Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Fluss , dachte Schwarzklaue.
    Hinter ihm scherte Halbmond aus. Er lief in die Brandung, sprang durch das Wasser und schnappte danach wie ein Hund. Es war ein lächerliches Benehmen, nicht würdig eines Kriegers, aber Schwarzklaue ließ ihn gewähren. Der Kerker hatte ihm den Verstand genommen. Schwarzklaue würde ihm nicht auch noch die Freude nehmen.
    Sie machten einen Bogen um das erste Dorf, das sie an der Küste sahen. Es bestand aus mehr als zwanzig Hütten.
    »Zu groß«, sagte Schwarzklaue, als Halbmond ihn fragend ansah.
    Gegen Mittag erreichten sie ein zweites Dorf. Es lag in einer Bucht, schmiegte sich an den Fels hinter dem Strand, so als fürchte es, von der Brandung hinweggerissen zu werden. Auf dem Meer sah Schwarzklaue die Segel zweier Fischerboote, ein drittes lag am Strand. Zwei Männer besserten ein Leck im Rumpf aus, im Schatten eines Felsens saßen drei Frauen und nähten an einem Segel.
    Schwarzklaue zeigte auf die Segel am Horizont. »Reicht so ein Boot für die Fahrt zur Insel?«
    Halbmond nickte.
    »Dann warten wir.«
    Sie zogen sich zwischen die Felsen zurück. Schwarzklaue lehnte sich an einen der Felsen und betrachtete die Boote draußen auf dem Meer. »Schlaf«, sagte er. »Ich werde dich wecken, wenn es so weit ist.«
    Halbmond rollte sich in einer sandigen Kuhle zusammen und schloss die Augen. Er tat immer, was Schwarzklaue von ihm verlangte.
    So wie ich immer tat, was Daneel verlangte , dachte er. Scham drückte ihn nieder, dunkel und schwer. Er hatte für ihn getötet, war bereit gewesen, sein Volk auf Daneels Bitte hin zu opfern. Seit er verschwunden war, lüftete sich der Schleier, den er über Schwarzklaues Geist gelegt hatte. Jeden Tag kam eine neue Erinnerung hinzu, ein neuer Moment der Schande.
    Niemandem war aufgefallen, dass Schwarzklaue sich mit einem Phantom umgab, dass er mit Luft redete und immer seltsamere Entscheidungen traf.
    Korvellan hätte es bemerkt , dachte er. Doch der hatte sein eigenes Phantom gejagt, hatte die Krieger verlassen, um einen Jungen zu suchen, der bedeutungslos war. Schwarzklaue erinnerte sich an die Antwort, die Daneel gegeben hatte, als er ihn fragte, weshalb Korvellan gegangen war.
    Er ging, damit ich kommen konnte.
    »Du hast uns verraten«, sagte Schwarzklaue leise. Seine Worte gingen im Rauschen des Meeres unter. »Du hast mich verraten.«
    Er starrte auf die Wellen. Hinter ihm stöhnte Halbmond leise im Schlaf. Er roch nach Wahnsinn, wenn er träumte.
    Die Schatten wurden länger. Die Frauen am Strand beendeten ihre Arbeit und falteten das Segel zusammen, die Männer legten ihr Werkzeug beiseite. Sie beschirmten mit einer Hand ihre Augen und sahen auf das Meer hinaus.
    Die Segel wurden größer, die Boote kamen näher. Männer sprangen von Bord ins Wasser, als Holz über Ufersand knirschte. Sie warfen denen an Land Seile zu. Gemeinsam zogen sie die Boote aus dem Wasser.
    Der Wind wehte einzelne Worte zu Schwarzklaue herüber, zu wenig, um die Unterhaltungen der Fischer zu verstehen. Menschen redeten ständig, hatte er bemerkt. Er wusste nicht, warum.
    Frauen trugen Körbe voller Fische von Bord. Einige Kinder klopften Muscheln vom Holz. Schwarzklaue zählte acht Männer, zehn Frauen, zwölf Kinder. Die Hütten waren dunkel. Das ganze Dorf schien sich am Strand versammelt zu haben.
    Schwarzklaue legte Halbmond eine Hand auf den Arm. Ruckartig öffnete der Junge die Augen. Er wirkte hellwach, so als habe er auf die Berührung gewartet.
    »Wir gehen jagen«, sagte Schwarzklaue.
    Er sprang von den Felsen in den Sand. Halbmond lief an ihm vorbei. Seine Haut leuchtete weiß im Mondlicht. Schwarzklaue hatte ihm das jagen beigebracht. Der Junge war ein guter Treiber.
    Im ersten Moment begriffen die Menschen am Strand nicht, was geschah. Erst als Schwarzklaue sich aufrichtete und brüllte, schrien sie auf. Halbmond trieb sie zusammen. Er packte eine Frau, die zu den Hütten laufen wollte, und trat so lange nach ihr, bis sie keinen anderen Ausweg mehr sah, als zurück an den Strand zu flüchten.
    Schwarzklaue sah, wie ein Mann nach einem Hammer griff. Er war mit einem Sprung bei ihm und brach ihm das Genick.
    Halbmond drängte die Menschen weiter zurück. Die ersten standen bereits bis zu den Hüften im Wasser, dicht nebeneinander, und hielten ihre Kinder fest. Ein Mann hielt einen Speer in beiden Händen und stach damit nach Halbmond, der ihm jedoch mit Leichtigkeit auswich. Es schien ihm Freude zu bereiten.
    »Ruhe!«, rief Schwarzklaue.
    Die Schreie

Weitere Kostenlose Bücher