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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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der irgendwann in seinem langen Soldatenleben verlernt haben musste, leise zu sprechen. Sein Sohn, Dogart, schlief auf dem Strohlager neben Jonan. Er würde eines Tages den Rang seines Vaters erben, so wie der ihn von seinem Vater und der von dem seinen geerbt hatte. Das hatte Tradition in Westfall.
    Jonan reihte sich in die Gruppe der Soldaten mit schwarzen Armbinden ein. Männer gähnten und rieben sich den Schlaf aus den Augen. Es stank nach Schweiß. Seit Beginn der Belagerung schliefen sie in ihren Lederrüstungen.
    »Ihr wisst, wofür ihr kämpft!«, brüllte Mornys. »Hoffnung!«
    »Hoffnung!«, antworteten die Soldaten mit rauen Stimmen. Jonan lief mit ihnen durch die offen stehenden Türen die Treppe hinunter in den Hof der Festung.
    Es herrschte Chaos. Kinder, Hühner und Hunde liefen zwischen den Soldaten umher, wichen ihren Stiefeln aus. Alte Männer hockten in hastig errichteten Unterständen, Frauen knieten vor kleinen Lagerfeuern, kochten oder trockneten feuchte Kleidung. Die meisten Bewohner der Stadt waren vor den Nachtschatten in die Felder geflüchtet, diejenigen, die es nicht rechtzeitig geschafft hatten, waren entweder zerfleischt worden oder hatten sich in die Festung gerettet. Craymorus, der neue Fürst Westfalls, hatte die Tore für sie geöffnet.
    »Sie fressen uns die Vorratskammern leer«, hatte Jonan einen Offizier sagen hören. »Das hat er jetzt davon.«
    Jonan lief zur linken Seite des Tors und kletterte über eine Holzleiter auf die Mauer. Hinter ihm fluchte Dogart, als er auf den glatten, nassen Steinen ausrutschte und beinahe hinfiel. Die anderen Soldaten verteilten sich. Speere und Bogen lagen in regelmäßigen Abständen neben ihnen auf dem Wehrgang. Ein Sklave verteilte Köcher voller Pfeile.
    Jonan schnallte sich einen auf den Rücken und sah zwischen den Mauerzinnen auf die Stadt hinab. Dunkler Rauch stieg zwischen den Häusern auf.
    »Wird Zeit, dass es mal wieder regnet«, sagte Dogart.
    Jonan nickte. Seit Tagen versuchten die Nachtschatten, die Stadt anzuzünden. Wahrscheinlich hofften sie, dass das Feuer auf die Festung übergriff. Bisher hatten eigens dafür abgestellte Magier die meisten Brände löschen können, aber während sie es regnen ließen, konnten sie nicht bei der Verteidigung der Festung helfen. Ebenso wie die Menschen in der Festung hatten auch die Nachtschatten erkannt, dass die einzig ernstzunehmende Gegenwehr von den Magiern ausging.
    »Wird Zeit, dass der große Zauber kommt«, sagte ein anderer Soldat, dessen Namen Jonan nicht kannte. »Dann hätte die ganze Scheiße hier ein Ende.«
    Dogart hob die Schultern. »Die Magier kriegen das hin, Nyrdok. Wirst schon sehen.«
    Nyrdok schien antworten zu wollen, aber ein lang gezogener klagender Laut unterbrach ihn. Die Späher, die auf den Türmen zwischen Bogenschützen standen, bliesen in ihre Hörner.
    »Sie kommen«, sagte Dogart und spuckte aus. Im Gegensatz zu Jonan und Nyrdok trug er eine weiße Armbinde. Wenn der Befehl kam, würde er auf der Mauer bleiben und nicht nach unten laufen. Es hatte Vorteile, der Sohn eines Sergeanten zu sein.
    Aus den Augenwinkeln sah Jonan die Magier. In kleinen Gruppen verließen sie das Innere der Festung. Sie trugen lange verdreckte Roben und waren barfuß. Hinter den Schilden der Leibwache, die sie wie Muschelschalen einschlossen, wirkten sie klein und verletzlich.
    Menschen jubelten ihnen zu und applaudierten. Die Magier beachteten sie nicht. Ihre Gesichter waren verschlossen. Jonan sah Craymorus' Vater Milus Ephardus und seinen deutlich jüngeren Bruder Adelus zwischen ihnen. Adelus lächelte als Einziger. Er war der Jüngste der fast einhundert Magier.
    Unmittelbar hinter den Toren hatte man in einem großen Halbkreis die Pflastersteine entfernt. Die Magier blieben in dem knöcheltiefen Schlamm, den der Regen zurückgelassen hatte, stehen. Die Gruppen blieben unter sich. In den Tagen zuvor hatte Jonan erkannt, dass jede sich auf einen Zauber konzentrierte.
    Und dann begannen sie zu tanzen.
    Sie nannten es Tanz, aber das war es nicht. Die seltsam abgehackten, fremden Bewegungen waren weder rhythmisch noch anmutig. Füße stampften auf den Boden und stampften wieder, so als habe die ganze Welt einen Moment lang die Augen geschlossen und die Bewegung übersehen, die dazwischenlag, die dazwischenliegen musste . Die Arme der Tänzer flatterten wie Fahnen von ihren Körpern, scheinbar knochenlos und unkontrolliert. Ihre Köpfe zuckten vor und zurück und wieder zurück, als

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