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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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aus, trotzdem wischte er sie an der Decke ab. Mit der Spitze berührte er seinen Fußballen. Doch er zögerte.
    Draußen knackte ein Ast. Craymorus stieß zu.
    Der Schmerz war dumpf, verhalten, als würde ein dichter Vorhang ihn und Craymorus voneinander trennen. Er zog die Klinge heraus. Nur einen Fingerbreit hatte er sie in seinen Fußballen gestoßen, doch die Wunde blutete stark. Er spürte die warme Feuchtigkeit auf seiner Hose.
    Rasch zog er sein Hemd aus dem Gürtel, riss ein großes Stück Stoff ab und presste es auf die Wunde. Das Messer schob er unter die Decke.
    »Was ist passiert?«
    Craymorus zuckte zusammen. Korvellan stand in der Tür. Er war nackt bis auf einen Lendenschurz und nass. Eine lange rote Narbe zog sich über seine Rippen. Wasser tropfte aus seinen Haaren auf den Boden.
    »Ich bin beim Tanz in irgendetwas getreten. Ich habe es erst gemerkt, als ich fertig war.« Craymorus hätte beinahe das Gesicht verzogen, so hölzern klang seine Stimme.
    »Lasst mich die Wunde sehen.« Korvellan hockte sich vor ihn und betrachtete den Schnitt. »Sieht schlimmer aus, als es ist, glaube ich. Aber Ihr solltet einen Heiler aufsuchen.«
    Er stand auf und legte sich auf sein Bett. Es war kühl, aber er schien nicht zu frieren.
    »Wo warst du?«, fragte Craymorus.
    »Schwimmen.«
    »Und davor?«
    Korvellan verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Ich war bei Ogivers«, sagte er. »Er war leicht zu finden. Ich habe nach der teuersten Taverne der Stadt gefragt. Nicht nach der besten, der teuersten. Und da war er dann auch.«
    »Hast du mit ihm gesprochen?« Craymorus presste den Stoff wieder auf den Schnitt. Die Wunde blutete schon nicht mehr so stark.
    »Ja. Er hatte viel zu erzählen. Der wichtige Mann, mit dem er Geschäfte gemacht hat, ist Cascyr.«
    »Was?« Craymorus sah auf.
    »Bereits vor Jahren, wahrscheinlich kurz nach dem Krieg, hat Ogivers für Cascyr ein Anwesen in Charbont gekauft. Er schwört, dass er nicht weiß, was in der Höhle darunter geschah, dass die Wachen ihn nicht hineingelassen hätten. Er weiß nur, dass Tausende von Sklaven, Jungen und Männer, in die Höhle gebracht wurden und als Ewige Garde wieder herauskamen. Und mit dieser Armee zieht Cascyr gerade durch das Land.«
    »Weshalb?« Craymorus hatte seine Wunde vergessen.
    »Wahrscheinlich, um die Scherben aufzulesen, die der Krieg hinterlassen hat, und sich selbst endlich zum König aufzuschwingen.« Korvellan schloss die Augen. Er wirkte müde. »Darauf schien zumindest Ogivers zu hoffen.«
    »Und das alles hat er dir einfach so erzählt?«
    Korvellan drehte sich zur Wand. »Nein. Nicht einfach so.«
     
     
    Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, da klopfte der Eunuch an die Tür. »Meister Horasz ist jetzt bereit für Euch.«
    Craymorus setzte sich auf. Er hatte kaum geschlafen, seine Gedanken hatten ihn wach gehalten. Nun spürte er die Müdigkeit schwer auf seinen Augenlidern. Er schüttete etwas Wasser aus der Karaffe über seine Hand und wischte sich damit durch das Gesicht. Danach fühlte er sich nicht besser.
    Korvellan zog sich Hemd und Hose an. »Ich würde es begrüßen«, sagte er, »wenn mein Besuch bei Ogivers unter uns bleibt.«
    Craymorus nickte. »Wenn es keine Notwendigkeit dafür gibt, werde ich nichts davon erwähnen.« Er zog seine Stiefel an. Der Stoff, mit dem er seinen Fuß verbunden hatte, drückte gegen das Leder. Er stand auf und steckte die Reste seines Hemds in den Gürtel.
    »Ihr könntet wirklich ein neues Hemd gebrauchen, Fürst«, sagte Korvellan. »Darum kümmern wir uns später.«
    »Mit welchem Geld?«, fragte Craymorus, aber er erhielt keine Antwort.
    Es war kühl auf dem kleinen Platz vor dem Gästehaus. Craymorus hinkte an der aufgewühlten Erde vorbei, die von seinem Zauber zeugte. Er bewegte sich fast so schnell wie Korvellan. Sein Bein war nicht schwächer geworden.
    Vielleicht bleibt es so , hoffte er, doch er verdrängte den Gedanken, wagte es nicht, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen.
    Der Eunuch erwartete sie am Haupteingang. Er öffnete die Tür und ließ Craymorus und Korvellan eintreten. Craymorus wandte sich nach rechts, doch die klare Vogelstimme hielt ihn auf.
    »Links, bitte.«
    Den linken Flügel hatte er noch nie betreten. Er wusste nicht, was sich dort befand. Korvellan sah ihn fragend an. Craymorus hob die Schultern.
    Der Eunuch führte sie einen Gang entlang zu einer großen Holztür. Er blieb davor stehen und klopfte. Craymorus hörte keine Antwort, aber der

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