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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Lebensmittelvorräten bis zu teuren wissenschaftlichen Instrumenten. Ein Teil des Lagerraums explodierte, als sich Brennstoff entzündete, und in einer anderen Ecke verging ein Munitionsvorrat in einem Feuerwerk. Der Widerstand war entweder eliminiert worden oder hatte sich tiefer in das Labor zurückgezogen. Im Hinterkopf hatte ich die Hoffnung, dass wir uns an der richtigen Stelle befanden, aber ich dachte nicht bewusst darüber nach. Im Moment war es mir egal.

    Ich schickte Mudge und Rannu in den Tunnel, damit sie sich dort umsahen. Der Heide und ich machten einen letzten Scan von unserer unmittelbaren Umgebung. Ich bemerkte, dass der Munitionszähler in meinem internen visuellen Display blinkte. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wann mir die Munition für die Retributor ausgegangen war. Die Gespenster von Mudge und Rannu kamen zurückgerannt.
    »Nichts«, sagte Rannu über das Kom-Netz.
    Ich nickte, und der Kopf des Gespenstes imitierte die Bewegung.
    »Aussteigen«, sagte ich, als Balor zu uns aufschloss und sich auf ein Knie niederließ, seine Waffe auf den brennenden Lagerbereich gerichtet. Die Köpfe der von Kampfspuren gezeichneten Gespenster kippten zurück, und ihre Brustpanzerung spaltete sich und klappte auf. Ich zog die Füße aus den Schuhen und die Hände aus den Handschuhen und stemmte mich hoch und nach draußen, während die Stecker aus meinen Genickbuchsen glitten. Fast wäre ich gestürzt, als ich mich schlagartig daran gewöhnen musste, wieder kleiner als zwei Meter zu sein. Es fühlte sich nicht richtig an. Genauso wie alle anderen war ich schweißüberströmt und rang nach Atem, aber außer mir war Balor der Einzige, der grinste.
    Ich trat in eine Blutlache. Für einen Moment sah ich sie mir an, vielleicht etwas zu lange, dann schickte ich den codierten Befehl an mein Gespenst, beide Staufächer zu öffnen. Die Oberschenkel klappten auf. Mir wurde bewusst, dass kein Laut auf Verwundete hindeutete. Wir waren viel zu gründlich vorgegangen, um Verwundete zu hinterlassen.
    Ich nahm die Benelli-Kampfpumpgun aus dem Staufach des Gespenstes und setzte sie hastig zusammen. Aus dem zweiten Fach griff ich die Tragetasche und die Gurte mit der Ersatzmunition. Die anderen taten dasselbe, außer Balor, der uns weiterhin Deckung gab, und Morag. Morag stand da und blickte
mit ausdruckslosem Gesicht auf das Blutbad. Sie begriff nicht, was geschehen war und welchen Anteil sie daran gehabt hatte. So etwas hatte ich schon oft erlebt. Mir war es genauso gegangen, aber im Moment konnte ich dafür kein Mitgefühl erübrigen. Wer wollte so etwas nicht? Es war der ultimative Ausdruck unmittelbarer Macht.
    »Hast du die biologische Gefahrenwarnung rausgeschickt?«, fragte ich sie, aber Morag reagierte nicht. Wenn sie davon ausgehen mussten, dass es hier zu einer biologischen Gefährdung gekommen war, würde das Sicherheitskommando der Speiche nicht sofort Einsatzkräfte herschicken. Morag sagte immer noch nichts.
    »Morag?«, sagte ich.
    »Nein«, antwortete der Heide für sie. »Sobald wir eingedrungen waren, haben sie sämtliche internen Ausgänge geschlossen und selber eine biologische Gefahrenwarnung ausgegeben. Ich vermute, sie wollen nicht, dass jeder erfährt, was hier drinnen passiert.«
    »Also müssen wir uns höchstens wegen einer schnellen Eingreiftruppe Sorgen machen, die von Rolleston oder seinen Vorgesetzten losgeschickt wird«, sagte Mudge.
    Ich nickte.
    Morag blickte immer noch auf das Gemetzel. Als ich zu ihr ging und eine Hand auf ihre Schulter legte, zuckte sie zusammen. Dann blickte sie mit fragender Miene zu mir auf.
    »Mach dich bereit«, flüsterte ich.
    Sie nickte benommen, und dann erbrach sie sich.
    Ich bemühte mich, die Verachtung zu verdrängen, die sich in mir aufbaute.
     
    Wir verließen das Verladedock und drangen ins eigentliche Labor vor. Wir hatten die Waffen geschultert, die Läufe suchten nach Zielen, die Fadenkreuze unserer Smart-Links wanderten
auf den internen visuellen Displays hin und her. Wir suchten nach weiteren Menschen, die wir töten konnten.
    Hinter uns im Dock detonierten Sprengsätze, die die verlassenen Gespenster vernichteten. Ihre internen Systeme waren bereits durch einen Virus des Heiden unbrauchbar gemacht worden. Es war eine Schande, sie aufzugeben, aber selbst wenn sie noch für einen weiteren Unterwassereinsatz tauglich gewesen wären, hätten sie es niemals mit der Blockade aufnehmen können, die draußen vorbereitet wurde. Wir hatten sie vernichtet, um

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