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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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sich auf seinen Sattelknauf. »Willst du damit sagen, wir wollten dich betrügen, Aroon?«
    Der Wirt drehte den Kopf, versuchte, Morys und Stummer gleichzeitig zu beobachten. »Nein«, sagte er, »natürlich nicht. Ich dachte nur …«
    Aroon ließ den Satz unvollendet, bereute wohl schon seinen Mut.
    Jonan trat vor, stellte sich wie zufällig zwischen ihn und Morys. Er zog ein paar Münzen aus seiner Hosentasche. »Hier«, sagte er. »Reicht das für unser aller Essen?«
    »Ja, Herr.« Aroon sah die Münzen noch nicht einmal an. Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn. Er legte die Axt auf einen Holzklotz und drehte sich um. »Ich mache euch etwas Suppe.«
    »Vergiss das Fleisch nicht!«, rief Tohm ihm nach. »Und schlag ein Fass Bier an! Ich habe Durst.«
    Sie aßen und tranken bis in den Nachmittag. Es gab nur einen Tisch in der Taverne und eine kleine Feuerstelle, über der ein Topf von einer rußgeschwärzten Kette hing. Der Wirt hatte ein Fass Bier neben den Tisch gerollt und hölzerne Näpfe und Löffel verteilt, danach war er verschwunden. Krüge gab es keine. Tohm und seine Männer füllten das Bier in ihre Wasserschläuche und tranken daraus.
    Ihre Unterhaltungen wurden immer dümmer, Tohms Geschichten immer unwahrscheinlicher. Bier lief ihm über das Kinn in den Kragen, er lachte so laut, dass es beinahe verzweifelt klang.
    Jonan tat so, als würde er mit ihm trinken, aber Ana sah, dass sich sein Wasserschlauch nicht leerte. Sein Rücken war durchgedrückt, er wirkte angespannt. Als Tohm zu lallen begann, stand Jonan auf.
    »Ich muss kurz nach draußen«, sagte er.
    Tohm wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Piss doch unter den Tisch, hab gehört, das macht man hier so.«
    Morys lachte.
    Jonan wandte sich ab. Er ging an Ana vorbei und nickte ihr zu. Sie warf einen kurzen Blick auf Merie, die schlafend auf der Bank lag, dann stand sie ebenfalls auf und folgte Jonan aus dem Gasthaus.
    Drebbard sah ihr nach. Er wirkte nicht so betrunken wie die anderen.
    »Etwas stimmt nicht«, sagte Jonan, als sie vor der Gaststätte standen. »Tohm ist nervös, und Drebbard sieht die ganze Zeit zur Tür, als würde er auf jemanden warten.«
    Drinnen rülpste Tohm laut. Ana verzog das Gesicht. »Sie sind schrecklich, Jonan. Es war ein Fehler, mit ihnen hierherzukommen.«
    »Tohm hätte uns nicht gehen lassen. Ich kenne ihn.« Er strich sich über den rasierten Kopf, öffnete den Mund, schloss ihn dann aber sofort wieder und sah zur Tür.
    Auch Ana hörte die schlurfenden Schritte im Inneren.
    Tohm tauchte im Türrahmen auf. Er hielt sich mit der Hand daran fest und blinzelte in die Nachmittagssonne. Den Wasserschlauch hielt er in der freien Hand. Seine Augen waren blutunterlaufen.
    »Bist du wirklich ein Leibwächter, Jonan?«, lallte er. »Hast du nie erwähnt.«
    »Du hast ja auch nie gefragt.«
    »Stimmt, hab ich nicht.« Tohm rülpste. Eine Wolke aus Alkohol und Fäulnis hüllte Ana ein. Sie hielt die Luft an.
    »Ich kann nicht zurück«, sagte Tohm unvermittelt. »Sie haben uns im Dorf wie Könige behandelt, als wir heimkehrten, weißt du. Ging eine ganze Weile so, aber irgendwann war alles wieder wie vorher.« Er trank einen großen Schluck Bier. »›Ja, Herr‹, ›Natürlich, Herr‹, ›Verzeiht, Herr‹ … Verdammt noch mal, ich hab Nachtschatten aufgeschlitzt, aber ich soll vor einem Steuereintreiber kuschen?«
    Ana verstand nicht ganz, wovon er redete. Er schien von einem Thema zum nächsten zu springen.
    »Also hast du ihn umgebracht«, sagte Jonan, so als wisse er genau, worum es ging.
    Tohm nickte so heftig, dass er beinahe umgefallen wäre. Im letzten Moment hielt er sich an der Wand fest. »Genau. Hab ihm mit der Axt den Kopf gespalten, mittendurch.« Mit der Hand, die den Schlauch hielt, zog er eine Linie durch sein Gesicht, von der Stirn bis zum Kinn. »Zu dem muss nie wieder einer ›Ja, Herr‹ sagen.« Er starrte auf einen Punkt am Boden. Sein Oberkörper schwankte vor und zurück. »Und jetzt bin ich hier.«
    »Du hast einen Fehler gemacht«, sagte Jonan.
    »Ja.« Tohm räusperte sich und spuckte aus. Dann hob er die Schultern. Sein Lallen war kaum noch zu verstehen. »Aber wenigstens jagt mich nicht die Ewige Garde.«
    »Du dämlicher Narr!«, brüllte Drebbard aus dem Gasthaus.
    Ana erstarrte.

 
Kapitel 18
     
    Der Reisende, der mit offenen Augen durch die Welt zieht, wird viel lernen. Die Armen werden ihm beibringen, wie man trinkt, wie man isst, wie man lacht und wie man teilt. Von den

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