Der Veteran: Roman
immer. Und schickt Mudge zu mir. Er soll mir dabei helfen, Gregor einzupacken.«
Rannu nickte und verließ den Raum. Ich hörte, wie er über das Netz subvokalisierte und Balor zu erreichen versuchte. Ich wandte mich an den Heiden, der immer noch einen verstörten Eindruck machte.
»Heide, ich möchte, dass du zerstörst, was von ihren Kommunikations- und Sicherheitssystemen noch vorhanden ist.«
Er nickte.
Wir mussten von hier verschwinden, und zwar möglichst schnell.
Der Abzug war nicht gerade ein Kinderspiel, aber er verlief wenigstens nicht so gewalttätig. Morag war wieder auf den Beinen und blutete kaum noch, obwohl ihre Augen völlig blutunterlaufen waren. Nachdem wir dafür gesorgt hatten, dass sie nicht
mehr kommunizieren konnten, kümmerten wir uns praktisch nicht mehr um das Laborpersonal.
Wir steckten Gregor in einen Überlebenssack, gaben ihm einen Atemluftvorrat und eine Wärmequelle mit - sofern er überhaupt etwas davon brauchte - und versiegelten den Sack. Mudge und ich schnallten ihn unter eine ausfahrbare Stange, die wir zwischen uns trugen.
Wir bewegten uns durch die Laboranlage, bis wir die Stelle erreichten, von der Morag gesagt hatte, dass sie der schwächste Punkt des Gebäudes war, der sich genau über einem wahrscheinlich bewohnten Bereich befand. Balor hatte den Kanister. Dieser Kanister hatte uns die höchsten Kosten verursacht. Nicht der Transporter, die Waffen, die Informationen und nicht einmal die Gespenster. Der Kanister, den er in den Händen hielt, war der bei weitem teuerste Teil unserer Ausrüstung, und er enthielt eine der verbotensten Substanzen der Menschenwelt. Allein der unbefugte Besitz genügte normalerweise für eine lange Gefängnisstrafe. Sie für einen terroristischen Anschlag zu benutzen, wie wir es taten, wurde in den meisten Staaten und in allen Speichen mit der Todesstrafe geahndet.
Balor sprühte die programmierbaren betonfressenden Mikroben auf den Betonboden am Ende des Verladedocks. Ich beobachtete, wie sich im Beton ein größerer Kreis verflüssigte, bis das Ganze durch das selbstgeschaffene Loch nach unten fiel. Balor sendete hastig den Vernichtungsbefehl an die Mikroben, bevor er und Rannu durch das Loch sprangen.
Unten rückten wir durch den Wartungsbereich vor. Der Heide trickste die Sensoren aus und sendete falsche Bilder an die Kameras, so dass Geisterbilder von uns zu sehen waren, wo wir nicht waren, und leere Gänge, wo wir tatsächlich waren. Eigentlich sollte Morag ihm helfen, aber sie wollte sich nicht noch einmal ins Netz einklinken, und wir hatten jetzt keine Zeit, uns damit auseinanderzusetzen.
Die Sicherheitskräfte und Notfalldienste der Speiche entwickelten größere Aktivitäten, aber niemand war sich ganz sicher, was los war, und man hatte es immer noch nicht geschafft, die benachbarten Ebenen zu sichern. Wahrscheinlich hatten Rollestons Leute sie gewarnt, so dass sie nun auf klarere Anweisungen warteten. Wir konnten hindurchschlüpfen.
Weitere drei Stockwerke tiefer fanden wir einen verlassenen Wartungsschacht, den Morag im Zuge ihrer Recherchen entdeckt hatte. Wir setzten den Rest der Mikroben ein, damit sie einen Zugang zum Schacht fraßen. Dann bauten wir eine Winde auf. Rannu ging als Erster, dann folgte ich, und Mudge beförderte den eingesackten Gregor nach unten. Wir hatten keine Ahnung, wie lange das Sedativum wirkte, aber wir hatten einen Vorrat von dem Zeug mitgenommen. Wenn er aufwachte, während wir unterwegs waren, konnte das ziemlich böse für uns enden.
Am Boden des Schachts gab es einen Tunnel, der zu einer Wartungsluftschleuse für die Maglev-Tunnel führte. Drinnen entrollten wir unsere leichten Vakuumanzüge und bauten die Helme zusammen. Die Maglev-Tunnel waren aus flexiblem Material errichtet worden, da man sie in tektonisch instabile Gesteinsschichten gebohrt hatte. Außerdem herrschte darin ein Vakuum, um den Luftwiderstand der Hochgeschwindigkeitszüge zu minimieren.
Der Heide hackte die Kontrollen der Luftschleuse und schickte falsche Daten an die Systeme der Speiche, damit es so aussah, als würde sie nicht geöffnet. Wir betraten die geräumigen dunklen Tunnel der Maglev-Verbindungen. Uns stand ein Dreißig-Kilometer-Marsch bei Taschenlampenlicht bevor, und der Heide musste wieder ganz allein die Kameras und Sensoren austricksen, da Morag ihm nicht helfen wollte. Man vergaß leicht, wie gut der Heide war, wenn man mitbekam, wozu Morag imstande war. Die Speichen und die Maglevs verfügten
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