm hervor. Die Angst klärte seinen Blick. »Gar nichts.«
    »Du lügst«, sagte Jonan. Er drückte fester mit dem Schwert zu.
    Tohm bewegte sich nicht, stand steif und mit aufgerissenen Augen vor ihm. Er blinzelte nur einmal kurz, als die Spitze der Klinge seine Haut durchstieß und Blutstropfen seinen Hals hinabrollten.
    »Natürlich lügt er.«

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