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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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leid.«
    »Ich würde dich gern was fragen, Jakob. Wünschst du dir die Zeit zurück, als ich noch Angst hatte? Vermisst du das furchtsame kleine geschminkte Mädchen, das du auf den Rigs aufgelesen hast?«
    Bis jetzt war mir gar nicht klar gewesen, dass ich keineswegs die Prostituierte vermisste, sondern das Gefühl, dass ich sie beschützen konnte, auf sie aufpassen konnte. Offenbar stand es mir ins Gesicht geschrieben.
    »Du Arschloch«, sagte sie, schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen. Ich stemmte mich ein Stückchen hoch und schlug ihr die Beine weg. Sie schrie, als sie mit dem Hintern auf dem Beton landete. Allmählich lenkten wir die Aufmerksamkeit der anderen Leute rund um das Feuer auf uns. Ich starrte ein paar von ihnen an. Meine Augen mussten schwarze Löcher sein, die nicht einmal die Flammen reflektierten. Daraufhin kümmerten sie sich wieder um ihre eigenen Angelegenheiten. Ich hatte nicht aufgepasst und konnte Morags Fausthieb im letzten Moment abblocken.
    »Gut, wunderbar, Morag. Du hast Softskills im Nahkampf, was uns alle sehr beeindruckt.« Ich blickte zu ihr auf.
    Jetzt war sie wütend. »Bist du eine Nummer zu groß für mich? Willst du mir eine Lektion in Hilflosigkeit erteilen? Glaubst du, ich hätte davon noch nicht genug gehabt?«
    »Es tut mir leid!«, rief ich, hauptsächlich aus Verzweiflung. »Was soll ich dagegen tun? Jeder von uns gerät manchmal in
Situationen, in denen wir uns hilflos fühlen, weil wir nichts dagegen tun können. Und in den Kreisen, in denen du dich derzeit bewegst, dürfte es leider sehr viele Leute geben, die gefährlicher sind als du.«
    »Nur physisch«, sagte sie. »Es ist noch gar nicht so lange her, als du völlig hilflos warst und ich für die Rettung sorgen musste. Und weißt du was? Wir haben es ohne jede Gewalt geschafft.« Sie hatte recht. Die Hacker waren die gefährlichen Leute, ich war nicht mehr als eine Waffe.
    »Damit stehen wir wieder da, wo wir angefangen haben. Wir haben Angst vor dir«, sagte ich leise und verfiel dann in Schweigen. Eine Weile saßen wir nur da und starrten ins Feuer.
    Schließlich zog Morag meine Flasche Whisky aus ihrer Tasche. »Du hast sie in Crawling Town zurückgelassen«, sagte sie, nahm einen Schluck und reichte sie an mich weiter.
    »Das war sehr nachlässig von mir.« Ich nahm einen tiefen Schluck. Ich genoss das Brennen in der Kehle. Mein Magen war davon nicht so begeistert, aber ich verdrängte das Gefühl der Übelkeit. Ich griff in eine Tasche und suchte nach einer der Pillen, die Papa Neon mir gegeben hatte, um die Symptome etwas zu lindern, damit ich bis zum Ende durchhielt. Ich hoffte, dass Morag es nicht bemerkt hatte. Ich spülte sie mit einem weiteren Schluck Whisky herunter.
    »Du möchtest mit mir vögeln«, sagte Morag. Es war keine Frage, und sie klang fast resigniert.
    Ich schüttelte den Kopf. Allmählich wurde ich wieder wütend. »Was soll ich dazu jetzt sagen?«, fragte ich sie.
    »Du könntest es zugeben - dass du glaubst, ich sei es dir schuldig.«
    Ich sah sie an. Sie beobachtete mich. Der Widerschein der Flammen spiegelte sich auf ihrer blassen Haut.
    »Ich will dich. Aber du bist mir überhaupt nichts schuldig«, sagte ich und stand auf. Ich war mir nicht sicher, wer mich mehr
anwiderte. Falsch, ich wusste es ganz genau. Ich war es. Was sollte sie auf meine Worte erwidern? Inwiefern unterschied ich mich von all ihren anderen Freiern? Ich war nur ein weiterer alter geiler Bock, und ich musste mich von ihr fernhalten. Also ging ich.
    »Ich bin kein Alien«, sagte sie und ließ mich innehalten. »Bring mir den Whisky zurück.«
    Ich setzte mich wieder und fühlte mich in jeder Hinsicht schwach.
    »Könntest du mich in die Arme nehmen?«, fragte sie.
    Ich drückte sie an mich. War es das, was ich wollte? Sie fühlte sich so klein und verletzlich an. Klar, ich wollte nicht, dass sie Angst hatte oder verletzt wurde. Das war so ziemlich das Beste, was ich für sie tun konnte. Ich wusste nicht, was das bedeutete.
    »Wir sprechen miteinander, zumindest versuchen wir es«, sagte sie.
    Ich war verwirrt. »Wer?« Meinte sie uns beide?
    »Botschafter.«
    »Ist dir klar, dass du Dinge tun kannst, zu denen du eigentlich nicht fähig sein dürftest?«, sagte ich zu ihr.
    Sie blickte zu mir auf. »Ich bin gut, ich meine, richtig gut. Es liegt nicht nur an Botschafter. Ich wurde dazu geboren«, sagte sie.
    »Ich glaube dir, aber der Heide ist nicht nur aus professionellen Gründen eifersüchtig, er hat

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