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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Reichen kann er lernen, wie man es vermeidet, arm zu werden.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    Die Welt hüpfte auf und ab. Craymorus hielt sich abwechselnd an den Zügeln und der Mähne des Pferdes fest und umklammerte den Leib des Tiers mit den Beinen. Er sah nicht zurück. Die sterbende Festung lag weit hinter ihm in den Hügeln, die tote Stadt darunter.
    Das Ausmaß seines Versagens überwältigte ihn. Er konnte den Gedanken daran kaum fassen. Also versuchte er, nicht daran zu denken, richtete stattdessen den Blick auf den Rücken des Ungeheuers, das vor ihm ritt und dem sein eigenes Pferd scheinbar ohne sein Zutun folgte.
    Korvellan schien zu wissen, dass er nicht fliehen würde, denn seit sie die Hügel hinter sich gelassen hatten, sah er nach vorn und kümmerte sich nicht um das, was sein Begleiter tat.
    Wieso sollte er auch? , dachte Craymorus. Ich habe keine Waffe, mit der ich ihn angreifen könnte, und keine Ahnung, wie man ein Pferd lenkt. Ich muss ihm folgen, eine andere Wahl gibt es nicht.
    Es überraschte Craymorus, wie beruhigend diese Erkenntnis auf ihn wirkte. Wie ein Pilger, der sein Schicksal in die Hand der Götter legte und sich auf ihr Geheiß durch die Welt treiben ließ, war er von der Last eigener Entscheidungen befreit. Er folgte dem Weg, auf den das Ungeheuer ihn führte. Und wenn ihn am Ende dieses Weges der Tod erwartete, würde er sich auch diesem Schicksal beugen.
    An einem schmalen Fluss zügelte Korvellan schließlich sein Pferd. Das, auf dem Craymorus saß, trabte zum Wasser und begann zu trinken. Es ignorierte seinen Reiter.
    Korvellan stieg ab, hockte sich ans Ufer und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Der Fluss wand sich zwischen Weiden und Feldern, auf denen Krähenschwärme das Wintergetreide fraßen. Craymorus sah eine Windmühle hinter einem kleinen Waldstück. Ihre Flügel bewegten sich nicht. Die Menschen, die an diesem Ort gelebt hatten, waren entweder gestorben oder geflohen.
    Korvellan stand auf und wischte sich die Hände an der Hose ab. »Wo ist meine Tochter?«
    Mit dieser Frage hatte Craymorus nicht gerechnet. Woher weiß er davon? , dachte er.
    Das Pferd unter ihm hob den Kopf und schüttelte sich. Er ließ sich von seinem Rücken gleiten. Sein rechtes Bein knickte unter ihm weg. Er stolperte und fing sich wieder.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er dann. »Mellie …«
    Er zögerte. Es wäre so einfach gewesen, alles auf sie zu schieben, so einfach und so falsch. »Mellie und ich«, fuhr er fort, »wollten Syrah mit ihrer Entführung dazu zwingen, mich zu heiraten. Es erschien mir damals als die einzige Möglichkeit, Mellies Leben zu retten.« Er fuhr sich mit einer schwieligen Hand durch das Gesicht. »Mellie sagte, sie habe das Mädchen an einen sicheren Ort gebracht.«
    »Wohin?« Korvellans Stimme war ruhig, aber Craymorus hörte die Anstrengung darin.
    Er hob die Schultern. »Ich weiß es wirklich nicht. Mellie hat nie darüber gesprochen, und ich habe auch nicht gefragt.«
    Einer von vielen Fehlern , fügte er in Gedanken hinzu.
    »Und Syrah? Was ist mit ihr, Fürst?«
    Craymorus hob abwehrend die Hände. »Nenn mich nicht so. Ich bin kein Fürst.«
    »Doch, das seid Ihr. Ein schlechter Fürst, aber ein Fürst. Ihr könnt den Titel nicht einfach ablegen, wenn er Euch nicht mehr gefällt.« Korvellan klang nun deutlich verärgert. »Und nun zu Syrah.«
    »Ich war nicht dabei, als sie starb. Ich weiß nur, dass sie aus dem Fenster stürzte.«
    »Sie war keine Frau, die einfach so aus einem Fenster stürzt.« Korvellan trat einen Ast, der am Boden lag, in den Fluss. »Wieso wisst Ihr nichts? Wie kann man Blindnächte lang ein Fürstentum regieren und nichts von dem verstehen, was darin passiert? Gebt mir einen Grund …« Er unterbrach sich.
    … Euch am Leben zu lassen , vollendete Craymorus lautlos. »Ich wollte nicht wissen, was um mich herum geschah«, sagte er, als Korvellan nicht weitersprach. »Ich wünschte, Mellie hätte mir ihren Willen aufgezwungen, aber so war es nicht. Sie musste es nicht. Erst du brachtest mich dazu, die alten Schriften zu lesen. Was ich darin fand, vor allem die Notizen, die jemand hinzugefügt hatte …« Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte sie viel früher lesen müssen.«
    »Sie waren nicht für dich bestimmt, sondern für Rickard.«
    Craymorus runzelte die Stirn. »Woher willst du das wissen?«
    »Ich habe sie geschrieben«, sagte Korvellan. Er setzte sich in den Ufersand und

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