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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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von der Festung fernzuhalten. Je mehr durchkamen, desto größer das Chaos, desto einfacher seine Flucht.
    Er warf einen Blick auf die Türme. Die Bogenschützen, die von dort oben schossen, gehörten zur fürstlichen Leibwache. Sie hatten den Befehl, jeden zu töten, der versuchte, die Festung zu verlassen. Die Offiziere fürchteten Deserteure fast so sehr wie Nachtschatten.
    Zu Recht , dachte Jonan. Auf jeden Mann, dem es gelang, aus der Festung zu fliehen, kamen zehn, die es versuchten. Noch war die Lage unter Kontrolle, nicht zuletzt wegen Fürst Craymorus, zu dem die einfachen Soldaten mit fast kindlichem Vertrauen aufsahen. Er hatte ihnen die Magier gebracht, sie waren überzeugt davon, dass er ihnen auch den Sieg bringen würde.
    Salve um Salve jagten die Bogenschützen über die Mauern, Schritt für Schritt kamen die Nachtschatten näher. Sie trugen keine Belagerungswaffen bei sich. Sie wussten, dass sie keine Rammböcke und keine Katapulte brauchen würden.
    Man würde das Tor für sie öffnen, so wie bei jedem Angriff.
    »Seid ihr blind?«, schrie Mornys von seinem Posten über dem Tor. »Auf was schießt ihr eigentlich?« Er stand auf und streckte den Arm aus, zeigte auf die Nachtschatten, die unbeirrt vorstürmten. »Da ist der Feind! Holt …«
    Er brach ab. Eine hölzerne Speerspitze ragte aus seiner Brust. Er senkte den Kopf und brach in die Knie. Seine Hände tasteten nach dem Holz, umklammerten es, ließen dann los. Langsam kippte er zur Seite.
    »Vater!«, schrie Dogart.
    Jonan hielt ihn mit einer Hand fest. »Bleib hier. Er ist tot.«
    »Ich weiß.« Dogart riss sich los. Geschickt kletterte er über die Zinnen und sprang auf die niedrigere Mauer über dem Tor. Dann hockte er sich neben seinen Vater.
    Jonan duckte sich, als ein Speer vor ihm von den Steinen abprallte. Die Nachtschatten kamen immer näher. Das Trommeln ihrer Klauen auf dem nassen Boden mischte sich in den Tanz der Magier, gab ihm einen Rhythmus, den er zuvor nicht gehabt hatte. Ihr wütendes Brüllen hallte von den Mauern wider.
    »Wo ist der Sergeant?«, rief einer der Soldaten, die neben den Tanzenden standen und ihre Schilde über sie hielten.
    »Tot«, rief ein anderer zurück.
    »Nein.« Dogart stand auf. Er legte sich den blutigen Umhang seines Vaters um und hielt ihn mit einer Hand fest. Mit der anderen wischte er sich Regentropfen und Tränen aus dem Gesicht. »Ich bin der Sergeant.«
    »Dann sag deinen Leuten Bescheid. Es geht los.« Der Soldat nickte den Magiern zu und sagte etwas, das Jonan nicht verstand. Die Magier reagierten nicht.
    Dogart wirkte verloren, allein auf der Mauer. Er zog den Umhang fester um sich. Blut tropfte auf seine Stiefel.
    »Deine Befehle!«, rief der Soldat.
    Jonan zögerte einen Moment, dann stand er auf. »Die Magier sind bereit. Männer mit den schwarzen Armbinden: Schnappt euch Speere und Schwerter! Unterstützt die Schildträger am Tor. Weiße Armbinden bleiben oben und schießen. Passt auf die Nahkämpfer auf. Habe ich deine Befehle richtig verstanden, Sergeant?«
    Dogart nickte stumm.
    Soldaten sprangen von den Mauern und nahmen Aufstellung. Nyrdok legte den Bogen zur Seite und griff nach einem Speer. »Wir haben einen verdammt guten Sergeant verloren«, sagte er leise, als Jonan die Leiter hinunterklettern wollte. »Und einen verdammt schlechten bekommen. Gibt viele, denen der Umhang besser stehen würde. Dir, mir. Wenn sich die Gelegenheit ergibt …« Er machte eine Pause. »Keiner wird was sagen, wenn du weißt, was ich meine.«
    Jonan sprang wortlos auf das Pflaster. Es war nicht sein Krieg, und die Soldaten waren nicht seine Freunde. Es hätte ihm egal sein sollen, wer gewann und wer verlor, wer lebte und wer starb. Aber das war es nicht. Er fluchte leise.
    Dogart sprang ebenfalls von der Mauer. Der blutige Umhang hing schwer von seinen Schultern. »Danke«, sagte er, als er neben Jonan stehen blieb und sein Schwert zog.
    »Bleib in meiner Nähe.« Jonan warf einen Blick auf die Magier. Sie hatten aufgehört zu tanzen. Reglos standen sie vor dem geschlossenen Tor.
    »Wieso?«, fragte Dogart. Mit dem Ärmel wischte er sich über das Gesicht. Er weinte.
    »Tue es einfach.«
    Er ging näher an die Magier heran. Der Schlamm unter ihren Füßen war zu Staub geworden. Die Luft schmeckte seltsam süß, und als Jonan sein Schwert berührte, sprang ein Funke von der Klinge auf seinen Finger. Erschrocken zog er die Hand zurück. Adelus drehte den Kopf, sah ihn an und lächelte. Seine Augen

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