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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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meinem internen visuellen Display sah ich, wie Shaz’ Helmkamera vom Kreis der Berserker wieder auf die dunkle Luft schwenkte.
    »Shaz«, sagte ich.
    Der SigTech wandte sich wieder dem Einschließungsring zu. Mudge kicherte erneut. Ich unterdrückte das Bedürfnis, ihn zu erschießen.
    »Es war wie eine Raumanomalie«, sagte der Journalist. »Wie eine kleine Raumanomalie.«
    Gregor und ich tauschten einen kurzen Blick aus.
    Dann fiel Ash aus der dunklen Luft - beziehungsweise das, was noch von ihr übrig war. Sie war blutüberströmt. Ihr Körper sah wie eine einzige große Wunde aus, als hätte man von allen Seiten auf sie eingestochen. Wir erhellten die Nacht mit den Mündungsblitzen unserer Waffen.
     
    Wieder zurück. Diesmal saß nur eine Person am Fußende des Bettes. Nur Morag. Sie schien eine Automatik-Pistole zu überprüfen. Sie hatte die Beine auf dem Bett übereinandergeschlagen, und ich sah ein Holster, das sie sich um den Oberschenkel geschnallt hatte.
    »Woher hast du das?«, wollte ich sagen, brachte aber nur ein schleppendes Lallen heraus.
    Sie blickte zu mir herüber, sicherte die Waffe und steckte sie ins Holster.
    »Balor hat sie mir gegeben«, sagte sie. »Ich weiß nicht, warum.«
    »Viele Leute neigen dazu, hübschen Mädchen Dinge zu geben«, lallte ich, obwohl es jetzt schon etwas mehr nach normalem Englisch
klang. Was auch immer sie verstanden hatte, es schien nicht richtig zu sein, wenn ich nach ihrem Gesichtsausdruck ging. Ich blickte zum Nachbarbett. Rannu war nicht mehr da.
    »Wo ist der Thug?«, fragte ich und kam mir dabei selber kleinkariert vor.
    Morag blickte wieder auf. Sie schien zornig zu sein.
    »Er ist mit Balor losgezogen, um sich irgendwo als Krieger zu betätigen.« Sie erhob sich vom Bett.
    »Morag, warte!«
    Sie blieb stehen und drehte sich zu mir um.
    »Hast du dazu auch ein Entermesser bekommen?«, fragte ich und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Pistole. »Und vielleicht auch eine Augenklappe?«
    Ihr Mund verzog sich zu einem Grinsen, aber sie setzte sich nicht wieder hin.
    »Wie lange hast du hier schon gesessen?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Eine Weile.« Sie klang teils verärgert, teils kokett.
    »War es dir angenehmer, solange ich bewusstlos war?«, fragte ich.
    »Da warst du netter«, sagte sie und lächelte wieder.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    Sie nickte. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht«, sagte sie dann und wirkte verlegen.
    »Auch ich habe mir Sorgen um mich gemacht.«
    »Es war nicht schön, mit anzusehen, was mit dir passierte.« Trotz all der Gewalt, die sie zweifellos erlebt hatte, als sie in Fintry und auf den Rigs aufgewachsen war, hatte sie es irgendwie geschafft, sich nicht daran zu gewöhnen.
    Dann wurde mir klar, was sie eigentlich zu sagen versuchte. Ich kam mir ziemlich dumm vor.
    »Es hat dir nicht gefallen, mir bei dem zuzusehen, was ich getan habe?«, sagte ich.

    Sie überlegte, was sie als Nächstes sagen sollte, aber es stand ihr bereits ins Gesicht geschrieben.
    »Morag …«, begann ich.
    »Das ist egoistisch von mir.« Sie stand auf.
    »Warte«, sagte ich, und sie hielt inne. »Morag, sieh mich an.« Sie weigerte sich. »Bitte.« Als sie mich schließlich ansah, konnte ich ihre Miene nicht deuten. »Ich würde dir niemals wehtun. Hast du das verstanden?« Endlich nickte sie. »Bitte setz dich. Bleib bei mir.« Ich versuchte, es nicht allzu flehend klingen zu lassen.
    Sie setzte sich wieder. Es folgte ein unbehagliches Schweigen, bis sie wieder zu mir aufblickte.
    »Ich lasse dich nicht im Stich«, sagte sie mit stählerner Entschlossenheit. Es klang wie eine Deklaration. Sie wollte nie wieder Opfer sein.
    Meine erste Reaktion war Bestürzung. Ich wollte nicht, dass sie von mir dasselbe dachte wie von all den anderen Arschlöchern, die sie im Laufe ihres kurzen Lebens kennengelernt hatte. Andererseits gehörte ich vielleicht doch dazu. Schließlich nickte ich lächelnd.
    »Also magst du Balor?«, fragte ich eine Weile später so beiläufig wie möglich.
    Morag lachte leise. »Ich habe dich aufgezogen«, sagte sie.
    Gute Arbeit , dachte ich. »Was ist mit dir und Rannu?«, fragte ich.
    »Ich glaube, er hält mich für eine Art Prophetin«, sagte sie und schien darüber teils peinlich berührt, teils amüsiert zu sein.
    »Oh«, sagte ich. »Darüber wird der Heide ziemlich sauer sein.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Dann spürte ich, wie ich erneut wegtrat. Aber diesmal fühlte es sich natürlicher an. Ich war

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