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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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man Dankbarkeit!«, rief er. Miko wirkte zufrieden, so als habe er mit nichts anderem gerechnet.
    Korvellan zog Craymorus zwischen aufgestapelte leere Kisten. »Ihr könnt ihr nicht helfen. Nicht so.«
    Einige Menschen hatten die Auseinandersetzung mitbekommen und waren stehen geblieben. Als nichts mehr geschah, gingen sie weiter.
    Craymorus hörte auf, sich zu wehren. Der Griff um seine Arme lockerte sich. »Er hat sie geschlagen. Ich musste etwas tun.«
    Korvellan ließ ihn los. »Also habt Ihr doch Blut im Körper, Fürst«, sagte er. »Ich war mir nicht ganz sicher. Wartet hier.«
    Er holte die Pferde, deren Zügel er über die Deichsel eines leeren Karren geworfen hatte. Sie stiegen auf und ritten durch die kleine Stadt hinauf zur Schule.
    Craymorus bemerkte die vielen neuen Hütten und Gebäude, die gepflasterten Straßen und die Bettler, die am Wegesrand hockten. Unwillkürlich fragte er sich, wie viele seiner Untertanen es wohl auf die Inseln verschlagen hatte und was sie tun würden, wenn sie ihn erkannten.
    Hassen sie mich? , dachte er. Begreifen sie überhaupt, was geschehen ist?
    Die Schule hatte sich nicht verändert. Craymorus sah die Umrisse ihrer Gebäude vor dem mondhellen Himmel, als er durch das Tor ritt. Es roch nach frisch geschnittenem Gras und Fischeintopf. Er spürte den Geschmack auf der Zunge und fühlte so etwas wie Geborgenheit.
    »Diese Schule ist mein Zuhause«, sagte er.
    Korvellan stieg vor dem Haupthaus ab. »Ihr habt viel Zeit hier verbracht, Fürst.«
    »Du nicht?«
    »Nur zwei Jahre. Dann haben sie mich in den Krieg geschickt.«
    Er klopfte an die schwere alte Holztür.
    Craymorus kannte den Eunuchen, der die Tür öffnete. Vor ihm hatte er auch mit Rickard gestanden, damals, an dem Tag, an dem sich alles änderte.
    »Meister Horasz hat Euch früher erwartet«, sagte der Eunuch. Seine Stimme war hell und klar wie die eines Singvogels. »Er ist bereits zu Bett gegangen, aber er bittet Euch, seine Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen und im Gästehaus zu übernachten. Ich werde Euch alles zeigen.«
    Der Eunuch schloss die Tür hinter sich und ging mit den Schritten eines Mannes, der das Gehen sehr ernst nahm, über den kleinen, von Steinen gesäumten Platz.
    Craymorus stieg ab. Seine Knie knackten. Er hatte den Zauber zuletzt in Bochat erneuert. Lange durfte er nicht mehr warten.
    Korvellan schloss zu ihm auf. »Meister Horasz hat also gewusst, dass wir kommen würden«, sagte er.
    Craymorus nickte. »Ein gutes Zeichen.«
    Der Eunuch schloss das Gästehaus auf und führte sie zu ihrem Zimmer. Die beiden Betten, die darin standen, und eine Öllampe an der Wand, waren die einzige Einrichtung. Das Fenster stand offen. Es roch nach Meer.
    »Benötigt Ihr noch etwas?«, fragte der Eunuch. Er war im Türrahmen stehen geblieben, füllte ihn fast aus.
    »Nein«, sagte Craymorus. »Alles ist zu unserer Zufriedenheit.«
    »Der Meister wird Euch nach Sonnenaufgang rufen lassen.« Der Eunuch verneigte sich knapp und ging.
    Korvellan setzte sich auf das Bett und verzog das Gesicht. »Hart wie ein Pferderücken.«
    Craymorus setzte sich ebenfalls und zog seine Stiefel aus. Ein Krampf krümmte die Zehen seines rechten Fußes. Er zog die Luft ein, als Schmerz in seine Wade biss.
    »Lässt der Zauber nach?«, fragte Korvellan.
    »Ja.« Craymorus stand auf. Der Krampf verschwand. »Ich muss noch einmal nach draußen.«
    Es war niemand zu sehen, als er das Gästehaus verließ. Er spürte warme Erde unter seinen Fußsohlen. Er scharrte ein wenig davon beiseite und klopfte mit der Ferse auf den Boden. In seinen Gedanken sprach er die Worte, verband sie mit den Bewegungen, wob ein unsichtbares Muster aus Magie und Rhythmus.
    Nichts geschah.
    Craymorus' Mund wurde trocken. Nein , dachte er. Es muss Magie geben. Es muss. Es muss.
    Seine Bewegungen wurden heftiger. Das rechte Knie pochte, doch er drängte den Schmerz zurück. Kleine Steine bohrten sich in seine Fußsohlen, Staub wallte auf. Schweiß sammelte sich in seinen Augenbrauen und lief wie Tränen über sein Gesicht. Sein Atem ging schwer. Seine Lippen bewegten sich, wiederholten den Zauber wieder und immer wieder.
    Im Haupthaus erloschen die Lichter eines nach dem anderen. Craymorus glaubte ein Gesicht hinter einem der Fenster zu sehen, aber es schoben sich Wolken vor die Monde, und als sie weiterzogen, war das Gesicht verschwunden.
    Dann, nach einer Ewigkeit aus Angst und Schmerz, spürte er ein Kribbeln. Es stieg seine Beine hinauf, festigte die

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