Der verzauberte Turm
intelligent, während das Wesen auf seine Herrin wartete.
»Bist du gekommen, um mich nach Tanelorn zurückzubringen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Ich bin gekommen, um dir zu sagen, wo du deinen Feind Theleb K'aarna finden kannst.«
Er lächelte.
»Er bedroht dich schon wieder?«
»Nicht direkt.«
Elric schüttelte den Sand aus seinem Mantel. »Ich kenne dich gut, Myshella. Du würdest nicht in mein Schicksal eingreifen, wenn es nicht wieder auf irgendeine Weise mit dem deinen in Berührung gekommen wäre. Du hast gesagt, ich habe Angst, dich zu lieben. Das mag stimmen, denn ich glaube, ich habe Angst vor der Liebe zu jeder Frau. Du aber benutzt die Liebe - die Männer, denen du deine Liebe schenkst, sind Männer, die deinen Zielen dienen.«
»Das leugne ich nicht. Ich liebe nur Helden -und nur Helden, die sich dafür einsetzen, daß die Macht der Ordnung auf dieser Ebene unserer Erde erhalten bleibt...«
»Mir ist egal, ob Ordnung oder Chaos die Oberhand gewinnen. Selbst mein Haß auf Theleb K'aarna hat nachgelassen - und das war ein persönlicher Haß, der mit irgendwelchen hohen Zielen nichts zu tun hatte.«
»Was ist, wenn du erfährst, daß Theleb K'aarna die Bewohner von Tanelorn erneut bedroht?«
»Unmöglich. Tanelorn ist ewig.«
»Tanelorn ist ewig - nicht aber seine Bürger. Ich weiß es. Mehr als einmal sind Katastrophen über die Einwohner Tanelorns hereingebrochen. Und die Herren des Chaos hassen Tanelorn, obwohl sie es nicht direkt angreifen können. Sie würden jedem Sterblichen helfen, der der Meinung ist, all jene vernichten zu können, die die Chaos-Lords für Verräter halten.«
Elric runzelte die Stirn. Er wußte von den feindseligen Gefühlen der Herren des Chaos gegenüber Tanelorn. Er hatte gehört, daß sie sich mehr als einmal der Dienste von Sterblichen versichert hatten, um Tanelorn anzugreifen.
»Und du behauptest nun, Theleb K'aarna wollte Tanelorns Bürger vernichten? Mit der Hilfe des Chaos?«
»Ja. Daß du seine Pläne mit Nadsokor und Rackhirs Karawane zerschlagen hast, brachte ihn darauf, seinen Haß auf alle Bewohner Tanelorns auszudehnen. In Troos fand er mehrere uralte Zauberbücher - Bücher, die aus dem Zeitalter des Verdammten Volkes erhalten geblieben sind.«
»Wie ist das möglich? Das liegt doch einen ganzen Zeitzyklus vor Melnibone!«
»Richtig - doch Troos selbst besteht seit der Zeit des Verdammten Volkes, und das waren Menschen, die viele große Erfindungen gemacht hatten, darunter eine Möglichkeit, ihre Weisheit zu erhalten.«
»Also schön. Ich will dir glauben, daß Theleb K'aarna die Zauberbücher hat. Was hat er darin gefunden?«
»Die Möglichkeit, in der Grenze, die eine Ebene der Erde von der anderen trennt, einen Riß hervorzurufen. Die anderen Ebenen sind für uns ziemlich rätselhaft - selbst deine Vorfahren konnten nur vermuten, welche Vielfalt von Existenzen es in jener Wesenheit gab, das die Vorfahren ›Multiversum‹ nannten - und ich weiß nur wenig mehr als du. Die Lords der Höheren Welten können sich zuweilen frei zwischen diesen zeitlichen und räumlichen Schichten bewegen, nicht aber Sterbliche - wenigstens nicht in dieser Periode unseres Seins.«
»Und was hat Theleb K'aarna getan? Sicher wären doch erhebliche Kräfte erforderlich, um diesen ›Riß‹ zu erzeugen, von dem du sprichst? Er hat diese Kräfte nicht.«
»Das stimmt. Doch in den Chaos-Lords hat er potentielle Verbündete. Diese Herren der Entropie haben sich mit ihm verbündet, so wie sie sich mit jedem zusammentun würden, der bereit ist, sich zum Werkzeug der Vernichtung der Tanelorner zu machen. Im Wald von Troos hat er mehr gefunden als nur Texte. Er entdeckte die vergrabenen Geräte, Erfindungen des Verdammten Volkes, Maschinen, die ursächlich die Vernichtung der alten Kultur herbeiführten. Diese Geräte bedeuteten ihm natürlich nichts, bis ihm die Lords des Chaos zeigten, wie sie eingesetzt werden konnten, und dazu auf die eigentlichen Kräfte der Schöpfung als Energiequelle zurückgriffen.«
»Und er hat sie in Betrieb genommen? - Wo?«
»Er brachte das gewünschte Gerät in diese Gegend, denn er brauchte Platz für seine Arbeit und wollte von Leuten wie mir nicht beobachtet werden.«
»Er ist in der Seufzenden Wüste?«
»Ja. Wärst du noch weitergeritten, hättest du ihn wohl inzwischen gefunden - oder er dich. Ich glaube, das hat dich in die Wüste getrieben - der Zwang, ihn zu suchen.«
»Ich verspürte keinen Drang, außer dem zu
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