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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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undurchdringlich, obwohl ich ein paar Vorreiter auf Bikes und Trikes sah, die aus dem Dunst auftauchten und wieder darin verschwanden.
    »Die Stadt fährt eine Woche lang und kampiert dann«, sagte der Heide über das Kom-Netz.
    »Empfängst du schon irgendwas?«, fragte ich.
    »Nicht viel. Allerdings ist gerade eine schwer verschlüsselte Kommunikation im Gange.«
    »Militärisch?«, fragte ich.
    »Könnte sein. Die Stadt ist der Grenze recht nahe«, antwortete der Heide. Die amerikanischen Fortunate Sons würden den Konvoi sehr genau im Auge behalten.
    »Und wann werden sie kampieren?«, fragte Morag.
    »Entweder müssen sie bald stoppen oder die Richtung ändern, was für einen Konvoi dieser Größe nicht allzu einfach sein dürfte - sofern sie keine Invasion Amerikas planen«, sagte der Heide.
    »Und was dann?«, fragte Morag.
    »Dann gehen Rannu und ich hinein und sehen uns um«, sagte ich.
    »Es wäre besser, wenn ich gehe«, sagte Mudge. »Ich bin besser darin, Leute zu finden.«
    »Ich brauche dich hier, damit du Morag und den Heiden beschützt.« Jemand musste auf sie aufpassen, wenn sie an Gott arbeiteten. Ich konnte mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, was das eigentlich bedeutete - an Gott arbeiten. Aber irgendwann hatte ich mich an diesen Gedanken gewöhnt. Vielleicht weil ich mehr Vertrauen in Morag als in den Heiden hatte.

    »Aber ich bin der bessere Beschützer«, sagte Rannu. Was er nicht sagte, war, dass er dann besser in Morags Nähe bleiben konnte.
    »Jungs, könntet ihr bitte ein bisschen hilfreicher sein?«, sagte ich.
    Keine Antwort.
    Ich hatte meine Gründe, warum ich Rannu mitnehmen wollte. Mudge hatte recht - ihm gelang es wahrscheinlich schneller, Gibby und Buck zu finden -, aber ich war mir nicht sicher, ob er die beiden vielleicht erschießen würde. Im Grunde könnte ich es ihm nicht einmal übelnehmen. Ich war nur ein klein wenig mehr davon überzeugt, dass ich nicht das Gleiche tun würde.
     
    Wir hatten richtig geschätzt. Crawling Town war am Rand des Ruinenfeldes von Trenton zum Stehen gekommen. Aus den Sattelzügen und Wegebahnen, vorwiegend riesige fünfachsige Zugmaschinen mit mehrfachen Anhängern, hatte man einen weiten Kreis gebildet. Viele waren mit Neonmustern überzogen, von denen der Heide gesagt hatte, dass es Veves waren, okkulte Pop-Voudun-Symbole. Diese Lastwagen gehörten zu einer der größten Gangs in Crawling Town, einer der Gründergruppen im Herzen des riesigen Konvois. Es waren haitianische und jamaikanische Yardies, die sich vor ein paar hundert Jahren im Transportwesen nach oben geboxt hatten. Sie bezeichneten sich selbst als Big Neon Voodoo. Sie waren sehr beliebt bei Produzenten reißerischer Senso-Erlebnisse und Schockdokus, auch wenn viele von ihnen es nicht überlebt hatten. Ich sah auch, dass einige Anhänger mit großen Viz-Schirmen ausgestattet waren, die sich über die gesamte Seite hinzogen.
    Die Staubwolke über dem Konvoi schien eine Zeitlang in der Luft zu verharren, bis sie sich allmählich niedersenkte. Sie hüllte alles ein und war wie ein dichter grauer Nebel, als Rannu und ich auf die geparkten Fahrzeuge zuhielten. Der kräftige Scheinwerfer
des Bikes schaffte es kaum, die Düsternis zu durchdringen. Als wir näher kamen, hörten wir den Lärm von Motoren auf Hochtouren. Sporadische Schüsse erhellten kurzzeitig den Dreck, und die größeren Fahrzeuge waren nicht mehr als Schatten, die plötzlich vor uns aus dem Dunst auftauchten.
    Sie waren alle hier, sämtliche Horden des Schreckens, die ich im Viz gesehen hatte, ob nun in Dokumentationen, Sportsendungen oder Horrorfilmen. All die Geschichten, die aus Gemeinschaften wie diesen erwuchsen, alle nur vom Hörensagen bekannt. Gangs wie die ausschließlich weiblichen Nicely-Nicely Boys mit ihren Nadelstreifenanzügen und Melonen. Es gab den Electric Circus, die schaurigen Bad Faeries und die berüchtigte Erste Baptistenkirche von Austin Texas mit den pastellfarbenen Gesellschaftsanzügen, Totenkopfmasken und gepanzerten Kombiwagen, eine militante Gebetsgruppe mit einem Serienkiller als Anführer.
    Ich dachte mir, dass Buck und Gibby, wenn sie hier irgendwo waren, vermutlich die Gesellschaft von ihresgleichen vorzogen. Wahrscheinlich bei irgendeiner Cyberbilly-Truppe wie den Hard Luck Commancheros. Es waren schlimme Geschichten, die man über den Konvoi hörte, aber wir hatten New York überlebt, auch wenn wir dem Tod nur knapp entronnen waren, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass es

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