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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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knirschenden Knochen, beruhigte die zitternden Muskeln. Er tanzte, bis er die Süße, die es mit sich brachte, zu schmecken glaubte, bis es nichts mehr gab außer dem Zauber.
    Er brach zusammen. Schwer fiel er auf die aufgewühlte Erde. Sie kühlte sein Gesicht. Er drehte sich auf den Rücken. Sein Hemd war durchgeschwitzt. Sein Herz raste. Er keuchte.
    Irgendwann beruhigte sich sein Atem, und das Blut rauschte nicht mehr in seinen Ohren. Eine dünne Schicht aus Schweiß und Dreck bedeckte seine Haut.
    Er setzte sich auf und streckte die Beine aus. Sie gehorchten. Er spürte keinen Schmerz, als er sie abtastete, die Hände über vernarbte Haut und zertrümmerte Knochen gleiten ließ.
    Craymorus atmete tief durch und stand auf. Furcht wurde zu Erleichterung. Die wenige Magie, die er dem Boden hatte entreißen können, wirkte. Seine Beine stützten seinen Körper, ohne zu zittern oder zu schmerzen.
    Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und hinterließ dunkle Dreckspuren auf seinem Hemdsärmel. Ich muss den Eunuchen um ein neues Hemd bitten, bevor er uns zu Horasz führt , dachte er. Das wird ihm nicht gefallen.
    Er grinste bei dem Gedanken und machte einen Schritt auf das Gästehaus zu. Er stolperte, wäre beinahe gestürzt. Etwas hielt sein rechtes Bein zurück.
    Vielleicht eine Baumwurzel , dachte er, obwohl er wusste, dass es nicht so war.
    Craymorus machte einen weiteren Schritt. Sein linkes Bein ging vor, das rechte kam zögernd nach.
    Er hinkte.

 
Kapitel 26
     
    Liegt es am Großen Fluss, dass niemand je den Wunsch hatte, das Meer zu erkunden? Bei all meinen Reisen stieß ich nie auf ein Volk, das die Küste mehr als ein paar Tage hinter sich gelassen hat. Mir selbst erscheint das Meer ungastlich, gefährlich und fremd. Und so frage ich mich, was sich so viele Priester und Dichter gefragt haben: Wieso haben die Götter Wasser erschaffen, das man nicht trinken kann?
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 1
     
    »Insel der Meister«, krächzte der Nachtschattenjunge. Schwarzklaue nannte ihn Halbmond, da er seinen richtigen Namen nicht nennen wollte. Vielleicht hatte er ihn auch vergessen.
    »Bist du sicher?«
    Halbmond nickte. Er sprach selten. Seit sie aus Westfall aufgebrochen waren, hatte er nur eine Handvoll Sätze gesagt. Schwarzklaue störte das nicht. Die Stille gab ihm Gelegenheit nachzudenken.
    Er sah der Fähre nach. Durch Westfall und Busharan war er Korvellan und dem Mensch bis nach Bochat gefolgt. Es war ihm leichtgefallen. Die beiden schienen nicht zu ahnen, dass sie verfolgt wurden.
    Schwarzklaue drehte sich um. Er und Halbmond hatten einen kleinen Hügel jenseits der Stadtmauern erklommen, von dem aus man den Hafen überblicken konnte. Die Stadt betreten konnten sie nicht. Halbmond war offenbar nicht mehr in der Lage, seinen Körper in eine andere Form zu zwingen, und Schwarzklaue hatte sich seit dem Tag, an dem er zum Krieger wurde, nicht mehr verwandelt. Er wäre eher gestorben, als die Gestalt derer anzunehmen, die er verabscheute.
    Der Wind wehte den Gestank der Stadt herüber. Er roch den Kot der Menschen und ihren Schweiß.
    »Wie können sie so leben?«, fragte er sich laut. »Sieh dir das an. Das ganze Land liegt vor ihnen, aber sie mauern sich ein und hängen aufeinander wie Ratten in einem Nest. Warum? Wovor haben sie Angst?«
    Halbmond nahm den Blick nicht von der kleiner werdenden Fähre.
    Schwarzklaue nickte. »Ja, du hast recht. Wir müssen ihnen folgen.«
    Leichtfüßig lief er den Hügel hinunter. Halbmond folgte ihm. Seine Bewegungen waren ungelenk, sein linker, menschlicher Arm kam kaum mit den Schritten der Nachtschattengliedmaßen mit. Und doch war er schnell. Wenn der Fürst ihn nicht in eine groteske Gestalt verwandelt hätte, wäre ein großer Krieger aus Halbmond geworden, davon war Schwarzklaue überzeugt.
    Er wandte sich von der Stadt ab und lief auf die Küste zu. Schon bald spürte er Sand unter seinen Klauen. Die Luft roch salzig, das Wasser rauschte lauter als alles, was er zuvor gehört hatte. Schwarzklaue hatte noch nie das Meer gesehen, und als er daran entlanglief, spürte er immer wieder den Drang, den Kopf zu drehen und es zu betrachten.
    Es war anders als der Große Fluss, mächtiger und fremder. Man konnte nicht aus ihm trinken, und es brachte kein Leben. Die Küste, auf die seine Wellen trafen, verwandelte es in Sand und Stein. Es gab keine Felder am Meer und keine Weiden.
    Ich mag es lieber als den Großen

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