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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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sagte er: »Und die anderen?«
    »Ich habe ihnen mein Wort gegeben: Ihnen wird nichts geschehen.« Schwarzklaue griff nach einem der Wasserschläuche, die sie an Bord gebracht hatten, und trank einen großen Schluck. Das Wasser war lauwarm. Er schüttelte sich. »Ihr Menschen seid so besessen vom Tod. Das tut euch nicht gut.«
    »Wir leben gern.« Knovens Lächeln wirkte verkrampft.
    »Aber du bist alt. Vor dir liegen nur noch Schwäche und Schande. Ich gebe dir die Gelegenheit, ehrenhaft zu sterben.«
    »So denken wir nicht.«
    »Wäre vielleicht besser, wenn ihr es tätet.« Schwarzklaue wandte sich ab. Die Unterhaltung begann ihn zu langweilen.
    Neben ihm streckte sich Halbmond. Die Sonne färbte seine Haut rot.
    Schwarzklaue warf ihm eine Decke zu. »Leg die um, damit du dich nicht verbrennst.«
    Der Junge nickte.
    »Ich könnte uns auf das offene Meer hinausfahren«, sagte Knoven ruhig. »Dann würden wir alle sterben.«
    Schwarzklaue lachte. Es steckte Ehre in dem alten Mann, mehr als er bei vielen jüngeren Menschen gesehen hatte. »Ich beobachte dich die ganze Zeit. Ich würde den Weg zurück zur Küste finden und zu deinem Dorf.«
    »Ich glaube nicht, dass du das könntest.«
    Schwarzklaue sah den Zweifel in seinem Gesicht. »Möchtest du es darauf ankommen lassen?«
    »Nein.« Knoven fuhr sich mit einer Hand durch das dichte graue Haar. Seine Schultern sackten herab. Er fand sich mit seinem Schicksal ab. »Wird es schnell gehen?«
    »Du wirst schnell und ehrenvoll sterben. Das verspreche ich dir.«
    Halbmond legte sich die Decke über die Schultern. Er betrachtete Knoven mit einem Ausdruck, der auf Schwarzklaue wie Mitleid wirkte.
    Er muss noch so viel lernen , dachte er. Dann wandte er sich wieder dem Horizont zu.
    Vielleicht würde er eines Tages hinaussegeln, immer weiter, bis er die Ewigkeit erreicht hatte oder die andere Seite.
    »Wir sind da.«
    Schwarzklaue zuckte zusammen und öffnete die Augen. Er hatte geschlafen. Es war dunkel geworden. Er sah graue Umrisse vor sich und gelbe Lichter. Er blinzelte, und die Umrisse wurden zu Gebäuden, die Lichter zu Fackeln, die einen kleinen Hafen erhellten. Die Fähre lag an einem hölzernen Pier. Arbeiter luden Kisten und Fässer ab.
    Schwarzklaue drehte sich um. Knoven holte das Segel ein und band es sorgfältig am Mast fest. Halbmond stand an der Reling, den Blick starr auf die kleine Stadt jenseits des Hafens gerichtet. Er wirkte angespannt.
    »Das ist die Insel der Meister«, sagte Knoven. Er wischte sich nervös die Hände an der Hose ab. »Und da ist die Fähre. Wir sind am Ende der Reise.«
    »So ist es.« Schwarzklaue machte einen Schritt auf ihn zu. »Danke.«
    Knoven wich nicht zurück. »Können wir …« Er brach ab, atmete tief durch und begann noch einmal. »Können wir bis zum Morgen warten? Ich würde gern die Sonne sehen.«
    »Das geht nicht.« Schwarzklaue griff zu.
    Er hielt sein Versprechen.

 
Kapitel 27
     
    Es heißt, es gäbe viele Gründe, Gold auszuschlagen, doch Dummheit sei der einzige dafür, Wissen auszuschlagen. Und doch leben die Meister und die einfachen Menschen auf den Inseln seit langer Zeit nebeneinander, ohne dass die einen je von den anderen gelernt hätten.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    Das Zimmer war leer, als Craymorus zurückkehrte. Im ersten Moment glaubte er, die falsche Tür geöffnet zu haben, doch dann sah er Korvellans Kleidung. Sie lag zusammengefaltet auf einem der Betten, seine Stiefel standen davor. Sein Schwert lehnte an der Wand.
    Craymorus ahnte, wohin er gegangen war.
    Er hinkte zu dem freien Bett und setzte sich. Sein rechtes Bein schmerzte nicht, aber das würde sich ändern. Die Magie, die er im Boden gefunden hatte, war zu schwach. Sie ließ ihn bereits im Stich. Mit jedem Tag würde es schlimmer werden.
    Deshalb wird er mich zurücklassen , dachte Craymorus. Er biss sich auf die Lippe, bis er Blut schmeckte. Er hatte Angst vor den Schmerzen, vor der Hilflosigkeit, vor dem Mitleid der anderen, doch mehr als alles fürchtete er seine Nutzlosigkeit.
    Craymorus griff nach der Wasserkaraffe und stellte sie neben sich auf den Boden. Dann legte er seinen rechten Fuß auf sein linkes Knie, tauchte ein Stück der Bettdecke in die Karaffe und entfernte sorgfältig den Schmutz von seiner Fußsohle.
    Er darf es nicht bemerken , dachte Craymorus, während er nach dem Jagdmesser in seinem Gürtel tastete. Nicht, bevor es zu spät ist.
    Die Klinge sah sauber

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