Der Veteran: Roman
zu tun oder nur mit einer Fassade, in die der Ninja sein Opfer verwandelt hatte? Ich wusste es nicht.
»Wir könnten versuchen, mit ihm zu reden«, schlug Mudge in einem Tonfall vor, der andeutete, dass nicht einmal er selbst glaubte, dass es funktionierte.
Ich war mir außerdem ziemlich sicher, dass es auch nicht funktionierte, wenn wir ihm sein Abendessen servierten.
»Lasst ihn raus«, schlug Balor vor.
Ich ging nicht auf ihn ein, sondern blickte auf den eingeschüchterten Wissenschaftler, der vor mir kniete.
»Was tun Sie, wenn er ausbricht?«, fragte ich.
»Das kann er nicht«, sagte er und schluchzte dabei immer seltener. »Die Sicherheitskammer …«
»Ja, das habe ich verstanden«, unterbrach ich ihn gereizt. »Aber Sie müssen Vorsichtsmaßnahmen für den Notfall getroffen haben, falls es doch passieren sollte.«
Er dachte darüber nach.
»Ich muss Sie daran erinnern, dass Sie sich beeilen sollten«, sagte ich und schwenkte die Mastodon.
»Wir laden das Nanitenserum in Injektionsspritzen und schießen sie auf ihn.«
»Wunderbar. Mudge, hilf diesem Mann bitte, das Serum und ein Betäubungsgewehr zu suchen«, sagte ich.
»Du willst ihn rauslassen?«, sagte Balor. Die Erregung in seiner Stimme hatte fast etwas Sexuelles.
»Aber nicht, um mit ihm zu spielen«, erwiderte ich, worauf er verächtlich schnaufte. »Rannu, bring die übrigen Gefangenen auf die andere Seite dieses Raums.«
»Sie wollen uns doch nicht hier drinnen behalten, wenn Sie die Kammer öffnen!«, rief eine weibliche Stimme in autoritärem Tonfall. Ich drehte mich zu einer Frau mittleren Alters mit verhärmtem Gesicht um. Sie trug ebenfalls einen Laborkittel und sah mich mit nur einer winzigen Spur von Angst an.
»Die Alternative wäre für Sie, eine Kugel in den Kopf zu bekommen«, sagte ich. Eigentlich hatte sie recht, denn ich wollte diese Leute gar nicht hier haben, aber ich hatte keine andere Wahl, weil ich meine Kämpfer zusammenhalten wollte.
»Morag, Heide?«, sagte ich.
Im Netz-Fenster sah ich sie durch die brennenden Obsidianruinen eines Gebäudes schreiten, das in mir die Assoziation eines Tempels auslöste. Die beiden sammelten Obsidianscherben ein, auf denen obskure, sich bewegende Symbole zu erkennen waren. Hinter ihnen erkannte ich die verschmorten Überreste von mehreren der kapuzentragenden geisterhaften Schatten.
»Wir sind gerade dabei …«, begann der Heide. Dann wurde das Fenster schwarz, gefolgt von statischem Rauschen, als die Netz-Verbindung getrennt wurde. Ich drehte mich zu Morag und dem Heiden um, die an der Wand auf dem Boden saßen. Morag zuckte krampfhaft, und Blut sickerte aus ihren Augen und Ohren. Ich schwang mich vom Tisch und hielt die Mastodon an den Kopf des Wissenschaftlers, der vor mir kauerte.
»Was passiert hier?«, wollte ich wissen.
»Ich habe keine Ahnung«, heulte er. Offensichtlich hatte er Angst, und genauso offensichtlich sagte er die Wahrheit. Ich wirbelte herum und richtete die Waffe auf die Frau mit dem verhärmten Gesicht. Sie blickte mich an, als ich auf sie zuging.
»Sie! Was zum Henker ist mit ihnen passiert?«
»Sie würden niemals mit Ihrer Waff…« Die Mastodon ging los, und ihr Kopf verteilte sich über eine Werkbank aus rostfreiem Stahl. Wie zu erwarten war, fingen die Gefangenen an zu schreien.
»Ruhe! Ruhe!«, rief ich, ohne etwas zu bewirken. Ich suchte unter den Gefangenen nach jemandem, der ein SigTech oder Hacker war.
Der Heide wachte auf und wandte sich sofort Morag zu. Mit einem Kabel stellte er eine Verbindung zwischen seinen und ihren Anschlüssen her. Es war die hochkochende Wut über diese wiederholte Verletzung, die mich daran erinnerte, was geschehen war, als Botschafter versucht hatte, sie mit sämtlichen Informationen zu fluten, die er aufgenommen hatte.
»Heide, was ist passiert?«, fragte ich, ohne meinen Revolver sinken zu lassen.
Rannu versuchte die Gefangenen zu beruhigen und drückte einen, der weiterhin hysterisch reagierte, an die Wand. Mudge hielt zwei Betäubungsgewehre in der einen Hand und mehrere ungewöhnlich große Spritzen in der anderen. Sein Mund stand schockiert offen, als er Morag ansah. Balor starrte immer noch Gregor an. Das Netz-Fenster in meinem visuellen Display zeigte weiterhin statisches Rauschen.
Morag wachte schreiend auf. Ihre Augen öffneten sich flatternd, voll mit Blut. Der Heide sah sie erschrocken und mit ernstem Gesichtsausdruck an.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte ich.
Morags Kopf zuckte zu mir
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