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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Dunkelheit stärker ist. Und sie weiß, was sie tun muss, wenn es in ihr tobt.« Er drehte sich im Sattel um.
    Ana folgte seinem Blick, sah aber nichts außer der Straße und der wabernden Dunkelheit. »Ist da etwas?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Jonan zügelte sein Pferd. »Halt an.«
    Ana zog an den Zügeln. Vor ihr drehte sich Merie um und hielt ebenfalls an. Abrupt wurde es still. Ana lauschte in die Nacht, hörte ihren Herzschlag und Jonans Atem.
    Er ließ ihre Hand los und stellte sich im Sattel auf.
    »Da ist etwas«, sagte er leise.
    Und dann hörte Ana es auch, ein rhythmisches, schnelles Klatschen, beinahe wie der Hufschlag galoppierender Pferde, nur leiser.
    »Das sind Menschen«, flüsterte sie, als sie die Geräusche erkannte. »Sie rennen.«
    Jonan kniff die Augen zusammen und starrte in die Dunkelheit.
    Anas Mund wurde trocken. »Warum rennt jemand mitten in der Nacht durch Westfall?«
    Köpfe tauchten aus der Schwärze hinter ihr auf. Eine Klinge blitzte im Mondlicht.
    Jonan ließ sich in den Sattel fallen.
    »Weg hier!«, schrie er.
    Sein Pferd stieg auf, Anas wieherte erschrocken. Sie rammte ihm die Fersen in die Flanken. Vor ihr löste Merie die Zügel der beiden Pferde, dann galoppierte auch sie los. Die Geräusche der rennenden Menschen gingen im Donnern der Hufe unter.
    Ana beugte sich im Sattel vor. »Wer ist das?«
    »Ewige Garde.« Jonan schlug seinem Pferd mit der flachen Hand auf den Rücken, spornte es weiter an. »Sie haben uns gefunden.«
    Sie galoppierten die Straße entlang. Jonan drehte sich immer wieder um, schüttelte den Kopf und rief: »Weiter!«
    Ein erster grauer Schleier erhellte den Horizont im Osten. Ana wusste nicht, wie lange die Pferde die hohe Geschwindigkeit noch durchhalten konnten. Schweiß bedeckte den Hals ihrer Stute. Ihr Herz hämmerte.
    »Siehst du sie noch?«, fragte sie, als sich Jonan erneut umdrehte.
    »Nein«, antwortete er, »aber sie sind noch da. Sie werden nicht langsamer.«
    Sie sind keine Menschen mehr , dachte Ana. Sie sah das Gesicht des jungen Gardisten vor sich, der ihr am Fluss das Handtuch gereicht hatte. Er war ein Mensch gewesen, doch der schwarze Sand hatte ihm das genommen.
    »Könntest du sie …«, begann Ana, aber Jonan antwortete, bevor sie die Frage stellen konnte.
    »Einen vielleicht«, sagte er, »mit viel Glück. Aber vier? Niemals.«
    Meries Pferd wurde langsamer und fiel zurück. Sie trieb es an, aber Ana erkannte, dass es fast am Ende seiner Kräfte war.
    Vor ihr knickte die Straße nach Westen ab. Ein schmalerer Weg führte weiter nach Norden.
    Jonan warf einen weiteren Blick zurück.
    »Runter von den Pferden«, sagte er dann.
    »Was?« Ana schüttelte den Kopf. »Wir können doch nicht schneller laufen als sie.«
    Merie bewegte sich ebenfalls nicht aus dem Sattel.
    »Ich habe Tohm gesagt, wir wären auf dem Weg nach Bochat.« Jonan sprang bereits ab. Er sprach schnell. »Das wird er den Gardisten gesagt haben. Wenn die Hufspuren in Richtung Bochat weisen, werden sie ihnen folgen.«
    Er hat recht , dachte Ana. Sie glitt aus dem Sattel. Merie zögerte einen Moment, dann stieg auch sie ab.
    Jonan zog sein Schwert, schlug den Tieren mit der flachen Klinge auf die Flanken. Ana klatschte in die Hände, spornte sie mit einem Pfiff an.
    Die erschrockenen Tiere galoppierten die Straße entlang in Richtung Westen.
    Ana drehte sich um und ergriff Meries Hand. »Komm!«
    Sie rannten los, folgten Jonan auf den schmaleren Weg. Er lief nur bis zu einer Hecke, die zwei Weiden voneinander trennte, dann blieb er stehen.
    »Wir verstecken uns hier«, sagte er schwer atmend.
    Im ersten Moment wollte Ana ihm widersprechen. Alles in ihr drängte danach, so schnell und weit wie möglich zu fliehen. Aber sie konnten nicht schneller laufen als die Garde. Niemand konnte das, vielleicht nicht einmal die Nachtschatten.
    Ana zog Merie zwischen die Dornen der Hecke. Sie ließ sich mitziehen, war so erschöpft, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
    »Sie kommen«, flüsterte Jonan.
    Ana sah zwischen Blättern, Dornen und Ästen hindurch zur Straße. Vier Gardisten tauchten hinter einer Biegung auf. Ihre Uniformen und Gesichter waren staubbedeckt. Sie rannten. Die Hände zu Fäusten geballt, die Köpfe vorgestreckt, rannten sie. Ihre zahnlosen Münder standen offen, Staub lag auf ihren Lippen. Ihre nackten, blutenden Füße schienen den Boden kaum zu berühren.
    Die Gardisten zögerten nicht, als sie die Abzweigung erreichten. Keiner von

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