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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Seite gegenüber der Benelli-Pumpgun, die ich auf einem der vielen Waffenmärkte von New York gekauft hatte. Dann schlang sie die Arme um mich.
    »Ich fahre am Nachmittag«, sagte sie zu mir, als ich Gas gab und wir uns auf den Weg durch New Jersey machten. Die anderen folgten im Sportwagen. Ich hörte einen Jubelschrei von Mudge.

    Vernarbtes Land. Es war im FMK schwer getroffen worden, als die Konzerne und die Äquatorialstaaten sich holen wollten, was noch von der amerikanischen Schwerindustrie übrig war. Sie hatten nukleare Sprengköpfe sowie biologische und chemische Waffen eingesetzt. Der Krieg und die Umweltverschmutzung durch die Deregulierung der Industrie, die vor und nach dem FMK stattgefunden hatte - ein verzweifelter Versuch der USA, ihre schwindende wirtschaftliche Macht zu retten -, hatten ein verwüstetes Land hinterlassen, das niemand haben wollte. Also hatten die Leute, die niemand haben wollte, es besetzt.
    Ein großer Teil des Landes war von weißem, ascheähnlichem Staub bedeckt. Die Farben des Himmels waren kräftig und unnatürlich, und überall, wo wir vorbeikamen, von fernen Wolkenkratzern und leeren Vorstädten bis zu aufgegebenen Raffinerien und Kraftwerken, war es unheimlich und menschenleer. Es war, als wären wir ganz allein auf der Welt. Ich stellte fest, dass es mir gefiel. Morags per Softskills erworbener Fahrstil mit dem Low Rider gefiel mir nicht so. Aber nicht so sehr, wie Mudges Fahrstil Rannu und dem Heiden missfiel, und wenn er und Morag beschlossen, ein Wettrennen zu veranstalten, musste ich ihnen beipflichten.
    Es ging nach Westen, tiefer nach Amerika hinein. Wir kamen nur langsam voran, weil die meisten Wege teilweise durch Trümmer blockiert waren. Alle Fahrzeuge, die auf den Toten Straßen zurückgelassen worden waren, hatte man zur Seite gedrängt, wahrscheinlich beim Durchzug von Crawling Town. Doch es gab immer noch Krater, schwere Brocken, die sich nicht ohne weiteres von der Stelle bewegen ließen, und zerbrochene Brücken, abgesehen vom allgemeinen schlechten Straßenzustand. Die Satelliteninfos hatten uns verraten, dass der gemächliche Konvoi sich den Ruinen einer Stadt namens Trenton näherte, nicht weit von der Grenze zwischen New Jersey und Pennsylvania.
Diese Grenze wurde von den eigentlichen USA hartnäckig verteidigt.
    Ich wusste, dass hier draußen noch andere Leute lebten, die nichts mit Crawling Town zu tun hatten. Ich wusste, dass sich manche Stämme in den Städten niedergelassen hatten. Ich wusste, dass es Hunderudel und Rattenhorden gab, aber wir sahen nichts und niemanden. Die Abende gefielen mir am besten. Wenn wir der untergehenden Sonne entgegenfuhren. Das eigenartige Zwielicht, bevor es zu gefährlich zum Weiterfahren wurde und wir halten mussten. Es war nichts zu hören außer dem Tuckern der zwei Motoren, wenn unsere Fahrzeuge zu Silhouetten wurden. Ich fragte mich, ob Rolleston wusste, dass wir es waren. Verfolgte er weiter unsere Spur? In gewisser Hinsicht waren wir jetzt am ungeschütztesten, und dennoch war es für mich die glücklichste Zeit, seit diese Sache begonnen hatte. Um genau zu sein, hatte ich mich schon lange nicht mehr so glücklich gefühlt.
    In der ersten Nacht hielten wir an und bauten unser Zelt auf. Es hatte eine Luftschleuse, und wir mussten uns an die Dekontaminationsdisziplin halten. Morag und der Heide arbeiteten an Gott und verbrachten mehrere Stunden in Netztrance. Rannu, Mudge und ich wechselten uns mit der Wache ab und errichteten außerhalb des Zeltes einen Beobachtungsposten. Rannu beklagte sich nicht, dass er die mittlere Wache übernehmen sollte, was schließlich auf einen unterbrochenen Nachtschlaf hinauslief, und ich bezweifelte, dass Mudge, der fast die ganze Zeit betrunken oder high war, uns allzu viel nützte. Wenn sie ihre abendliche Arbeit an Gott beendeten und meine Wache vorbei war, rollte sich Morag an meiner Seite zusammen. Mudge beobachtete es amüsiert, Rannu war so leidenschaftslos wie immer, und der Heide runzelte die Stirn, sagte aber nie etwas. Ich hielt Morag einfach nur in den Armen, während sie schlief.
    Es war meine Lieblingszeit des Tages, als wir sie zum ersten
Mal sahen. In diesem seltsamen, irrealen Zwielicht bemerkten wir eine riesige Staubwolke, die den westlichen Horizont verdunkelte. Unausgesprochen brachten wir gleichzeitig unsere Fahrzeuge zum Stehen. Ich vergrößerte die Ansicht. Plötzlich war die Staubwolke viel näher und füllte mein gesamtes Sichtfeld aus. Sie war

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