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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Dämonen ausgetrieben werden.«
    »Exorzismus?« Ich hatte es in Fintry und auf den Rigs miterlebt. Meistens irgendwelche Möchtegern-Hacker, die mit ihrer ersten Vision überfordert waren und sich mit ihrer billigen Neuralware etwas eingefangen hatten. Manche Leute kamen mit religiösen Offenbarungen überhaupt nicht mehr klar. »Ja, das würde ich wirklich gerne tun«, sagte ich ehrlicherweise.
    »Warum?«, fragte sie, als sie mir die Whisky-Flasche abnahm und daraus trank.
    Ich schaffte es nicht, darin etwas anderes als eine dumme Frage zu sehen. »Was meinst du mit warum? In deinem Kopf lebt ein Alien.« Ich klang vernünftiger, als ich mich fühlte.
    »Und? Du hattest vorher kaum Zeit, mich richtig kennenzulernen. Vielleicht bin ich eigentlich Botschafter und ich«, sagte sie, womit sie mir allmählich Kopfschmerzen bereitete. »Ich hatte gehofft, das sei die Morag, die du dir wünschst. Falls du nicht wie jeder andere Wichser bist und du mich gar nicht kennst, sondern dir im Kopf ein Bild von mir gemacht hast, das dem entspricht, was du willst.« Sie sah mich anklagend an.

    »Verdammt, das wüsste ich selber gerne«, sagte ich lachend. »Aber soweit mir bewusst ist, bist du es, die ich will.«
    »Dieses Ich ist aber nicht ohne ein Alien im Kopf zu haben, also solltest du mich so beurteilen wie jeden anderen Menschen, dem du begegnest. Entscheide selber, ob du mir vertraust oder nicht.«
    Mir wurde klar, dass ich ihr tatsächlich vertraute. Obwohl ich wahrscheinlich keinem Menschen außer vielleicht Mudge vertraute.
    »Möglicherweise bist du der erste Mann, mit dem ich jemals Sex haben wollte«, sagte sie, und ich musste wieder lachen. »Lach mich nicht aus, du Mistkerl!« Sie schlug mir auf den Wundverband.
    Mein Schrei veranlasste viele der versammelten Cyberbillys, in unsere Richtung zu blicken. Morag kicherte.
    »So etwas solltest du zu keinem Mann sagen«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als der Schmerz nachließ.
    »Warum nicht?«
    »Weil wir dann noch viel mehr von uns selber eingenommen sind.«
    »Ich will ganz ehrlich sein«, verkündete sie. »Weil ich möchte, dass du es weißt und immer im Kopf behältst.«
    »Mir fällt die Haut vom Körper«, sagte ich.
    »Als wir uns das erste Mal begegneten, hatte jemand gerade deinen Kopf abgefackelt. Außerdem ist deine Haut sowieso nicht besonders hübsch. Du darfst mir die Schuld daran geben, dass ich weniger oberflächlich bin als du.« Dann küsste sie mich. »Wir sollten irgendwo anders hingehen«, schlug sie vor.
     
    Ich suchte im Kofferraum unseres Wagen nach dem Biwakzelt und dem Ultraschall-Rattenschutz. Unglaublich, wie romantisch
es in der Einöde sein konnte! Schließlich fand ich die Sachen und schloss den Kofferraum.
    Mudge stand neben mir.
    »Ist mit dem Heiden alles in Ordnung?«, fragte ich.
    Mudge nickte. »Wir werden uns betrinken und diese Nacht einen draufmachen. Und du?«
    »Dasselbe. Aber dazu brauchen wir ein bisschen Privatsphäre.«
    Mudge lächelte. »Was, du möchtest nicht, dass Rannu vorbeikommt und auf dich aufpasst? Wahrscheinlich würden auch Buck und Gibby zusehen wollen, wenn du sie freundlich bittest.«
    »Dann werde ich nie eine Erektion kriegen«, entgegnete ich.
    »Wahrscheinlich bist du durch die Strahlung sowieso schon impotent«, sagte Mudge grinsend.
    Damit brachte er mich ins Grübeln: Was war, wenn ich gar nicht mehr dazu fähig war?
    Mudge erkannte offenbar an meinem Gesichtsausdruck, woran ich dachte, weil er laut loslachte.
    »Du verdammter Drecksack.«
    »Das Komische ist nur, dass wahrscheinlich alles gut wäre, wenn ich dich nicht auf diese Idee gebracht hätte«, sagte er und lachte noch lauter.
    »Alles ist gut«, bekräftigte ich, aber auch das löste nur einen weiteren Lachanfall bei ihm aus. Ich wandte mich zum Gehen.
    »He, Jake«, sagte er, obwohl er wusste, wie sehr ich diesen Namen hasste.
    »Was?« Ich drehte mich zu ihm um.
    Jetzt war er völlig ernst. »Bist du dir wirklich sicher, Mann? Sie ist so verdammt jung.«
    Ich dachte eine Weile nach. Vielleicht war es egoistisch von mir, aber ich war sowieso bald tot - sofern wir nicht von Rolleston oder sonst wem getötet wurden. Mir war klar, dass ich es bereuen
würde, wenn ich es nicht tat. Ich hatte den Eindruck, dass meine Motive so rein waren, wie man es sich in einer solchen Situation erhoffen konnte. Vielleicht nicht ganz so rein, aber ich glaubte nicht, dass ich irgendjemanden ausnutzte.
    »Ja«, sagte ich.
    Mudge

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