Der Veteran: Roman
York. Genau genommen war es gar keine richtige Stadt, sondern ein stadtgroßer Konvoi, der ständig in Bewegung war, der aus verschiedenen Gangs, Nomadenstämmen und anderen gesetzlosen Gruppen bestand. Die Behörden ließen sie in Ruhe, weil sie auf den Toten Straßen unterwegs waren, auf dem Streifen aus schwer verseuchtem und verstrahltem Land, das sich im Osten der USA vom Lake Erie bis nach Ost-Texas hinunterzog. Eine Zone, die von Leuten, die heutzutage als geistig gesund galten, als größtenteils unbewohnbar eingestuft wurde.
Der Heide ahnte, was ich dachte. »Hast du überhaupt nichts gelernt?«, fragte er.
Ich blickte zu ihm auf. »Du bist hier, um dein Ding durchzuziehen. Wir müssen unser Ding durchziehen, und wir werden losziehen und es tun, ob du uns nun dabei hilfst oder nicht. Du bist hier in Sicherheit. Bleib hier und mach deinen kleinen elektronischen Gott fertig. Außerdem scheint hier jeder außer mir gut mit New York klarzukommen.« Ich verzichtete auf die Bemerkung, dass es immer noch besser gelaufen war, als wenn wir nach Russland gegangen wären, aber ich glaubte, dass meine Botschaft beim Heiden angekommen war.
»Du willst ins Ödland gehen, um einer mehrere Monate alten Spur hinterherzujagen und jemanden zu finden, der wahrscheinlich mit etwas sehr Ansteckendem und verdammt Gefährlichem infiziert ist. Würdest du dir bitte mal selber zuhören?«, forderte der Heide mich auf.
»Ja, wir sollten hierbleiben, während du Gott machst, weil
das vernünftiger ist«, sagte Mudge. Er wirkte abgelenkt. Ich glaube, er suchte nach mehr Suff.
Der Heide sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Man konnte sagen, was man wollte: Er hatte recht. Die Chancen standen zu schlecht, selbst für uns. Falls wir Gregor tatsächlich fanden, wäre es durchaus möglich, dass wir ihm einfach nur einen Gefallen erweisen und ihm eine Kugel in den Kopf jagen mussten.
»Jakob, wir brauchen deine Hilfe. Du musst uns schützen, und du musst alle Störungen von uns fernhalten. Wenn die Graue Lady kommt, bist du zusammen mit Rannu die beste Hoffnung, die Morag und ich haben.«
Ich fand nicht, dass es eine besonders große Hoffnung war, aber es gefiel mir, wie er betonte, dass Morag mich brauchte. Intrigantes Arschloch! Ich sah Mudge an, der unter meinem Bett eine neue Flasche gefunden hatte. Er beobachtete mich wieder und wartete auf meine Reaktion, während sich seine Linsen in den Augenhöhlen bewegten. Ich beugte mich vor und nahm ihm die Flasche ab.
»Zeichnest du das hier auf?«, fragte ich und nahm einen tiefen Schluck Wodka. Ich genoss, wie er brennend durch meine Kehle lief.
»Verdammt, ja«, sagte Mudge grinsend.
»Wunderbar«, murmelte der Heide.
»Er hat recht«, sagte ich zu Mudge.
Mudge nickte. »Ich weiß.«
»Vielleicht können wir etwas tun, wenn das hier funktioniert«, sagte ich. Selbst in meinen Ohren klang es armselig. Ich versuchte es zu überspielen, indem ich einen weiteren Schluck Wodka nahm.
»Gibst du sie mir zurück?«, fragte Mudge.
Ich hielt ihm die Flasche hin, aber Morag griff danach. Mir fiel auf, wie nervös und verlegen sie plötzlich wirkte. Sie nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte ich sie.
Morag nickte. »Ich finde, wir sollten nach Crawling Town gehen«, sagte sie. »Und ich glaube nicht, dass dein Freund krank ist.«
»Verdammt noch mal«, murmelte der Heide.
»Warum sagst du das?«, fragte Mudge.
Morag antwortete nicht.
»Das ist totaler Schwachsinn«, sagte der Heide.
»Verlierst du jetzt deinen Glauben?«, fragte Mudge.
Der Heide warf ihm einen finsteren Blick zu. »Hör mal, Morag«, begann der alte Hacker. »Ich weiß, dass du eine ganze Menge ertragen musstest, und du glaubst zu wissen, dass …«
»Sei nicht so scheißüberheblich zu mir«, sagte Morag. Ihr Selbstbewusstsein war wieder da. Ich wünschte mir, es wäre nicht so. Ich wollte nicht nach Crawling Town gehen. »Er ist nicht infiziert. Sie haben versucht zu kommunizieren.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte der Heide, aber ich vermutete, dass wir beide die Antwort bereits kannten.
»Glaub ihr einfach«, sagte Rannu. »Ich werde euch nach Crawling Town begleiten«, fügte er hinzu, im Tonfall einer offiziellen Verlautbarung.
Ich wandte ihm ungläubig den Blick zu. »Was zum Henker hat das mit dir zu tun?«
»Je mehr, desto besser«, sagte Mudge. Er hatte Morag die Wodka-Flasche abgenommen und hielt sie Rannu hin, der dankend ablehnte.
»Heide, warum
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