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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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bleibst du nicht hier und arbeitest weiter an Gott? Wir gehen, und Balor wird dich beschützen.«
    Mein Vorschlag schien ihm überhaupt nicht zu gefallen. »Ich werde mitkommen«, sagte er schließlich.
    In diesem Moment wurden mir zwei Dinge klar. Ich erkannte, dass der Heide glücklich war, wenn wir seine verrückten Pläne verfolgten, aber nicht, wenn es um unsere ging. Schließlich war
es kaum hirnrissiger, nach Crawling Town zu gehen, als zu versuchen, Gott zu erschaffen, wahrscheinlich sogar deutlich weniger. Und falls tatsächlich eine Chance bestand, Gregor zu helfen, war ich ihm zu großer Dankbarkeit verpflichtet. Das zweite, was mir klar wurde, war, dass der Heide nicht auf Morags Hilfe verzichten konnte. Das machte mir Sorgen.
    »Das ist völlig verrückt«, murmelte der Heide.
    »Was ist verrückt?«, grollte eine Stimme von der Tür. Ich blickte auf und sah die wuchtige und fremdartige Gestalt unseres Gastgebers im Eingang zum Krankenzimmer stehen. Er war klitschnass und hinterließ eine Spur aus übelriechendem New-York-Wasser. In der linken Hand hielt er Rannus Kukri. Ich glaube, es war das erste Mal, dass ich Rannu so richtig glücklich erlebte. Allerdings hatte ich sein Gesicht nicht gesehen, als er mich mit meinem eigenen Arm bewusstlos geprügelt hatte.
    »Du hast ihn gefunden!«, sagte er lächelnd.
    Balor ging zum Bett des Ex-Gurkha hinüber. Er roch nicht besonders nett, aber Mudge und Rannu schien das nicht zu stören.
    »Du hast es dir verdient, ihn zurückzubekommen«, sagte Balor.
    »Er hat die letzten drei Tage praktisch ununterbrochen danach gesucht«, sagte Mudge.
    »Also scheint er gerade ziemlich viel Zeit übrig zu haben«, bemerkte ich.
    »Ich finde es nett von ihm«, sagte Morag.
    Ich fragte mich, was der schelmische Blick zu bedeuten hatte, während ich versuchte, eine plötzliche Gefühlsaufwallung zu unterdrücken, die ich gar nicht allzu gründlich analysieren wollte.
    »Ich glaube, es ist obsessiv«, urteilte Morag.
    Balor streckte eine dicke reptilienartige Zunge aus, die die rötliche Farbe einer Schürfwunde hatte.

    »Sehr ansprechend«, murmelte ich.
    Morag warf mir einen bösen Blick zu.
    Balor zog sich die Kukri-Klinge über die Zunge. Wir alle beobachteten überrascht, wie sie blutete.
    »Warum?«, fragte Mudge schließlich.
    »Weil das Kukri nicht in die Scheide zurückgesteckt werden darf, bevor es Blut geschmeckt hat«, sagte Balor mit blutigem Maul. Dann gab er Rannu das gekrümmte Messer zurück.
    Rannu wirkte genauso überrascht wie alle anderen.
    »Es hat Blut geschmeckt - meins«, sagte ich.
    Balor drehte sich zu mir um. »Fühlst du dich jetzt lebendiger?« Er schien es wirklich ernst zu meinen.
    »Was? Bist du jetzt völlig übergeschnappt? Ich wurde fast zu Tode geprügelt! Erstaunlicherweise fühle ich mich dadurch nicht lebendiger, sondern einfach nur krank!«, rief ich, setzte mich im Bett auf und wurde behutsam von Mudge zurückgedrückt.
    Balor ragte vor mir auf, mit verzerrter Miene, die vermutlich Wut ausdrücken sollte. »Was habe ich dir über Respekt in meinem Haus gesagt?«, knurrte er mich an.
    »Oh, ich habe großen Respekt vor dir. Einen verdammten Verrückten nehme ich sehr ernst!«, spuckte ich aus, bevor mein Selbsterhaltungstrieb mich daran hindern konnte.
    Balor dachte über meine Worte nach. Ich rechnete damit, dass er zupacken und mir etwas Schmerzhaftes antun würde.
    »Gut«, sagte er schließlich, aber erst, nachdem mir der kalte Schweiß ausgebrochen war. »Ihr alle seid willkommen. Sagt mir einfach, was ihr braucht.« Damit machte er kehrt und verließ das Zimmer.
    Ich fühlte mich auf einmal müde, so beschissen müde. Ich merkte, dass ich abstürzte, und zwar ziemlich heftig. Ich blickte zu Mudge auf.
    Er sah mich lächelnd an.

    »Hast du mir was gegeben?«, fragte ich.
    Er nickte.
    Ich trat recht schnell weg. Als würde ich mich rückwärts durch einen schwarzen Tunnel bewegen. Immer weiter weg von all den anderen. Das Letzte, was ich hörte, war der Heide, wie er Mudge für seine Verantwortungslosigkeit tadelte.
     
    Das MG war leer. Es war meine letzte Kassette für die Waffe gewesen, und die Munition für den Granatenwerfer war mir schon vor längerer Zeit ausgegangen. Also hatte ich die Waffe einfach in den Matsch geworfen. Ich machte kehrt und sprang über die Ruinen einer niedrigen Mauer. Seit der Landung befanden wir uns im Rückzugsgefecht. Wir hatten eine ehemalige kleine Stadt erreicht. Sie war so etwas wie ein Zentrum

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